Finance & Freedom Mieten explodieren: Warum Metropolen doppelt so stark wie die Inflation zulegen

Mieten explodieren: Warum Metropolen doppelt so stark wie die Inflation zulegen

Armutsrisiko Wohnen

Die Zahlen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes unterstreichen die soziale Brisanz: Menschen unterhalb der Armutsschwelle (Einkommensgrenze für Alleinstehende: 1.381 Euro monatlich) müssen inzwischen über 40 Prozent ihres Einkommens für Wohnkosten aufbringen. Eine enorme Belastung, die andere Lebensbereiche massiv einschränkt.

Besonders problematisch: Neubauwohnungen, die eigentlich zur Entspannung des Marktes beitragen sollten, sind für viele Menschen schlicht unbezahlbar. In Berlin beispielsweise liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis bei 15 Euro – bei Neubauten sind es jedoch 20 Euro. Die oft beschworene Lösung „mehr bauen“ greift zu kurz, wenn die entstehenden Wohnungen für Normalverdiener unerreichbar bleiben.

Bevölkerungswachstum verschärft die Lage

In Leipzig zeigt sich ein weiteres strukturelles Problem: Während die Bevölkerung seit 2016 um 6,5 Prozent wuchs, nahm der Wohnungsbestand nur um 5 Prozent zu. Diese Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage treibt die Preise zusätzlich nach oben.

Die aktuelle Bundesregierung hat dem Thema in ihrem Koalitionsvertrag zwar Beachtung geschenkt, bleibt bei den konkreten Maßnahmen jedoch vage. Die Mietpreisbremse soll verlängert werden, neue Regelungen für Indexmieten und möblierte Wohnungen sind geplant. Zudem sollen Vermieter, die günstigen Wohnraum anbieten, steuerlich entlastet werden. Doch ohne eine grundlegende Lösung für die gestiegenen Baukosten dürften selbst sinkende Zinsen kaum ausreichen, um die Wohnungskrise zu entschärfen.

Wohnungskrise erfordert radikales Umdenken

Die Zahlen machen deutlich: Deutschland steckt in einer tiefgreifenden Wohnungskrise, die mit herkömmlichen Instrumenten kaum zu bewältigen ist. Ohne ein radikales Umdenken in der Wohnungspolitik droht die soziale Spaltung in den Metropolen weiter zuzunehmen.

Experten fordern längst einen Mix aus verschärfter Mietpreisregulierung, massiven öffentlichen Investitionen in bezahlbaren Wohnraum und steuerlichen Anreizen für nachhaltige Bauvorhaben. Auch innovative Konzepte wie modulares Bauen und Nachverdichtung müssen stärker gefördert werden. Die Hoffnung ruht zudem auf technologischen Innovationen, die Baukosten senken könnten – doch bis diese greifen, dürfte sich die Lage für Mieter in den Metropolen weiter verschärfen. Die Wohnungsfrage entwickelt sich damit zu einer der zentralen sozialen Herausforderungen der kommenden Jahre.

Quellen: merkur.de

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