Finance & Freedom Reiche leben länger? Warum dein Kontostand deine Lebensuhr ticken lässt

Reiche leben länger? Warum dein Kontostand deine Lebensuhr ticken lässt

Der finanzielle Status entscheidet mit über die Lebensdauer: Bis zu 10,8 Jahre länger leben wohlhabende Männer im Vergleich zu einkommensschwachen. Die soziale Kluft manifestiert sich zunehmend in der Lebenserwartung.

Die Zahlen sind ernüchternd: Wer in Deutschland mehr verdient, lebt deutlich länger. Bis zu 10,8 Jahre beträgt der Unterschied zwischen Arm und Reich bei Männern, bei Frauen sind es immerhin 8,4 Jahre. Was früher als Schicksal galt, entpuppt sich zunehmend als Frage des Bankkontos. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland liegt aktuell bei 78,2 Jahren für Männer und 83,0 Jahren für Frauen – doch hinter diesen Durchschnittswerten verbirgt sich eine gesellschaftliche Spaltung, die tiefer reicht als viele vermuten.

Die Einkommens-Lebensdauer-Schere

Die Fakten sprechen eine klare Sprache: 27 Prozent der Männer aus der niedrigsten Einkommensgruppe sterben bereits vor ihrem 65. Geburtstag. In der höchsten Einkommensklasse trifft dieses Schicksal nur 14 Prozent. Bei Frauen zeigt sich ein ähnliches, wenn auch weniger ausgeprägtes Bild: 13 Prozent der einkommensschwachen Frauen erleben ihren 65. Geburtstag nicht, in der Spitzenverdiener-Gruppe sind es lediglich 8 Prozent. Diese Zahlen stammen aus einer Auswertung des Robert-Koch-Instituts auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels der Jahre 1992 bis 2016, wie „Merkur“ berichtet.

Besonders interessant: Während bei Männern sowohl das individuelle als auch das Haushaltseinkommen die Lebenserwartung beeinflusst, spielt bei Frauen laut einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) vom Juni 2024 nur das Haushaltseinkommen eine signifikante Rolle. Das individuelle Einkommen scheint für die Lebensdauer von Frauen weniger relevant zu sein.

Der historische Lebenssprung

Die Entwicklung der Lebenserwartung in Deutschland ist grundsätzlich eine Erfolgsgeschichte. Vor etwa 150 Jahren, als die erste allgemeine Sterbetafel 1871/1881 veröffentlicht wurde, betrug die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt für Männer magere 35,6 Jahre und für Frauen 38,5 Jahre. Heute leben wir mehr als doppelt so lange.

Diese beeindruckende Steigerung verdanken wir laut Statistischem Bundesamt mehreren Faktoren: drastisch gesunkene Säuglingssterblichkeit, medizinischer Fortschritt, verbesserte Hygiene, bessere Ernährung und Wohnsituation sowie humanere Arbeitsbedingungen und gestiegener materieller Wohlstand. Doch der Aufwärtstrend verlangsamt sich. Bis 2008 stieg die Lebenserwartung jährlich um etwa 0,3 Jahre bei Männern und 0,2 Jahre bei Frauen. Seitdem hat sich der Zuwachs auf durchschnittlich nur noch 0,1 Jahre pro Jahr verringert.

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