Finance & Freedom Rente mit 63 auf der Kippe: Die Grünen fordern den Arbeitsmarkt-Stresstest

Rente mit 63 auf der Kippe: Die Grünen fordern den Arbeitsmarkt-Stresstest

Die Grünen wollen die Rente mit 63 radikal umbauen und nur noch für gesundheitliche Härtefälle erlauben. Gleichzeitig fordern sie ein dauerhaftes Rentenniveau von 48 Prozent – ein Wirtschaftsmodell mit Sprengkraft.

Die Rentendebatte bekommt neuen Zündstoff. Mit einem achtseitigen Positionspapier gehen die Grünen jetzt auf Konfrontationskurs zur schwarz-roten Koalition. Kernpunkt: Die beliebte „Rente mit 63“ soll ab 2030 drastisch eingeschränkt werden. Grünen-Co-Parteichef Felix Banaszak hält das aktuelle Rentenpaket der Regierung laut „t-online.de“ sogar „in der Summe für falsch“.

Frühverrentung als Wirtschaftsbremse

Die Grünen-Spitze rechnet vor: Würden alle Beschäftigten bis zum regulären Renteneintrittsalter arbeiten, könnte der Beitragssatz zur Rentenversicherung um einen ganzen Prozentpunkt sinken. Stattdessen sollen Frühverrentungsprogramme und Altersteilzeitmodelle der Vergangenheit angehören.

Laut „tagesschau.de“ fordern die Grünen-Politiker Katharina Dröge, Britta Haßelmann und Andreas Audretsch einen „Kulturwandel weg von der Frühverrentung“ – und nehmen dabei besonders die Unternehmen in die Pflicht.

Rente mit 63 nur noch für Härtefälle

Der Vorstoß hat es in sich: Die „Rente mit 63“ soll ab 2030 radikal umgebaut werden. Sie solle schrittweise zu einer Rente werden, „die wirklich nur noch denen zugutekommt, die aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden müssen“, zitiert „tagesschau.de“ aus dem Papier.

Das reguläre Renteneintrittsalter soll zwar bei 67 Jahren bleiben, aber die Grünen wollen unbefristete Arbeitsverträge nicht mehr automatisch mit Erreichen des Rentenalters enden lassen.

Mehr Beitragszahler für stabile Renten

Gleichzeitig fordern die Grünen ein dauerhaftes Rentenniveau von 48 Prozent. Um das zu finanzieren, soll der Kreis der Beitragszahler massiv erweitert werden: Abgeordnete, neue Beamte und bisher nicht anderweitig abgesicherte Selbstständige sollen künftig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Außerdem verweisen die Grünen auf ungenutzte Potenziale:

„Könnten Frauen so viel arbeiten, wie sie wollen, würde der Arbeitsmarkt in Deutschland um etwa 800.000 Vollzeitstellen wachsen – und damit mehr in die Rente eingezahlt werden“, heißt es laut „t-online.de“ im Papier.

Business Punk Check

Der grüne Rentenvorstoß ist ein wirtschaftspolitischer Cocktail mit Sprengkraft. Die Abschaffung der Frührente könnte zwar den Fachkräftemangel lindern, ignoriert aber die Realität vieler körperlich belasteter Arbeitnehmer. Wer jahrzehntelang auf dem Bau oder in der Pflege gearbeitet hat, kann oft nicht bis 67 durchhalten – gesundheitliche Gründe hin oder her. Die Idee, mehr Beitragszahler ins System zu holen, ist ökonomisch sinnvoll, politisch aber ein Minenfeld. Beamte und Selbstständige in die Rentenversicherung zu zwingen, würde massiven Widerstand provozieren.

Und die 800.000 zusätzlichen weiblichen Vollzeitstellen? Ein schöner Traum, der an fehlender Kinderbetreuung und strukturellen Problemen scheitert. Unternehmen sollten dennoch aufhorchen: Wer jetzt nicht in altersgerechte Arbeitsplätze investiert, könnte bald keine Frühverrentungsoption mehr haben.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche konkreten Auswirkungen hätte die Abschaffung der Rente mit 63 auf den Mittelstand?
    Mittelständische Unternehmen müssten ihre Personalplanung komplett umstellen. Statt auf Frühverrentung zu setzen, werden altersgerechte Arbeitsplätze und flexible Teilzeitmodelle für ältere Mitarbeiter zum Wettbewerbsvorteil. Besonders in handwerklichen Berufen droht ohne Frührente ein massiver Motivationsverlust bei körperlich belasteten Mitarbeitern.
  • Wie können Unternehmen sich jetzt auf die möglichen Rentenreformen vorbereiten?
    Vorausschauende Unternehmen sollten ihre Altersstruktur analysieren und Wissenstransfer zwischen den Generationen systematisch organisieren. Gleichzeitig lohnt sich die Investition in ergonomische Arbeitsplätze und präventive Gesundheitsmaßnahmen. Betriebliche Altersvorsorge wird als Recruiting-Instrument wichtiger denn je.
  • Welche Branchen würden von einem längeren Verbleib älterer Arbeitnehmer im Beruf profitieren?
    Besonders wissensintensive Branchen wie Beratung, Ingenieurwesen und spezialisierte Dienstleistungen könnten vom längeren Verbleib erfahrener Fachkräfte profitieren. Auch der Handel und kundenorientierte Dienstleistungen schätzen oft die Sozialkompetenz älterer Mitarbeiter. Produktionsbetriebe müssten hingegen massiv in Automatisierung und Ergonomie investieren.
  • Was bedeutet die geforderte Ausweitung der Beitragszahler für Selbstständige und Startups?
    Für Selbstständige und Gründer würde die Pflicht zur gesetzlichen Rentenversicherung die Fixkosten erhöhen und die Liquidität belasten. Besonders in der Startphase könnte dies zum Problem werden. Andererseits würde es die soziale Absicherung verbessern und das Altersarmutsrisiko für Solo-Selbstständige reduzieren.

Quellen: „tagesschau.de“, „t-online.de“