Finance & Freedom Silver-Worker oder Endlos-Malocher? Wem die „Aktivrente“ wirklich nutzt

Silver-Worker oder Endlos-Malocher? Wem die „Aktivrente“ wirklich nutzt

Das Beispiel zeigt: Die geplante „Aktivrente“ ist ein Konzept mit Risiken und Nebenwirkungen. Eine Studie der Wirtschaftsforscher von Prognos kommt zu dem Schluss, dass im besten Fall bis zu 300.000 zusätzliche erwerbstätige Rentner auf den Plan treten, die dann auch mehr als 2000 Euro nebenbei verdienen würden. Dies könnte die Wertschöpfung um bis zu 18,2 Milliarden Euro steigern und dem Staat zusätzliche direkte und indirekte Steuereinnahmen und Sozialbeiträge in Höhe von 5,2 Milliarden Euro bescheren. Experten wie die Rentenforscherin Ruth Schüler vom IW Köln warnen, dass die „Aktivrente“ gegen das Leistungsfähigkeitsprinzip verstoßen und bestimmte Gruppen benachteiligen könnte – eben die, die gesundheitlich nicht mehr länger arbeiten können. Zudem würde sie nur einen Teil der Rentner erreichen, da viele bereits vor dem regulären Rentenalter aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Zudem würde die „Aktivrente“ Forscherin Schüler zufolge gar nicht die Mehrzahl der Rentner betreffen. Denn: Sie gilt nur düe Menschen, die nach dem regulären Renteneintrittsalter freiwillig weiterarbeiten wollen – also aktuell ab etwa 66 Jahren. Im Durchschnitt würden die meisten Menschen jedoch mit 64 Jahren in Rente gehen. Somit „erreicht man fast die Hälfte der Rentner gar nicht.“ Laut Schüler braucht es zusätzliche Anreize, damit mehr Menschen bis zum regulären Renteneintrittsalter im Berufsleben bleiben, statt vorzeitig auszusteigen. Ein weiteres Argument gegen die „Aktivrente“ ist schließlich: Wenn ältere Arbeitnehmer dadurch länger im Job bleiben, verbauen sie dem Nachwuchs die Karriere.

Kritik kommt auch von den Senioren selbst. Walter Klemme ist Kreisvorsitzender der Senioren-Union in einem Landkreis bei Hannover, wo die Diskussion gerade heiß geführt wird. Er sagt: „Jeder, der in Rente geht, hat sich nach all den Jahrzehnten des Einzahlens in die Kassen seinen Ruhestand redlich verdient. Aber es gibt sehr viele Senioren in unserem Land, die auch nach Eintritt in die Rente weiterarbeiten möchten.“ Und dann wird er grundsätzlich: „Jeder soll so lange arbeiten können, wie er möchte.“

Seite 3 / 3
Vorherige Seite Zur Startseite