Finance & Freedom Das Finanzamt macht jetzt deine Steuererklärung. Danke, Hessen!

Das Finanzamt macht jetzt deine Steuererklärung. Danke, Hessen!

Hessen testet bundesweit einzigartiges Projekt: Das Finanzamt erstellt automatisch Steuerbescheide ohne Steuererklärung. Bürokratieabbau durch Digitalisierung – ein Modell für ganz Deutschland?

Der Albtraum jedes Steuerzahlers könnte bald der Vergangenheit angehören. Statt stundenlang über Formularen zu brüten, lehnt man sich zurück und lässt das Finanzamt die Arbeit erledigen. Klingt utopisch? Ist es nicht. In Hessen startet genau dieses Modell – und könnte die Blaupause für eine bundesweite Verwaltungsrevolution werden.

Bürokratie-Killer aus Kassel

Das Finanzamt Kassel testet aktuell ein Pilotprojekt, das die Steuerbürokratie radikal vereinfacht. Statt der üblichen Aufforderung zur Abgabe einer Steuererklärung erhalten ausgewählte Bürger direkt einen fertigen Steuerbescheid-Vorschlag. Laut Finanzamt Hessen müssen die Empfänger diesen lediglich prüfen – stimmen sie zu, passiert automatisch nach vier Wochen die Veranlagung. Nur bei zusätzlichen Aufwendungen oder Unstimmigkeiten müssen sie aktiv werden.

„Die Steuer macht jetzt das Amt“, erklärt Hessens Finanzminister Professor Dr. R. Alexander Lorz laut „hessen.de“. Das Projekt richtet sich zunächst an Bürger ohne steuerliche Beratung, deren Daten dem Finanzamt bereits vollständig vorliegen. Arbeitgeber, Versicherungen und andere Institutionen übermitteln ohnehin zahlreiche steuerrelevante Informationen elektronisch – diese Datenbasis macht das Modell erst möglich.

Digitale Transformation der Steuerverwaltung

Die Initiative ist Teil einer breiteren Strategie zur Modernisierung der Finanzverwaltung. „Wir verstehen uns als moderne, serviceorientierte Behörde, die die Chancen der Digitalisierung gezielt nutzt“, betont Oberfinanzpräsidentin Konstanze Bepperling laut Finanzamt Hessen. Der Ansatz folgt einem klaren Prinzip: Wenn dem Finanzamt bereits alle relevanten Daten vorliegen, warum sollten Bürger diese nochmals mühsam zusammentragen?

Das Projekt könnte signifikante Effizienzgewinne bringen. Wie „hessen.de“ berichtet, profitieren beide Seiten: Bürger sparen Zeit und Nerven, während die Verwaltung Ressourcen einsparen kann. Jörg Schlemmer, Leiter des Finanzamts Kassel, sieht sein Amt als Pionier: „Wir sind stolz darauf, als erstes Amt in Deutschland das neue Serviceangebot gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern zu testen.“.

Bundesweite Perspektiven und politische Hürden

Die Ausweitung des Modells auf ganz Deutschland steht noch vor Herausforderungen. Laut „hessen.de“ sind für eine flächendeckende Umsetzung weitere Schritte bei Themen wie Typisierung und Pauschalierung notwendig.

Diese Aspekte werden aktuell zwischen den Ländern und dem Bundesfinanzministerium diskutiert. Manfred Pentz, hessischer Minister für Entbürokratisierung, unterstreicht den Kerngedanken: „Jede unnötige Steuererklärung, die wir den Bürgern ersparen, ist ein Schritt hin zu weniger Bürokratie und mehr Zeit für das Wesentliche.“ Die Kombination aus Digitalisierung und Verwaltungsvereinfachung schaffe echten Mehrwert.

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