Finance & Freedom Strompreis-Falle: Deutsche verschenken Milliarden aus Bequemlichkeit

Strompreis-Falle: Deutsche verschenken Milliarden aus Bequemlichkeit

Der Wechsel-Mechanismus

Der Grundversorgungstarif ist das Default-Setting des Energiemarktes. Wer in eine neue Wohnung zieht und nichts unternimmt, landet automatisch dort. Die Vorteile – universelle Verfügbarkeit und flexible Kündigung – werden durch den hohen Preis mehr als aufgefressen.

Dabei ist der Wechsel selbst überraschend unkompliziert: Der neue Anbieter übernimmt die Kündigung beim alten Versorger, technische Änderungen sind nicht erforderlich, und die unterbrechungsfreie Versorgung ist gesetzlich garantiert. Verivox hat für seine Analyse die Preise von rund 700 Gas-Grundversorgern und 800 Strom-Grundversorgern in Deutschland unter die Lupe genommen. Die Datengrundlage bildet der aktuelle Monitoringbericht der Bundesnetzagentur, wonach 25 Prozent der Stromkunden und 19 Prozent der Gaskunden in der teuren Grundversorgung verharren.

Business Punk Check

Die Energieversorger haben ein geniales Geschäftsmodell etabliert: Sie kassieren Milliarden durch die institutionalisierte Trägheit ihrer Kunden. Die Grundversorgung ist der perfekte Beweis dafür, dass Default-Optionen in der Wirtschaft Gold wert sind. Wer die Voreinstellung kontrolliert, kontrolliert das Geld. Die Verbraucher verschenken durch ihre Passivität mehr, als sie durch aktiven Protest gegen Preiserhöhungen jemals einsparen könnten.

Der wahre Skandal: Diese Milliarden-Abzocke findet im Schatten der öffentlichen Aufmerksamkeit statt, während politische Debatten um Centbeträge bei der CO2-Steuer geführt werden. Für Verbraucher bedeutet das: Wer nicht aktiv wird, subventioniert mit seinem Geld die Bequemlichkeit anderer. Der Tarifwechsel ist der einfachste Weg, dem System ein Schnippchen zu schlagen.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie erkenne ich, ob ich in der teuren Grundversorgung stecke?
    Ein Blick auf die Rechnung genügt: Steht dort „Grundversorgungstarif“ oder „Grundversorgung“, zahlen Verbraucher zu viel. Auch ein Vergleich des eigenen kWh-Preises mit den genannten Durchschnittswerten (43,96 Cent für Strom, 13,99 Cent für Gas) gibt Aufschluss. Wer unsicher ist, kann seinen Vertrag direkt beim Versorger erfragen.
  • Wie funktioniert der Wechsel aus der Grundversorgung konkret?
    Der Wechsel ist überraschend einfach: Neuen Anbieter auswählen, online oder telefonisch den Wechsel beantragen, fertig. Der neue Anbieter übernimmt die Kündigung beim alten Versorger. Die Versorgung bleibt unterbrechungsfrei, technische Änderungen sind nicht nötig. Der gesamte Prozess dauert meist nur wenige Minuten.
  • Welche Risiken bestehen beim Wechsel zu einem günstigeren Anbieter?
    Die Hauptrisiken sind überschaubar: Manche Billiganbieter könnten bei Marktturbulenzen in Schwierigkeiten geraten. Daher empfehlen Experten, auf Tarife mit Preisgarantie zu setzen und auf Bewertungen zu achten. Selbst im unwahrscheinlichen Fall einer Insolvenz des neuen Anbieters fällt man automatisch in die Grundversorgung zurück – bleibt also nie ohne Energie.
  • Welche Branchen profitieren von der Trägheit der Verbraucher?
    Etablierte Energiekonzerne sind die Hauptprofiteure der Verbraucherträgheit. Sie kalkulieren die Grundversorgungstarife mit hohen Margen, die ihre Gewinne stabilisieren. Gleichzeitig entstehen neue Geschäftsmodelle für Wechselservices und Vergleichsportale, die von der wachsenden Wechselbereitschaft profitieren. Der Mittelstand könnte durch geringere Energiekosten nach einem Wechsel seine Wettbewerbsfähigkeit steigern.
  • Wie wirkt sich die Grundversorgungsproblematik auf die Energiewende aus?
    Die hohen Grundversorgungspreise bremsen indirekt die Energiewende. Verbraucher, die zu viel für Energie zahlen, haben weniger finanzielle Mittel für Investitionen in energieeffiziente Geräte oder erneuerbare Energien. Zudem fehlt durch die fehlende Marktdynamik der Innovationsdruck auf die etablierten Anbieter, nachhaltigere Energiekonzepte zu entwickeln.

Quellen: „mdr.de“, „morgenpost.de“

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