Finance & Freedom Strompreis-Schock: Deutschland auf Platz 5 der teuersten Stromländer

Strompreis-Schock: Deutschland auf Platz 5 der teuersten Stromländer

Gebrochene Versprechen der Koalition

Die Entlastung beim Strompreis war ein zentrales Wahlversprechen und wurde im Koalitionsvertrag festgeschrieben: Mindestens fünf Cent pro Kilowattstunde sollten Unternehmen und Haushalte sparen. Doch laut „Merkur“ plant Finanzminister Lars Klingbeil nun anders. In seiner aktuellen Haushaltsplanung ist keine generelle Senkung der Stromsteuer vorgesehen – nur das produzierende Gewerbe soll profitieren.

Handel, Handwerk, Dienstleister und private Verbraucher gehen leer aus. Die Senkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß für alle wird wohl nicht kommen. Das Finanzministerium verweist auf Haushaltszwänge. Stattdessen sollen private Haushalte durch Reduzierungen bei der Gasspeicherumlage und den Netzentgelten entlastet werden – ein schwacher Trost angesichts der massiven Strompreissteigerungen.

Business Punk Check

Die selektive Stromsteuer-Entlastung ist ein wirtschaftspolitisches Eigentor. Während die Industrie profitiert, lässt man den innovationsstarken Mittelstand im Regen stehen. Gerade digitale Dienstleister, Startups und das Handwerk – allesamt Stromintensiv – werden systematisch benachteiligt. Die Folge: Standortverlagerungen, besonders bei Tech-Unternehmen mit hohem Stromverbrauch für Server und KI-Anwendungen.

Die Regierung schafft damit ein zweiklassen-Energiesystem, das ausgerechnet die dynamischsten Wirtschaftssektoren ausbremst. Besonders bitter: In Ländern wie Schweden oder Finnland locken Rechenzentren mit Strompreisen unter 10 Cent/kWh. Der wahre Wettbewerbsnachteil liegt nicht in den Lohnkosten, sondern in der verfehlten Energiepolitik.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche Branchen trifft der hohe Strompreis besonders hart?
    Neben der Industrie leiden besonders stromintensive Dienstleister wie Rechenzentren, Cloud-Anbieter und KI-Startups. Auch das Handwerk mit zunehmend elektrifizierten Prozessen spürt die Belastung massiv – genau jene Sektoren, die bei der geplanten Entlastung leer ausgehen.
  • Wie können mittelständische Unternehmen trotz hoher Strompreise wettbewerbsfähig bleiben?
    Kurzfristig helfen nur Eigenmaßnahmen: Investitionen in Energieeffizienz, eigene Erzeugungsanlagen (PV) und intelligentes Lastmanagement. Mittelfristig sollten Unternehmen Standortstrategien überdenken und stromintensive Prozesse eventuell ins Ausland verlagern.
  • Welche politischen Alternativen gäbe es zur selektiven Entlastung?
    Eine technologieneutrale CO2-Bepreisung bei gleichzeitiger Abschaffung aller Umlagen und Senkung der Stromsteuer würde den Markt effizienter gestalten. Zudem wäre eine Entkopplung des Strompreises vom Gaspreis durch eine Reform des Merit-Order-Systems sinnvoll.
  • Was bedeutet die Strompreis-Politik für den Standort Deutschland?
    Die selektive Entlastung verstärkt die Deindustrialisierung und treibt besonders innovative, digitale Geschäftsmodelle ins Ausland. Der Wettbewerbsnachteil bei Energiekosten wiegt schwerer als temporäre Steuervorteile oder Förderprogramme.

Quellen: „chip.de“, „merkur.de“

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