Finance & Freedom Studie: Sparkassen-Bosse kassieren ab – im Durchschnitt 402.000 € jährlich

Studie: Sparkassen-Bosse kassieren ab – im Durchschnitt 402.000 € jährlich

Regulierungslücken bei Sparkassen

Auf Bundesebene existieren seit 2016 Transparenzregeln: Unternehmen mit mehr als 16.500 Beschäftigten müssen Managergehälter ab 200.000 Euro offenlegen. Sparkassen fallen jedoch nicht unter diese Regelung.

Studienleiter Ulf Papenfuß fordert daher einheitliche Veröffentlichungspflichten für alle öffentlichen Unternehmen. Die Studie empfiehlt zudem die Integration von Nachhaltigkeitszielen in Vergütungssysteme – etwa CO₂-Reduktion, Diversity oder Compliance.

Business Punk Check

Die Gehaltsdebatte bei öffentlichen Unternehmen offenbart ein klassisches Dilemma: Einerseits müssen Sparkassen & Co. mit der Privatwirtschaft um Top-Talente konkurrieren, andererseits verwalten sie öffentliche Gelder. Der wahre Skandal liegt jedoch nicht in der Höhe der Sparkassen-Gehälter, sondern in der systematischen Intransparenz. Während die Politik Transparenz predigt, praktiziert sie Geheimniskrämerei.

Die fehlende Offenlegungspflicht für Sparkassen ist ein Governance-Versagen erster Klasse. Zukunftsfähige öffentliche Unternehmen brauchen keine Gehaltsdeckel, sondern smarte Vergütungsmodelle mit messbaren ESG-Zielen und vollständiger Transparenz. Die aktuelle Praxis untergräbt das Vertrauen in öffentliche Institutionen – und das können wir uns in Zeiten wachsender Demokratieskepsis nicht leisten.

Häufig gestellte Fragen

  • Warum verdienen Sparkassen-Vorstände so viel mehr als andere öffentliche Manager?
    Sparkassen agieren in einem Spannungsfeld zwischen öffentlichem Auftrag und Wettbewerb mit Privatbanken. Sie müssen marktfähige Gehälter zahlen, um qualifizierte Führungskräfte zu gewinnen. Dennoch ist die Gehaltsdifferenz zu anderen öffentlichen Sektoren wie Bildung (105.000 €) oder Gesundheit (117.000 €) kaum zu rechtfertigen und spiegelt eher historisch gewachsene Machtstrukturen als tatsächliche Leistungsunterschiede wider.
  • Welche Konsequenzen hat die mangelnde Vergütungstransparenz für den Mittelstand?
    Die Intransparenz bei öffentlichen Unternehmen schafft ungleiche Wettbewerbsbedingungen. Mittelständische Unternehmen müssen in einigen Fällen transparenter agieren als staatliche Konkurrenten, wenn sie beispielsweise an der Börse gelistet sind. Zudem verzerrt die fehlende Offenlegung den Arbeitsmarkt für Führungskräfte. Mittelständler sollten daher auf vollständige Transparenz bei öffentlichen Ausschreibungen und Kooperationen mit staatlichen Unternehmen bestehen.
  • Wie könnten nachhaltige Vergütungsmodelle für öffentliche Unternehmen aussehen?
    Zukunftsfähige Vergütungsmodelle sollten 30-40% variable Gehaltsbestandteile enthalten, die an messbare ESG-Ziele gekoppelt sind. Dazu gehören CO₂-Reduktion, Diversity-Kennzahlen und regionale Wirtschaftsförderung. Entscheidend ist die vollständige Transparenz über Zielvereinbarungen und deren Erreichung. Vorbildliche Kommunen wie Hamburg haben bereits digitale Vergütungsportale eingeführt, die Vergleichbarkeit schaffen.
  • Welche Branchen könnten von einer Reform der öffentlichen Vergütungssysteme profitieren?
    Besonders der Bildungs- und Gesundheitssektor würde von wettbewerbsfähigeren Gehältern profitieren. Mit durchschnittlich 105.000 € bzw. 117.000 € können diese Bereiche kaum Top-Talente aus der Privatwirtschaft anziehen. Eine Umverteilung von Sparkassen (402.000 €) zu diesen systemrelevanten Sektoren könnte Innovationskraft und Effizienz steigern – vorausgesetzt, die Gehälter werden an messbare Leistungskennzahlen gekoppelt.

Quellen: „Bild“, Public Pay Studie

Seite 2 / 2
Vorherige Seite Zur Startseite