Finance & Freedom Überstunden-Bonus: So viel Cash bringt die Merz-Steuerreform wirklich

Überstunden-Bonus: So viel Cash bringt die Merz-Steuerreform wirklich

Überstunden in Deutschland: Eine Milliarde zusätzliche Arbeitsstunden

Die Relevanz der Reform zeigt sich auch in der schieren Menge an geleisteten Überstunden: Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) leisteten deutsche Arbeitnehmer 2024 durchschnittlich 28,2 Überstunden pro Person. Hochgerechnet auf alle 42 Millionen Beschäftigten ergibt das über eine Milliarde zusätzliche Arbeitsstunden.

Bemerkenswert: Von diesen Überstunden wurden lediglich 13,1 Stunden vergütet, während 15,1 Stunden unbezahlt blieben. Die Steuerbefreiung greift somit nur bei weniger als der Hälfte der tatsächlich geleisteten Mehrarbeit.

Die geplante Steuerbefreiung für Überstundenzuschläge markiert einen Paradigmenwechsel in der deutschen Steuerpolitik. Sie sendet das Signal: Mehrarbeit soll sich stärker lohnen. Doch die Reform greift zu kurz, solange sie Teilzeitbeschäftigte systematisch ausschließt und damit vor allem Frauen benachteiligt.

Eine zukunftsfähige Lösung müsste die Arbeitsmarktstruktur des 21. Jahrhunderts berücksichtigen – mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, steigender Teilzeitquote und dem Wunsch nach besserer Work-Life-Balance. Statt einseitig Mehrarbeit zu belohnen, wäre ein ganzheitlicher Ansatz gefragt, der auch die Aufstockung von Teilzeitstellen attraktiver macht und steuerliche Anreize für alle Beschäftigungsformen bietet.

Die wahre Herausforderung für die Merz-Regierung wird sein, eine Balance zu finden zwischen wirtschaftlichen Anreizen für Mehrarbeit und dem gesellschaftlichen Ziel einer gerechteren Arbeitswelt. Die aktuelle Reform ist bestenfalls ein erster Schritt auf diesem Weg.

Quelle: Merkur, Vereinigte Lohnsteuerhilfe e.V., Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

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