Green & Generation Chinas CO2-Wende: Erstmals fallen Emissionen trotz Wirtschaftswachstum

Chinas CO2-Wende: Erstmals fallen Emissionen trotz Wirtschaftswachstum

Hat China den Emissionspeak erreicht?

Nach dem Rückgang im ersten Quartal 2025 sind Chinas Emissionen nun seit mehr als einem Jahr stabil oder rückläufig. Allerdings liegen sie nur ein Prozent unter ihrem jüngsten Höchststand, was bedeutet, dass jeder kurzfristige Anstieg zu einem neuen Rekordwert führen könnte.

Für eine definitive Aussage zum Emissionspeak ist es in den meisten Sektoren noch zu früh. Nur bei der Zementproduktion, deren Emissionen seit dem Höchststand im April 2021 um beeindruckende 28,2 Prozent gesunken sind, lässt sich bereits von einem strukturellen Rückgang sprechen.

Für andere Sektoren gibt es jedoch vielversprechende Anzeichen. Die Branchenprognosen für den Ölverbrauch und die Stahlproduktion deuten auf einen zukünftigen Abwärtstrend hin. Im Energiesektor würden Kapazitätserweiterungen bei erneuerbaren Energien auf oder über dem aktuellen Niveau wahrscheinlich zu einem strukturellen Peak führen, da das Wachstum sauberer Energie den Anstieg der Stromnachfrage mehr als decken würde.

Diese Sektoren machen zusammen mehr als 80 Prozent der Gesamtemissionen Chinas aus. Wenn sie alle in einen strukturellen Rückgang eintreten, ist ein Gesamtrückgang sehr wahrscheinlich.

Trumps Zollkrieg als Katalysator für Chinas Binnenkonsum

Die wirtschaftlichen und emissionsbezogenen Aussichten für dieses Jahr und darüber hinaus werden durch die beispiellosen Handelszölle der Trump-Administration – und Chinas Gegenmaßnahmen – beeinflusst.

Die unmittelbare Auswirkung war ein Rückgang der Emissionen aufgrund geringerer Fabrikproduktion in exportorientierten Küstenprovinzen und möglichen Folgewirkungen auf Investitionen und Konsumausgaben. Umgekehrt wird die vorübergehende Zollerleichterung für 90 Tage zu einem Ansturm von Bestellungen aus den USA führen, um den kurzlebigen Handelsrückgang auszugleichen und Waren zu bevorraten, bevor die Erleichterung endet.

Chinas Reaktionen auf die Zölle konzentrierten sich auf die Bekämpfung der wirtschaftlichen Auswirkungen durch Konjunkturmaßnahmen. Ein anonymer Kommentar in der „People’s Daily“, der wichtigsten mit der Kommunistischen Partei verbundenen Zeitung, betont, das Land solle „danach streben, den Konsum zur Haupttriebkraft und zum Ballaststein des Wirtschaftswachstums zu machen“ und dabei Chinas großen Binnenmarkt nutzen.

Der Artikel deutet an, dass dies eine Erhöhung des Verbrauchereinkommens bei gleichzeitiger Entlastung finanzieller und sozialer Belastungen umfassen wird, um die Kaufkraft und die Konsumbereitschaft zu steigern.

Neue Preispolitik für erneuerbare Energien schafft Unsicherheit

Eine zusätzliche Unsicherheitsquelle für Chinas Emissionen ist die neue Strompreispolitik für erneuerbare Energien, die im Juni in Kraft tritt. Die neue Politik streicht Preisgarantien, die an Kohlestrompreise gekoppelt sind. Neue Wind- und Solarprojekte sollen direkte Verträge mit Stromabnehmern abschließen, was wahrscheinlich zu niedrigeren Preisen für neue Projekte führen wird.

Die unmittelbare Wirkung der Politik wird wahrscheinlich ein Ansturm von Projekten sein, die versuchen, die Installation vor der Juni-Frist abzuschließen, um garantierte Preise zu sichern. Dieser Ansturm war in den neuesten Daten bereits erkennbar: Im März wurden allein 23 Gigawatt (GW) Solar- und 13 GW Windkraft hinzugefügt, ein Anstieg um 80 Prozent bzw. 110 Prozent gegenüber früheren Rekorden für diesen Monat.

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