Green & Generation Der Veggie-Pionier aus  Nigeria hat eine Klima-Mission

Der Veggie-Pionier aus Nigeria hat eine Klima-Mission

Jimo will die Einwände so nicht stehen lassen. „Wir haben Preisparität erreicht“, sagt er über die VChunks, sein Produkt sei nur unwesentlich teuer als Fleisch von Tieren. Und die weitere Skalierung werde die Produktionskosten noch weiter drücken. Dass pflanzenbasierte Alternativen weniger gesund seien, die Diskussion kennt er auch aus Deutschland. Jimo winkt ab. Sein Produkt sei nicht „highly processed“ und mit einem Dutzend Geschmacksverstärkern versehen, sagt er. Und überhaupt: „Auch wenn darin etwas Sodium ist, sind Fleischersatzprodukte am Ende immer noch weitaus gesünder als irgendwelche Filetstücke, die mit Antibiotika vollgepumpt sind.“

Nigeria wird ein 400 Millionen-Staat sein

Und das Problem mit dem Vitamin? Verbände wie Proveg schlagen vor, die fehlenden Nährstoffe wie Vitamin B12 einfach Grundnahrungsmitteln beizumengen. Ähnlich wie Jod in Afrika schon heute oft dem populären Milchpulver hinzugefügt wird.

Ryan Bethencourt, der Hundefuttererfinder, der früh bei Veggie Victory eingestiegen ist, kritisiert das Welternährungsprogramm noch deutlicher für die Skepsis. „Sie sind blind für Innovationen, die im Entstehen sind“, sagt er. Und tatsächlich: In den Prognosen der FAO spielt Fleischersatz schlicht keine Rolle, weil man den heutigen Status quo betrachtete, bei dem der vegane Markt in Nigeria statistisch zu vernachlässigen ist – so wie die Gesundheitsprobleme durch übermäßigen Fleischkonsum.

Nun jedoch so zu tun, als würde diese Situation in den kommenden Jahren nicht eskalieren – und Fleischersatz nicht gleich als Lösung mitzudenken? „Das ist doch lächerlich“, sagt Bethencourt. Ihm geht es weniger darum, dass Veggie Victory in den nächsten zwei, drei Jahren zum Riesenerfolg wird. Stattdessen denkt er in Dekaden – an das zukünftige Nigeria mit 400 Millionen Einwohnern und an Ausnahmegründer Jimo, der eben bereits heute vor Ort an lokalen Produkten tüftelt. „Wie kann man nicht in einen der wichtigsten Zukunftsmärkte der Welt investieren?“, fragt Bethencourt rhetorisch.

Jimo geht nun den nächsten Schritt – und will VSpiced auf den Markt bringen: eine Alternative zum beliebten Trockenfleisch, als veganen Snack für Zwischendurch. Eine neue Produktionshalle außerhalb von Lagos ist in Planung. Die Anzahl der Mitarbeiter:innen – heute etwas mehr als 20 – dürfte dann steigen. Weitere Kunden möchte Jimo gewinnen, vermehrt auch im Mainstream. Wer im großen Stil Essgewohnheiten wandeln möchte, der muss auch in die Fast-Food-Bistros und in erschwingliche Restaurants, in denen Familien ausgehen. Bei Bukka Hut, einer Kette mit traditionell nigerianischem Essen, können die Gäste schon heute die VChunks auf der Speisekarte wählen. Auch ein Altenheim beliefert Jimo.

Ein großer Teil des Verkaufs läuft jedoch über den Einzelhandel. Zubereitet wird die Fleischalternative dann zu Hause, je nach Vorliebe. Ein Marketingteam ist dafür im Eingangsbereich von Supermärkten in Lagos im Einsatz. Erfahrungen mit Läden in New York, Nairobi und London haben ihm gezeigt, dass auch die afrikanische Diaspora eine Zielgruppe ist: Menschen, die sich fern der westafrikanischen Heimat nach traditionellen Gerichten sehnen – aber gerade auch durch den Lebensstil anderswo längst auf den Geschmack veganer Gerichte gekommen sind.

Bethencourt jedenfalls sieht sich in seinem Glauben an Jimo bestätigt. Für nigerianische Verhältnisse boomt der vegane Markt bereits. Die Nachfrage nach veganem nigerianischem Essen wird nur noch steigen – in Nigeria selbst, aber sicherlich auch in anderen Teilen der Erde. Im November 2021 hat er daher erneut eine Überweisung an Veggie Victory in Auftrag gegeben. „Das zweite Investment“, sagt Bethencourt und lacht, „wurde dann gleich ohne irgendwelche Fragen akzeptiert.“

Dies ist ein Text aus unserer Ausgabe 1/2022: In unserem Dossier beschäftigen wir uns mit dem Comeback des luxuriösen Lifestyles: reisen, speisen, residieren. Wir haben außerdem die Königsklasse der Fin-Meme-Bubble Papas Kreditkarte und Hedgefonds Henning zum Doppelinterview getroffen. Und uns die Mission der Satellitenfirma Planet Labs genauer angesehen. Hier gibt es das Magazin zum Bestellen.

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