Green & Generation Generation Z: Immobilien-Enthusiasten statt Mietrebellen

Generation Z: Immobilien-Enthusiasten statt Mietrebellen

Die Gen Z sieht Wohneigentum überraschend positiv: 78 Prozent verbinden es mit Unabhängigkeit, während ältere Generationen skeptischer sind. Eine aktuelle Umfrage zeigt die Kluft zwischen Wohnwunsch und -wirklichkeit.

Der deutsche Wohnungsmarkt offenbart eine überraschende Generationenkluft: Ausgerechnet die viel gescholtene Generation Z entwickelt sich zum größten Verfechter des Wohneigentums. Während Immobilienbesitz oft als Relikt älterer Generationen abgetan wird, zeigt eine aktuelle Umfrage von Dr. Klein ein völlig anderes Bild. Die 18- bis 29-Jährigen verbinden mit den eigenen vier Wänden deutlich stärker Werte wie Unabhängigkeit und Sicherheit als ihre älteren Mitbürger.

Wohnwünsche vs. Wohnrealität: Die deutsche Erwartungslücke

Die repräsentative Erhebung legt eine deutliche Diskrepanz zwischen Wohnwünschen und Wohnrealität offen. Laut der Umfrage von Dr. Klein mit horizoom GmbH wünschen sich 83 Prozent der Deutschen ein ruhiges und entspanntes Zuhause, doch nur 73 Prozent empfinden ihre aktuelle Wohnsituation tatsächlich so. Ähnliche Lücken zeigen sich beim Sicherheitsgefühl: 80 Prozent sehnen sich danach, aber nur 70 Prozent finden es in ihren vier Wänden. Überraschenderweise gibt es auch positive Abweichungen.

Während nur ein Viertel der Befragten eine gute Infrastruktur als wesentlich für ihr Zuhause-Gefühl erachtet, profitieren tatsächlich 46 Prozent davon. Auch die Nähe zur Natur ist für 60 Prozent Realität, obwohl nur 47 Prozent sie als wichtig einstufen. Selbst der oft geschmähte Alltag trägt stärker zum Heimatgefühl bei als vermutet – 49 Prozent schätzen die Routine, obwohl nur 34 Prozent dies erwartet hätten.

Generation Z: Die überraschenden Immobilien-Enthusiasten

Die jüngste Erwachsenengeneration bricht mit gängigen Klischees. Während man Gen Z oft als digitale Nomaden ohne Bindungswunsch charakterisiert, offenbart die Studie ein anderes Bild. Wie aus der Studie herausgeht, verbinden 78 Prozent der 18- bis 29-Jährigen Wohneigentum mit Unabhängigkeit – deutlich mehr als der Bevölkerungsdurchschnitt (65 Prozent).

Auch beim Thema Sicherheit liegen die Jungen mit 65 Prozent über dem Schnitt. Besonders auffällig: Nur 12 Prozent der Gen Z empfinden Wohneigentum als Belastung, während es bei den 30- bis 59-Jährigen mehr als doppelt so viele sind. Diese Generation sieht in den eigenen vier Wänden offenbar weniger ein finanzielles Risiko als vielmehr einen Schutzraum gegen äußere Unsicherheiten.

Eigentum als Identitätsfaktor: Stadt vs. Land, Ost vs. West

Die Bedeutung von Wohneigentum variiert stark je nach Wohnort und regionaler Prägung. In Kleinstädten und Dörfern geben fast zwei Drittel der Befragten an, dass die eigenen vier Wände für ihr Zuhause-Gefühl entscheidend sind. In Großstädten teilt nur knapp die Hälfte diese Einstellung.

Auch die Ost-West-Perspektive zeigt markante Unterschiede: 58 Prozent der Westdeutschen präferieren Wohneigentum, in Ostdeutschland sind es nur 49 Prozent. Zwischen den Geschlechtern klafft ebenfalls eine Lücke – 60 Prozent der Männer legen Wert auf Eigentum, bei Frauen sind es nur etwa 50 Prozent.

Altersvorsorge: Generationenkonflikt beim Immobilienverständnis

Beim Thema Altersvorsorge offenbart sich eine problematische Wahrnehmungslücke. Während zwei Drittel der 60- bis 69-Jährigen Wohneigentum als zentrale Säule ihrer Altersabsicherung betrachten, teilen nur 50 Prozent der Gen Z diese Einschätzung.

Diese Diskrepanz könnte langfristig zu einer Versorgungslücke führen, wenn junge Menschen die finanzielle Dimension von Immobilienbesitz unterschätzen. Gleichzeitig zeigt die Umfrage, dass für fast jeden zweiten jungen Menschen der Erwerb von Wohneigentum ein Lebenstraum bleibt – trotz explodierender Immobilienpreise und verschärfter Kreditbedingungen.

Business Punk Check

Die Gen Z entpuppt sich als überraschend konservativ beim Thema Wohneigentum – ein Paradox angesichts ihrer sonst progressiven Werte. Dahinter steckt ein fundamentales Sicherheitsbedürfnis in einer Welt voller Krisen. Was wir hier sehen, ist kein romantischer Eigenheimtraum, sondern eine knallharte Kosten-Nutzen-Rechnung: Eigentum als Schutzschild gegen Mietpreisexplosionen und unsichere Renten.

Die Immobilienwirtschaft hat diese Zielgruppe noch nicht wirklich auf dem Schirm. Wer jetzt flexible Finanzierungsmodelle, digitale Kaufprozesse und nachhaltige Wohnkonzepte für Gen Z entwickelt, erschließt einen Milliardenmarkt. Doch die Realität bleibt brutal: Ohne Erbe oder Familienvermögen bleibt der Immobilienbesitz für die meisten jungen Menschen ein unerreichbarer Traum.

Häufig gestellte Fragen

  • Warum ist die Generation Z so positiv gegenüber Wohneigentum eingestellt?
    Die Gen Z erlebt eine Welt voller Unsicherheiten – von Klimakrise bis Pandemie. Immobilienbesitz bietet psychologische Sicherheit und finanziellen Schutz vor steigenden Mieten. Zudem haben viele junge Menschen die Mietpreissteigerungen der letzten Jahre hautnah miterlebt und sehen Eigentum als langfristig günstigere Alternative.
  • Welche Finanzierungsmodelle passen zur Generation Z?
    Innovative Modelle wie Mietkauf, genossenschaftliches Eigentum oder Share Deals gewinnen an Bedeutung. Finanzinstitute sollten digitale, flexible Finanzierungsoptionen mit niedrigen Einstiegshürden entwickeln. Auch Teilkäufe, bei denen zunächst nur Bruchteile einer Immobilie erworben werden, entsprechen dem Bedürfnis nach schrittweisem Vermögensaufbau.
  • Wie können Immobilienunternehmen die Gen Z besser ansprechen?
    Immobilienunternehmen müssen ihre Kommunikation grundlegend überdenken. Statt klassischer Verkaufsargumente sollten sie Werte wie Nachhaltigkeit, Flexibilität und Community in den Vordergrund stellen. Digitale Kaufprozesse, transparente Preismodelle und modulare Wohnkonzepte, die mitwachsen können, treffen den Nerv dieser Zielgruppe.
  • Welche Rolle spielt die Altersvorsorge für junge Immobilienkäufer?
    Obwohl nur 50% der Gen Z Immobilien explizit als Altersvorsorge betrachten, liegt darin enormes Potenzial. Finanzbildungsinitiativen sollten den langfristigen Vermögensaufbau durch Immobilienbesitz stärker thematisieren. Gleichzeitig müssen neue Hybridmodelle entwickelt werden, die Wohneigentum mit flexibler Altersvorsorge kombinieren.
  • Wie realistisch ist der Immobilienerwerb für die Generation Z ohne Erbschaft?
    Ohne familiäre Unterstützung bleibt der Immobilienerwerb für die meisten jungen Menschen schwierig. Politische Maßnahmen wie Förderprogramme für Ersterwerbende, steuerliche Anreize und Erleichterungen bei der Grunderwerbsteuer sind notwendig. Gleichzeitig entstehen neue Geschäftsmodelle wie Co-Ownership oder Community-Finanzierungen, die den Einstieg erleichtern können.

Quellen: „Dr. Klein“