Green & Generation Grüner Stahl: ArcelorMittal stoppt Milliardenprojekt in Deutschland

Grüner Stahl: ArcelorMittal stoppt Milliardenprojekt in Deutschland

Bremer Senat reagiert mit Wut

Deutlich schärfer fällt die Reaktion in Bremen aus. Der Senat zeigte sich „tief enttäuscht und verärgert“ und sprach von einer „Absage der Dekarbonisierung der Hütten“. Besonders bitter: Das Land hatte unter großen Anstrengungen 250 Millionen Euro für den Umbau bereitgestellt.

Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) bezeichnete die Entscheidung als „schweren Schlag für den Bremer Wirtschaftsstandort und für die Zukunft der Hütte“. Vor allem sei es ein Schlag für die Beschäftigten und ihre Familien. Er forderte vom Konzern ein klares Bekenntnis zum Standort Bremen.

Stahlindustrie in der Dauerkrise

Die Entscheidung von ArcelorMittal reiht sich ein in eine ganze Serie von Hiobsbotschaften aus der deutschen Stahlindustrie. Die Branche befindet sich in einer tiefen Krise – die Rohstahlproduktion verharrt auf „Rezessionsniveau“, wie die Wirtschaftsvereinigung Stahl mitteilt. Besonders der massive Zuwachs von Billigimporten aus China und die hohen Energiekosten setzen den Unternehmen zu.

Die Absage des Klimaprojekts wirft grundsätzliche Fragen zur Umsetzbarkeit der industriellen Transformation auf. ArcelorMittal hält zwar am Ziel fest, die CO₂-Bilanz seiner Anlagen zu verbessern, zweifelt aber offen an, die CO₂-Reduktionsziele bis 2030 erreichen zu können. „Es wird immer deutlicher, dass die Energiewende in allen Bereichen langsamer als erwartet vorankommt“, heißt es vom Konzern.

Die Entscheidung von ArcelorMittal zeigt: der Spagat zwischen Klimazielen und wirtschaftlicher Realität wird zunehmend schwieriger. Während andere Stahlprojekte wie bei Salzgitter, Thyssenkrupp und der Stahl-Holding-Saar mit Fördergeldern von insgesamt 5,6 Milliarden Euro vorangetrieben werden, wächst die Skepsis, ob diese Transformation unter den aktuellen Rahmenbedingungen gelingen kann.

Die Zukunft der Stahlindustrie in Deutschland steht am Scheideweg: Entweder gelingt es, wettbewerbsfähige Bedingungen für grünen Stahl zu schaffen – mit bezahlbarem Strom und verfügbarem Wasserstoff – oder die Produktion wandert in Länder mit besseren Konditionen ab. Die Politik steht vor der Herausforderung, industrielle Klimaziele mit wirtschaftlicher Realität in Einklang zu bringen. Sonst droht Deutschland nicht nur seine Klimaziele zu verfehlen, sondern auch seine industrielle Basis zu verlieren.

Quellen: rbb, Zeit online, Focus

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