Green & Generation Hilfe, ich bin Nicht-Erbe

Hilfe, ich bin Nicht-Erbe

Hinzu kommt, so stellt Fratzscher fest, dass Vermögen in Deutschland im internationalen Vergleich ungewöhnlich niedrig besteuert werden – der deutsche Staat nehme an vermögensbezogenen Steuern nur knapp ein Viertel des Aufkommens von Ländern wie Frankreich, Großbritannien oder den USA ein. In der Praxis zahlen Erben auf Erbschaften über zehn Millionen Euro nur ein Prozent Steuer. Grund dafür ist vor allem, dass Betriebsvermögen besonders geschützt sind. Wer eine kleinere Erbschaft – in der Regel aus Privatvermögen – erhält, zahlt hingegen im Durchschnitt über zehn Prozent.

Unter linken Ökonomen kursieren deswegen Lösungsvorschläge: Die gemäßigten setzen auf eine höhere Erbschaftssteuer, die radikalen wie etwa der französiche Starökonom Thomas Piketty fordern eine „Erbschaft für alle“. Der Staat solle aus der Erbschaftsteuer, die er einnimmt, allen 25järigen 120 000 Euro zahlen. Ansonsten werde das Erben darüber bestimmen, wie man lebt. Und nicht mehr der Beruf. Piketty beschreibt die Situation durch seine Brille so: „Wenn jemand, der gut ausgebildet und gesund ist und einen guten und auch gut bezahlten Job hat, die Hälfte des eigenen Einkommens als Miete an die Kinder von Hauseigentümern zahlen muss, die ihr Leben lang Mieteinnahmen erzielen, halte ich das für ein Problem. Vermögensungleichheit bewirkt eine enorme Ungleichheit der Lebenschancen. Manche Menschen müssen lebenslänglich Miete zahlen. Andere bekommen ihr ganzes Leben lang Miete. Die einen können Firmen gründen oder erben einen Familienbetrieb. Die anderen können nie ein Unternehmen gründen, weil sie das nötige Startkapital gar nicht haben.“ Deswegen seien die 120 000 Euro Grunderbe nur gerecht.

Eine Nummer kleiner geht es bei Schumberger zu. Er rät Nicht-Erben, Selbsthilfegruppen aufzusuchen. Sie seien eine gute Möglichkeit, um auf individueller Ebene mit seinen Gefühlen umzugehen: Sich verbünden, um mit gegenseitiger Unterstützung, Solidarität und Liebe ein authentisches Leben zu leben. Und nicht verbittert und allein zu enden.

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