Green & Generation Digitale Sperrstunde made in Japan: Droht auch deutschen Schülern der Handy-Cut um 21 Uhr?

Digitale Sperrstunde made in Japan: Droht auch deutschen Schülern der Handy-Cut um 21 Uhr?

Von Japan bis Australien: Die globale Regulierungswelle gegen Social-Media-Nutzung bei Kindern erreicht Europa. Während Tech-Konzerne blockieren, formiert sich politischer Widerstand – mit wirtschaftlichen Folgen.

Die japanische Kleinstadt Toyoake macht ernst: Maximal zwei Stunden Smartphone-Nutzung pro Tag, Bildschirmsperre für Kinder ab 21 Uhr und für Erwachsene ab 22 Uhr. Was nach digitaler Prohibition klingt, ist Teil einer weltweiten Bewegung gegen die unkontrollierte Social-Media-Nutzung – besonders bei Kindern und Jugendlichen.

Laut „Welt“ hat der Vorstoß des Bürgermeisters Masafumi Koki bereits für erheblichen Widerstand gesorgt: Rund 80 Prozent der Rückmeldungen fielen kritisch aus.

Globaler Regulierungstrend mit Wirtschaftsfolgen

Der Regulierungsdruck wächst weltweit. Australien hat bereits eine Altersgrenze von 16 Jahren für Social Media eingeführt. Frankreich, Dänemark, Italien, Spanien, Griechenland und Österreich haben ähnliche Regelungen beschlossen. Nun steht auch Deutschland vor einer Grundsatzentscheidung. Thüringens Bildungsminister Christian Tischner fordert eine Altersbeschränkung ab 16 Jahren, wie „mdr.de“ berichtet.

Die wirtschaftlichen Implikationen sind massiv: Für Tech-Unternehmen wie Meta, TikTok und Snapchat stellen Jugendliche ein Kernsegment ihrer Nutzerschaft dar. Ein Zugangsverbot würde direkt ihre Werbeeinnahmen und Wachstumsprognosen treffen. Kein Wunder, dass die Plattformen mit allen Mitteln gegen strikte Altersgrenzen lobbyieren.

EU-Politik im Spannungsfeld

Die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen hat lange gezögert, einheitliche Altersgrenzen festzulegen. Stattdessen setzte sie auf den Digital Services Act (DSA) mit allgemeinen Schutzpflichten. Doch der Druck einzelner Mitgliedstaaten wächst.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte bereits nationale Alleingänge an: „Wir können nicht länger warten“, wie „Handelsblatt“ berichtet. Dieser Sommer markierte einen Wendepunkt: Die EU-Kommission erlaubt nun ausdrücklich nationale Altersgrenzen. Das Problem: Es droht ein regulatorischer Flickenteppich mit unterschiedlichen Anforderungen von Land zu Land – genau das, was der europäische Binnenmarkt eigentlich verhindern sollte.

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