Startup & Scaling EU Inc.: Europas Antwort auf den Startup-Flickenteppich

EU Inc.: Europas Antwort auf den Startup-Flickenteppich

Die EU-Kommission macht Ernst mit der „EU Inc.“ – einer einheitlichen Rechtsform für Startups in allen 27 Mitgliedsstaaten. Erste Gründungen könnten bereits 2027 möglich sein.

Europa hat ein Problem: Während US-Startups einen homogenen Markt mit 330 Millionen Menschen bedienen, müssen europäische Gründer für jeden der 27 EU-Staaten separate Rechtsstrukturen aufbauen. Diese regulatorische Zersplitterung kostet Zeit, Geld und Wachstumschancen. Doch jetzt kommt Bewegung in die Sache.

Der Durchbruch für europäische Startups

Die Europäische Kommission treibt die Einführung einer paneuropäischen Unternehmensform voran. Laut „Business Insider“ kündigte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bereits für Anfang 2026 einen konkreten Gesetzesvorschlag an. Die sogenannte „EU Inc.“ soll einen einheitlichen Rechtsrahmen schaffen, der die fragmentierte Regulierungslandschaft in Europa überwindet und Wachstumshürden beseitigt.

Im September verankerte die Kommission das Projekt offiziell im Arbeitsprogramm für 2025. Wie „Business Insider“ berichtet, formierte sich europaweit ein Bündnis aus Startup-Verbänden und politischen Akteuren, um die Gesetzgebung zu beschleunigen. Der Policy-Vorschlag wurde bereits im Frühjahr in Brüssel präsentiert. Nach aktuellem Zeitplan könnten die ersten EU Inc.-Gründungen 2027 erfolgen.

Die Köpfe hinter der Initiative

Der Vorstoß geht auf prominente Figuren der europäischen Startup-Szene zurück. Eine Gruppe führender Gründer und Venture Capitalists wandte sich laut „Business Insider“ vergangenes Jahr mit einem offenen Brief an die EU-Entscheidungsträger. Zu den Unterstützern zählen Personio-Chef Hanno Renner, DeepL-Mitgründer Jarek Kutylowski und die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Startup Verbands, Verena Pausder.

Auch namhafte Investoren von Seedcamp und Index Ventures schlossen sich an. Die Initiative fordert eine standardisierte Unternehmensstruktur, die in allen EU-Ländern gleichermaßen gilt. Dabei geht es nicht um eine Kopie des Silicon Valley-Modells, sondern um die Stärkung europäischer Besonderheiten: kulturelle Vielfalt, dezentrale Talentpools und die einzigartigen Startup-Ökosysteme der Region.

Warum Europa die EU Inc. braucht

Die Probleme europäischer Startups sind bekannt: Wer über Landesgrenzen hinweg expandieren will, muss sich mit 27 verschiedenen Steuer-, Handels- und Arbeitsgesetzen auseinandersetzen. Diese Komplexität bremst Wachstum und schreckt internationale Investoren ab. Besonders bei Mitarbeiterbeteiligungen zeigen sich die Nachteile.

Zwar existieren in den meisten EU-Ländern entsprechende Programme, doch die Regelungen unterscheiden sich erheblich – ein Albtraum für Unternehmen mit mehreren Standorten. Die EU Inc. soll diese Barrieren abbauen und europäischen Startups ermöglichen, schneller zu skalieren, mehr Kapital anzuziehen und im globalen Wettbewerb zu bestehen. Durch die Vereinheitlichung des Rechtsrahmens könnten Gründer ihre Energie auf Innovation statt auf Bürokratie konzentrieren.

Business Punk Check

Die EU Inc. klingt vielversprechend, aber der Teufel steckt im Detail. Während die Idee eines einheitlichen Rechtsrahmens überfällig ist, droht die Umsetzung im Brüsseler Kompromissdschungel zu verwässern. Nationale Eigeninteressen könnten den Prozess verzögern oder die Regelungen mit Ausnahmen durchlöchern. Zudem bleibt fraglich, ob die EU Inc. auch steuerliche Harmonisierung umfasst – der eigentliche Schmerzpunkt vieler Startups.

Ohne klare Steuerregeln wäre die Reform ein zahnloser Tiger. Für Gründer heißt das: Die EU Inc. könnte ein Game-Changer werden, aber bis 2027 sollten sie weiterhin mit parallelen Rechtsstrukturen planen und internationale Berater einbinden. Wer jetzt schon expandieren will, kommt um lokale Expertise nicht herum.

Häufig gestellte Fragen

  • Was bringt die EU Inc. europäischen Startups konkret?
    Die EU Inc. beseitigt den regulatorischen Flickenteppich aus 27 verschiedenen Rechtsformen. Startups können schneller skalieren, einheitliche Mitarbeiterbeteiligungsprogramme anbieten und leichter internationales Kapital anziehen. Besonders für Wachstumsphasen entfallen kostspielige Parallelstrukturen.
  • Sollten Gründer mit Expansionsplänen bis 2027 warten?
    Keinesfalls. Wer heute gründet, sollte parallel planen: kurzfristig mit bestehenden Strukturen arbeiten und gleichzeitig die EU Inc.-Entwicklung im Blick behalten. Sinnvoll ist eine modulare Unternehmensstruktur, die später leicht in die EU Inc. überführt werden kann.
  • Welche Branchen profitieren am stärksten von der EU Inc.?
    Besonders Tech-Startups mit digitalen Geschäftsmodellen, die schnell skalieren können und auf internationale Talente angewiesen sind. Auch Hardware-Startups mit komplexen Lieferketten und B2B-Unternehmen mit europaweitem Kundenstamm gewinnen erheblich durch vereinfachte Strukturen.
  • Wie wirkt sich die EU Inc. auf den Wettbewerb mit US-Startups aus?
    Die EU Inc. schließt eine kritische Lücke im Wettbewerb mit US-Startups, die bisher von ihrem homogenen Heimatmarkt profitieren. Europäische Gründer können künftig ähnlich schnell skalieren und effizienter mit Kapital umgehen. Allerdings bleibt die Kapitalverfügbarkeit weiterhin ein Wettbewerbsnachteil.
  • Was können Mittelständler von der EU Inc. lernen?
    Auch etablierte Mittelständler sollten die EU Inc. als Chance sehen, ihre europäischen Strukturen zu vereinfachen. Wer jetzt schon Tochtergesellschaften in mehreren EU-Ländern hat, sollte Umstrukturierungspläne entwickeln, um später von der vereinfachten Rechtsform zu profitieren.

Quellen: „Business Insider“