Startup & Scaling Vom Großkonzern zum Gründergeist – ein Gespräch mit Gisbert Rühl

Vom Großkonzern zum Gründergeist – ein Gespräch mit Gisbert Rühl

Carsten: Gisbert, du warst CEO eines Industrie-Giganten, heute investierst du in Startups. Wie kam dieser Wechsel?

Gisbert: Das begann schon 2012, als wir bei Klöckner die Digitalisierung vorangetrieben haben. Da war schnell klar: Wer Innovation will, muss sich mit Startups beschäftigen. Daraus entstanden erste Kooperationen und meine ersten Angel-Investments.

Carsten: Was nimmst du aus der Konzernwelt in deine Rolle als Investor mit?

Gisbert: Die Erfahrung in Krisensituationen – das ist oft wertvoll für Gründer:innen. Aber auch umgekehrt habe ich viel gelernt: Geschwindigkeit, Mut, weniger Bürokratie. Diese Denkweise habe ich versucht, auch in die Konzernstrukturen zu bringen.

Carsten: Du setzt stark auf B2B-Tech. Warum?

Gisbert: Deutschland ist stark in Anwendungstechnologien. Ob in Energie, Luftfahrt oder Robotik. Bei Basisinnovationen wie KI sind wir hintendran, aber im Transfer steckt enormes Potenzial.

Carsten: Und trotzdem investieren wir lieber in die Vergangenheit…

Gisbert: Exakt. Wir pumpen Milliarden in fossile Industrien, statt neue aufzubauen. Das ist nicht mutig, sondern rückwärtsgewandt. Die nächste Generation braucht neue Märkte, nicht nur alte Jobs.

Carsten: Was würdest du als Bundekanzler sofort anpacken?

Gisbert: Kapital umlenken – raus aus Subventionen für Altindustrien, rein in Fonds für Zukunftstechnologien. Die KfW hätte hier riesige Hebel. Dazu: Bürokratieabbau und echte Mitarbeiterbeteiligung.

Carsten: Und warum scheitert es?

Gisbert: Am politischen Willen. Alles ist da – Top-Universitäten, smarte Gründer:innen, gute Infrastruktur. Es fehlt nur eins: der Mut, wirklich was zu verändern.

Carsten: Danke dir für deine Klarheit, Gisbert – ein echtes Statement zum Auftakt von Choose Germany.