Startup & Scaling Gründer-Boom 2025: Sachsen überholt Berlin – und Food ist der heimliche Star

Gründer-Boom 2025: Sachsen überholt Berlin – und Food ist der heimliche Star

KI treibt Software-Boom – Food überrascht alle

Thematisch bleibt der Software-Sektor mit 368 Neugründungen (+16 Prozent) unangefochten an der Spitze. Seit dem Tiefpunkt Anfang 2022 hat sich die Zahl der Software-Startups nahezu verdoppelt – ein klarer Indikator für den Einfluss der KI-Revolution. Auch industrielle Lösungen profitieren massiv von diesem Trend und legen um 29 Prozent zu.

Die eigentliche Sensation findet jedoch im Food-Sektor statt: Mit einem Wachstum von 44 Prozent bei Neugründungen erlebt die Branche ein spektakuläres Comeback. Nach Jahren der Konsolidierung und zahlreichen Pleiten scheinen Investoren und Gründer neue Geschäftsmodelle jenseits der ausgetretenen Pfade von Lieferdiensten und Meal-Kits gefunden zu haben. Auch der E-Commerce erholt sich mit einem Plus von 14 Prozent.

Die Schattenseite des Booms: B2C bleibt Risikozone

Trotz aller Euphorie zeigt der Report auch Schattenseiten. Besonders im B2C-Segment wie Food, E-Commerce und Medizin bleibt das Insolvenzrisiko hoch. Seit 2021 sind die Pleiten insgesamt gestiegen – ein Zeichen für ein reifer werdendes Ökosystem, das neben neuen Chancen auch alte Risiken birgt.

Berlin steht zudem in einem harten Wettbewerb mit Paris um digitale Talente, besonders im KI-Bereich. Laut „Berliner Zeitung“ zieht die französische Hauptstadt derzeit mehr Entwickler und Experten an. Um die Position als europäische Gründermetropole ringen neben Berlin und Paris auch London und zunehmend osteuropäische Standorte.

Der deutsche Startup-Standort 2030: Dezentraler, spezialisierter, widerstandsfähiger

Die Zukunft des deutschen Startup-Ökosystems liegt in seiner zunehmenden Dezentralisierung und Spezialisierung. Während Berlin und München ihre Rolle als internationale Hotspots behalten werden, dürften regionale Zentren mit klaren thematischen Schwerpunkten entstehen: Dresden und Leipzig als KI- und Deeptech-Hubs, das Ruhrgebiet als Zentrum für Industrietechnologie, Hamburg für Logistik-Innovation.

Diese Entwicklung könnte Deutschland widerstandsfähiger gegen globale Krisen machen und gleichzeitig die Innovationskraft steigern. Der aktuelle Gründungsboom ist mehr als ein kurzfristiger Trend – er markiert den Beginn einer strukturellen Transformation des deutschen Startup-Ökosystems. Die Herausforderung wird sein, diese Dynamik durch kluge Förderpolitik, Talententwicklung und den Abbau bürokratischer Hürden zu verstetigen.

Häufig gestellte Fragen

  • Warum erlebt Sachsen einen so starken Anstieg bei Startup-Gründungen?
    Sachsens Aufstieg basiert auf mehreren Faktoren: Die Kombination aus exzellenten technischen Universitäten in Dresden und Leipzig, vergleichsweise niedrigen Lebenshaltungskosten und gezielten Förderprogrammen schafft ein attraktives Ökosystem. Zudem haben lokale Erfolgsgeschichten wie die KI-Spezialisten von Wandelbots Signalwirkung. Der Freistaat profitiert auch von seiner Nähe zu Berlin – viele Gründer nutzen die Vorteile beider Standorte.
  • Was steckt hinter dem überraschenden Comeback des Food-Sektors?
    Nach Jahren der Konsolidierung setzt die Food-Branche auf neue, nachhaltigere Geschäftsmodelle. Statt kapitalintensiver Lieferdienste fokussieren sich die neuen Startups auf Nischen wie Vertical Farming, personalisierte Ernährung und KI-gestützte Lebensmittelproduktion. Auch der Trend zu klimafreundlichen Proteinalternativen treibt Innovationen an. Die Lehren aus früheren Pleiten haben zu realistischeren Geschäftsmodellen mit kürzeren Wegen zur Profitabilität geführt.
  • Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz für den aktuellen Gründungsboom?
    KI fungiert als zentraler Katalysator für den Gründungsboom. Sie senkt die Einstiegshürden für Softwareentwicklung drastisch und ermöglicht völlig neue Geschäftsmodelle. Besonders in Deutschland profitieren industrienahe Anwendungen: KI-gestützte Qualitätskontrolle, vorausschauende Wartung und automatisierte Prozessoptimierung. Die Kombination aus deutscher Ingenieurskunst und KI-Expertise schafft international wettbewerbsfähige Lösungen – ein Grund, warum industrielle Anwendungen um 29 Prozent zugelegt haben.
  • Wie können Universitätsstädte ihren Vorteil als Gründungsstandorte weiter ausbauen?
    Universitätsstädte sollten ihre natürlichen Stärken – Talentpool, Forschungsinfrastruktur und interdisziplinäre Netzwerke – durch gezielte Maßnahmen verstärken. Entscheidend sind der Ausbau von Entrepreneurship-Programmen, die Schaffung bezahlbaren Wohnraums für Gründerteams und die Vereinfachung des Technologietransfers aus der Forschung. Erfolgreiche Standorte wie Heidelberg und Karlsruhe zeigen, dass die Verbindung von Spitzenforschung mit praktischer Gründungsförderung und lokalen Investorennetzwerken den entscheidenden Unterschied macht.

Quellen: Business Insider, Berliner Zeitung, „Next Generation“-Report des Startup-Verbands, startupdetector

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