Startup & Scaling Ministerien-Pingpong: Wer kümmert sich um Deutschlands Startups?

Ministerien-Pingpong: Wer kümmert sich um Deutschlands Startups?

Drei Ministerien, ein Thema: Während Wirtschaft, Digitales und Forschung um Startup-Zuständigkeiten rangeln, herrscht Stillstand. Die versprochene Förderung der Gründerszene fällt dem Kompetenzgerangel zum Opfer.

Die deutsche Startup-Szene wartet. Und wartet. Und wartet.

Während in Berlin drei Ministerien um Zuständigkeiten für die Gründerszene pokern, bleibt die versprochene Unterstützung auf der Strecke. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche, Digitalminister Karsten Wildberger und Forschungsministerin Dorothee Bär schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu – oder will sie am Ende jeder für sich beanspruchen? Fakt ist: Konkrete Maßnahmen bleiben aus, es herrscht in der Startup-Politik aktuell Stillstand.

Zuständigkeits-Wirrwarr statt Aufbruchstimmung

Nach der Regierungsbildung sollte ein „Organisationserlass“ die Zuständigkeiten regeln. Die Details sollten die Ministerien untereinander klären – bis zum 1. August 2025. Doch wie das Handelsblattberichtete, ist die Frist verstrichen, ohne dass Klarheit geschaffen wurde.

Stattdessen zitierte das Medium aus einer internen E-Mail von Staatssekretär Frank Wetzel, wonach Wildberger die Startup-Zuständigkeiten aus dem Wirtschaftsministerium erhalten solle. Die Realität sieht komplizierter aus: Das BMWE behält das Grundsatzreferat für Startup-Politik, während das Digitalministerium für „spezielle digitalpolitische Fragen“ und Teile der de:hub-Initiative verantwortlich sein soll. Gleichzeitig will das Forschungsministerium bei Deep-Tech-Startups mitmischen.

Zersplitterte Verantwortung, frustrierte Gründer

„Wir hängen in der Luft“, bringt Christoph Stresing, Geschäftsführer des Startup Verbandes, die Situation auf den Punkt. Die ersten 100 Tage der neuen Regierung hätten laut „Business Insider“ ein „durchwachsenes Bild“ bei der Startup-Politik abgegeben.

Ideal wäre eine „Startup-Politik aus einer Hand, ganz ohne Reibungsverluste zwischen den Ressorts“ – doch selbst nach Klärung der Zuständigkeiten bleibt das unwahrscheinlich. Besonders kritisch: Die Verantwortung wird nicht nur zwischen Ministerien aufgeteilt, sondern teilweise sogar innerhalb einzelner Projekte zerschnitten. Die de:hub-Initiative, die Startups und Mittelstand vernetzen soll, wird künftig sowohl dem BMWE als auch dem BMDS zugeordnet sein.

Kritik aus der Opposition

Die Grünen-Abgeordnete Katharina Beck kritisiert die Situation scharf: „Zersplitterte Zuständigkeiten sind nicht hilfreich. Startups haben stringente und effektive Politik aus einem Guss verdient.“ Besonders problematisch sei der Zeitverlust. „Es darf jetzt keinen Stillstand geben“, mahnt sie laut „Business Insider“.

Während Wirtschaftsministerin Reiche bereits bei der Verleihung der German Startup Awards als Speakerin auftrat, ist Digitalminister Wildberger bisher kaum in der Startup-Szene präsent. Beck fordert ihn auf, sich „zum Streiter für alle Startups, nicht nur der digitalen“ zu machen und den im Koalitionsvertrag versprochenen „One-Stop-Shop“ für Gründungen schnell umzusetzen.

Business Punk Check

Die Realität hinter dem Ministerien-Pingpong ist ernüchternd: Während andere Länder ihre Startup-Ökosysteme mit klaren Strategien und aus einer Hand fördern, verliert Deutschland sich in Zuständigkeitsdebatten. Der Schaden ist real: Während Politiker diskutieren, wandern Talente und Kapital ab.

Was Gründer wirklich brauchen, sind nicht drei konkurrierende Ministerien, sondern ein schlanker Apparat, der schnell entscheidet und unterstützt. Die Zersplitterung der Verantwortung ist symptomatisch für Deutschlands Innovationsschwäche. Wer im globalen Wettbewerb bestehen will, muss Bürokratie abbauen, statt sie zu vermehren. Für Startups bedeutet das: Nicht auf die Politik warten, sondern eigene Netzwerke stärken und internationale Optionen prüfen.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie wirkt sich die unklare Zuständigkeit konkret auf Startups aus?
    Die zersplitterte Verantwortung führt zu Verzögerungen bei Förderprogrammen, unklaren Ansprechpartnern und widersprüchlichen Anforderungen. Startups sollten daher verstärkt auf private Finanzierungsquellen und Netzwerke setzen, statt auf staatliche Unterstützung zu warten.
  • Welche Alternativen haben Gründer zur staatlichen Förderung?
    Venture Capital, Business Angels und Corporate Venture Capital sind oft flexibler und schneller als staatliche Programme. Zusätzlich bieten Acceleratoren und Inkubatoren nicht nur Kapital, sondern auch wertvolles Know-how und Netzwerke.
  • Wie können Startups trotz politischer Unsicherheit erfolgreich skalieren?
    Erfolgreiche Scale-ups setzen auf internationale Expansion von Anfang an, diversifizieren ihre Finanzierungsquellen und bauen starke Branchennetzwerke auf. Die Abhängigkeit von einzelnen Märkten oder Fördertöpfen sollte minimiert werden.
  • Welche Bundesländer bieten die beste Unterstützung für Startups?
    Berlin, Bayern und NRW haben die aktivsten regionalen Förderprogramme und Ökosysteme entwickelt. Oft sind Landesförderungen unbürokratischer und schneller zugänglich als Bundesprogramme.

Quellen: „Business Insider“, „Handelsblatt“