Startup & Scaling Söders Star-Wars-Moment: Helsings KI-Jets als Zukunft der deutschen Defense

Söders Star-Wars-Moment: Helsings KI-Jets als Zukunft der deutschen Defense

Münchner KI-Spezialist Helsing revolutioniert die europäische Verteidigung mit autonomen Kampfflugzeugen zum Bruchteil bisheriger Kosten. Der Erstflug ist für 2027 geplant – während Drohnenangriffe zunehmen.

Während russische Drohnen ungehindert über NATO-Flughäfen kreisen, entwickelt ein bayerisches Unternehmen die militärische Antwort: Ein KI-gesteuertes Kampfflugzeug, das in Schwärmen operieren kann und nur einen Bruchteil herkömmlicher Jets kostet. Das Münchner Startup Helsing hat nach nur 14 Wochen Entwicklungszeit die Designstudie seines unbemannten Kampfflugzeugs „CA-1 Europa“ vorgestellt. Das elf Meter lange und vier Tonnen schwere Fluggerät soll bereits 2027 seinen Erstflug absolvieren und 2029 serienreif sein.

Europas KI-Antwort auf die Bedrohungslage

Die Zahlen sind beeindruckend: Helsing, 2021 gegründet und mittlerweile mit 900 Mitarbeitern eines der wertvollsten Startups Europas, hat laut „n-tv“ bereits 1,36 Milliarden Euro Investorenkapital eingesammelt. Das Unternehmen wird mit rund zwölf Milliarden Dollar bewertet.

Und jetzt will das Unternehmen den Kampf am Himmel mit einem neuen Flieger revolutionieren. Der entscheidende Vorteil des neuen Kampfjets: Er soll nur einen Bruchteil herkömmlicher Modelle kosten, die zwischen 80 und 120 Millionen Euro pro Stück liegen, wie „Deutschlandfunk“ berichtet. „In den nächsten fünf Jahren wird KI alles verändern in der Verteidigung“, erklärt Helsing-Co-Chef Gundbert Scherf laut „n-tv“. Das Unternehmen setzt dabei auf sein selbst entwickeltes KI-Programm „Centaur“, das bereits im Ukraine-Krieg in Drohnen zum Einsatz kommt. Das Herzstück des Flugzeugs ist ein kompakter 30×30 Zentimeter großer Rechner, der den autonomen Autopiloten steuert.

Bayerns Rüstungsoffensive

Für die Umsetzung des ambitionierten Projekts hat Helsing strategisch klug agiert und den schwäbischen Flugzeugbauer Grob Aircraft akquiriert. Wie die „Augsburger Allgemeine“ berichtet, sollen Entwicklung und Tests am Standort in Tussenhausen-Mattsies stattfinden. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, der bei der Präsentation anwesend war, fasste seine Eindrücke prägnant zusammen: „Star Wars im Allgäu“, so Söder laut „n-tv“.

Der CSU-Politiker nutzte die Gelegenheit für ein klares Bekenntnis zum Rüstungsstandort Bayern: „Bayern setzt auf Defense – wir sind bereits einer der Top-Standorte der Verteidigungsindustrie und wollen das weiter ausbauen“, erklärte er laut „Augsburger Allgemeine“. Mit einem eigenen Rüstungsgesetz will der Freistaat Unternehmen der Branche bei Genehmigungen und in der Zusammenarbeit mit Hochschulen privilegieren.

Europas Lufthoheit in Gefahr

„Die Gründer von Helsing haben als erste erkannt, dass KI die Art, Krieg zu führen, revolutioniert“, betont der ehemalige Airbus-Chef und heutige Helsing-Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Enders laut „n-tv“. Er prognostiziert: „In wenigen Jahren werden sich Kampfpiloten ohne KI nicht mehr in die Luft trauen.“ Das Potenzial des Unternehmens schätzt er hoch ein: „Helsing hat das Potenzial, das Airbus des 21. Jahrhunderts zu werden.“ Die Dringlichkeit solcher Entwicklungen wird durch aktuelle Vorfälle unterstrichen.

Wie „Bild“ berichtet, wurden kürzlich Drohnen über dänischen Militärstützpunkten gesichtet, was die NATO in Alarmbereitschaft versetzte. Michael Schoellhorn, CEO von Airbus Defence and Space, warnte im Gespräch mit „Bild“: „Wenn man jetzt in einem bewaffneten Konflikt wäre, dann können die Drohnen ja auch bewaffnet sein.“ Besonders beunruhigend: Auch über Airbus-Standorten seien bereits unidentifizierte Drohnen stundenlang gekreist, ohne dass die Polizei sie zum Landen zwingen konnte.

Business Punk Check

Der Hype um KI-Kampfjets ist berechtigt – aber mit Fallstricken gespickt. Helsings Zeitplan ist ambitioniert, vielleicht zu ambitioniert. Von der Designstudie zum serienreifen Kampfjet in vier Jahren? Die Rüstungsbranche ist bekannt für Verzögerungen und Kostenexplosionen. Gleichzeitig zeigt die aktuelle Bedrohungslage: Europa braucht dringend eigene Verteidigungstechnologien.

Die politische Unterstützung ist da, aber reicht der politische Wille für schnelle Beschaffungsprozesse? Entscheidend wird sein, ob Helsing tatsächlich liefern kann, was es verspricht: hochkomplexe KI-Systeme zu Discount-Preisen. Für Investoren und Verteidigungsexperten gilt: Die Technologie ist revolutionär, aber zwischen Prototyp und einsatzfähigem System liegen Welten. Wer jetzt auf den Zug aufspringt, muss mit Turbulenzen rechnen.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie realistisch ist Helsings Zeitplan für den KI-Kampfjet?
    Der Zeitplan ist extrem ambitioniert. Traditionelle Rüstungsprojekte dauern oft 10-15 Jahre von der Konzeption bis zur Einsatzreife. Helsings Vorteil: Sie kombinieren vorhandene Flugzeugtechnologie (Grob Aircraft) mit ihrer KI-Expertise und verzichten auf komplexe Pilotenunterstützungssysteme. Dennoch sollten Verteidigungsministerien mit Verzögerungen rechnen.
  • Welche wirtschaftlichen Chancen bietet die neue Verteidigungstechnologie für den Standort Deutschland?
    Der Aufbau einer europäischen KI-Rüstungsindustrie könnte tausende hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen und Technologie-Spillover-Effekte für die zivile Wirtschaft erzeugen. Entscheidend ist, dass Deutschland regulatorische Hürden abbaut und strategische Investitionen tätigt, um nicht von US-amerikanischen oder chinesischen Technologien abhängig zu werden.
  • Was bedeutet die KI-Rüstungsentwicklung für mittelständische Zulieferer?
    Mittelständler sollten sich auf neue Lieferketten einstellen. Gefragt sind künftig weniger mechanische Komponenten, sondern mehr Expertise in Sensorik, Datenverarbeitung und KI-optimierter Hardware. Unternehmen sollten jetzt Kooperationen mit Forschungseinrichtungen suchen und in Weiterbildung ihrer Ingenieure investieren.
  • Wie verändert die KI-Kriegsführung die geopolitische Machtbalance in Europa?
    Länder, die früh in autonome Waffensysteme investieren, könnten ihre Verteidigungsfähigkeit bei gleichzeitiger Kostenreduktion stärken. Für kleinere europäische Staaten bietet sich die Chance, trotz begrenzter Budgets schlagkräftige Luftstreitkräfte aufzubauen. Die EU muss jedoch gemeinsame ethische Standards und Einsatzregeln entwickeln, um nicht in einen unkontrollierten KI-Rüstungswettlauf zu geraten.

Quellen: „n-tv“, „Augsburger-allgemeine“, „Deutschlandfunk“, „Bild“