Startup & Scaling Startup Monitor 2025: Trotz Flaute wachsen KI, Defense-Tech und Gründer-Optimismus

Startup Monitor 2025: Trotz Flaute wachsen KI, Defense-Tech und Gründer-Optimismus

Der Deutsche Startup Monitor 2025 zeigt: Trotz Wirtschaftsflaute bleibt die Gründerszene widerstandsfähig. KI revolutioniert Geschäftsmodelle, Defense-Tech boomt, und Deutschland gewinnt als Standort an Attraktivität – auch wenn die Finanzierungslücke bleibt.

Die deutsche Startup-Szene trotzt der Krise. Während die Gesamtwirtschaft im Krisenmodus feststeckt, zeigt der aktuelle Deutsche Startup Monitor 2025 des Startup Verbands: Gründerinnen und Gründer behalten ihren Optimismus – wenn auch mit Abstrichen. Das Geschäftsklima ist zwar auf den niedrigsten Wert seit der Corona-Pandemie gesunken, liegt aber mit 31,7 Punkten noch immer deutlich über dem allgemeinen Wirtschaftsklima (-6,4 laut ifo-Index). Gleichzeitig steigt die Zahl der Neugründungen um 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, und vier neue Unicorns haben die Milliardenbewertung geknackt.

Wer gründet in Deutschland?

Der typische Gründer in Deutschland ist nach wie vor männlich, 37,7 Jahre alt und hat einen Master in BWL. Die Mehrheit startet im Team – im Durchschnitt kommen 2,5 Personen zusammen, wobei 60 Prozent reine Männerteams sind. Der Frauenanteil unter Gründenden steigt zwar leicht von 18,8 auf 19,8 Prozent, bleibt aber auf niedrigem Niveau.

Tatsächlich haben 87 Prozent der Gründerinnen und Gründer einen akademischen Hintergrund, wobei BWL (33,8 Prozent), Ingenieurwissenschaften (20,4 Prozent) und Informatik (16,6 Prozent) dominieren. Die meisten sammeln vor dem Sprung in die Selbstständigkeit Berufserfahrung: 41,1 Prozent kommen aus Konzernen, 39,5 Prozent aus dem Mittelstand und 37,2 Prozent haben bereits in anderen Startups gearbeitet. Diese Erfahrung zahlt sich aus – besonders in Krisenzeiten.

KI revolutioniert die Gründungslandschaft

Der Einfluss künstlicher Intelligenz auf das Startup-Ökosystem wächst rasant. Inzwischen geben 45,1 Prozent der Startups an, dass KI im Zentrum ihres Produkts steht – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr (39,1 Prozent). Gleichzeitig sind die Investitionen in KI-Startups in Deutschland auf Rekordkurs: 2,1 Milliarden Euro flossen bereits in den ersten neun Monaten 2025, hochgerechnet werden es etwa 3 Milliarden Euro für das Gesamtjahr sein.

Allerdings zeigt sich auch eine bedenkliche Entwicklung: Die USA investieren mit voraussichtlich 144 Milliarden Euro in diesem Jahr fast das 15-fache in KI-Startups – ein Wettbewerbsvorteil, der langfristig schwer aufzuholen sein dürfte.

Defense-Tech erlebt beispiellosen Boom

Ein überraschender Trend: Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben die Investitionen in Defense-Tech-Startups in Deutschland eine beispiellose Dynamik entwickelt. Mit knapp 900 Millionen Euro floss 2025 bereits doppelt so viel Kapital in diesen Bereich wie im gesamten Vorjahr.

Während nur 1,7 Prozent der Startups ihre Produkte primär für militärische Anwendungen entwickeln, geben beachtliche 24,1 Prozent an, dass ihre Lösungen als Dual-Use-Technologien auch im militärischen Kontext eingesetzt werden können. Diese Entwicklung spiegelt die veränderte geopolitische Lage und die wachsende Bedeutung von Sicherheitstechnologien wider.

DeepTech als Zukunftshoffnung

Neben KI und Defense-Tech gewinnt auch der DeepTech-Bereich an Bedeutung. Während sich nach strengen Kriterien 11 Prozent der Startups diesem Sektor zuordnen lassen, identifizieren sich sogar 30,6 Prozent selbst als DeepTech-Unternehmen – ein Zeichen für die Strahlkraft dieses Segments.

Besonders im Energiesektor zeigt sich die Innovationskraft: Unternehmen wie Marvel Fusion und Proxima Fusion konnten bereits große Finanzierungsrunden abschließen.

Finanzierungslücke bleibt Achillesferse

Trotz positiver Signale bleibt die Finanzierung die größte Herausforderung. Zwar steigen die Investments in deutsche Startups wieder leicht an und werden 2025 voraussichtlich etwa 8 Milliarden Euro erreichen. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland bei den Venture-Capital-Investitionen jedoch nur auf Platz 18 – weit hinter den USA, aber auch hinter europäischen Nachbarn wie Großbritannien, den Niederlanden oder Frankreich.

Deutschland gewinnt an Attraktivität

Überraschend positiv: Deutschland wird als Gründungsstandort attraktiver eingeschätzt. 39,8 Prozent der Gründerinnen und Gründer bewerten den Standort Deutschland besser als die USA – ein Anstieg um 6 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Im europäischen Vergleich sehen sogar 61,2 Prozent Deutschland vorne. „Die Zahlen zeigen, dass die deutsche Startup-Szene Aufwind hat. Dabei spielt uns der Kurs der amerikanischen Regierung in die Karten“, kommentiert Verbandschefin Verena Pausder laut Startup Verband. Als größte Stärken des Standorts gelten die Nähe zu Universitäten (81,6 Prozent positive Bewertungen) und das Netzwerk zu anderen Gründerinnen und Gründern (69,5 Prozent). Schwachpunkte bleiben dagegen die Bürokratie, der Zugang zu Kapital und die steuerlichen Rahmenbedingungen.

Kooperationen mit Corporates rückläufig

Ein besorgniserregender Trend: Die Zusammenarbeit zwischen Startups und etablierten Unternehmen nimmt weiter ab. Während 2020 noch 71,8 Prozent der Startups mit Corporates kooperierten, sind es 2025 nur noch 56 Prozent. In der aktuellen Wirtschaftslage fehlt jedoch vielen Unternehmen der Mut, in Innovation zu investieren – ein Fehler, der langfristig die Wettbewerbsfähigkeit gefährden könnte.

Digitalisierung bleibt Baustelle

Bei der Digitalisierung bekommt Deutschland von den Gründerinnen und Gründern schlechte Noten: 78,9 Prozent bewerten die digitale Souveränität als gering oder sehr gering. Auch die Digitalisierung der Wirtschaft (52,5 Prozent negative Bewertungen) und besonders der Verwaltung (81 Prozent) werden kritisch gesehen.

Business Punk Check

Die Zahlen des Startup Monitors entlarven den Mythos vom 20-jährigen Wunderkind, das im Hoodie die Welt revolutioniert. Der echte deutsche Gründer ist 37, hat BWL studiert und kommt aus dem Konzern – nicht gerade das Klischee des disruptiven Rebellen. Gleichzeitig offenbart sich die wahre Innovationsbremse: Während in den USA KI-Startups mit Milliarden geflutet werden, kämpfen deutsche Gründer mit Bürokratie und zurückhaltenden Investoren.

Die Wahrheit ist: Deutschland hat brillante Köpfe und exzellente Forschung, aber versagt beim Transfer in marktfähige Produkte. Besonders bitter: Etablierte Unternehmen ziehen sich aus Kooperationen zurück, genau wenn sie Innovation am dringendsten bräuchten. Wer jetzt gründet, sollte auf KI und Defense-Tech setzen, aber nicht auf schnelles Unicorn-Glück hoffen – sondern auf Bootstrapping, B2B-Fokus und strategische Investoren. Der Weg zum deutschen Apple führt nicht über Kopien amerikanischer Erfolgsgeschichten, sondern über eigene Stärken in DeepTech und Engineering.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie realistisch sind Unicorn-Träume für deutsche Startups?
    Die Realität ist ernüchternd: Nur 4 neue Unicorns entstanden 2025 in Deutschland, während 8 diesen Status im Vorjahr verloren. Mit Platz 18 bei VC-Investments fehlt schlicht das Kapital für mehr Milliardenbewertungen. Erfolgversprechender: Auf profitable Nischen setzen statt auf Hyperwachstum.
  • Welche Finanzierungsquellen sollten Gründer angesichts der Kapitalknappheit priorisieren?
    Der Monitor zeigt eine klare Strategie: 22,3% der Startups setzen erfolgreich auf Bootstrapping (Vorjahr: 19,2%). Gleichzeitig steigt der Anteil kleinerer Finanzierungsrunden unter 500.000€ deutlich. Kombinieren Sie Eigenfinanzierung mit staatlichen Fördermitteln (45% nutzen diese) und Business Angels (31,3%) statt auf große VC-Runden zu hoffen.
  • In welchen Technologiefeldern liegen die größten Chancen für neue Startups?
    Zwei Bereiche stechen heraus: KI-Startups (45,1% aller Neugründungen) und Defense-Tech (Investitionen verfünffacht). Besonders vielversprechend sind Schnittmengen wie KI-gestützte Sicherheitslösungen oder DeepTech-Anwendungen im Energiesektor. Hier fließt das Kapital trotz allgemeiner Zurückhaltung.
  • Wie sollten Gründer mit dem Rückgang der Corporate-Kooperationen umgehen?
    Die Zahlen sind eindeutig: Nur noch 56% der Startups kooperieren mit Corporates (2020: 71,8%). Statt auf träge Konzerne zu warten, sollten Gründer auf den öffentlichen Sektor setzen – der B2G-Anteil stieg auf 7% und bietet stabilere Einnahmen. Alternativ: Direkt internationale Kunden ansprechen, da 39,8% Deutschland attraktiver als die USA bewerten.
  • Welche Standortfaktoren sollten bei der Wahl des Gründungsorts priorisiert werden?
    Der Monitor entlarvt den Mythos vom perfekten Standort: 59,1% würden wieder am selben Ort gründen. Entscheidend ist die Nähe zu Universitäten (81,6% positive Bewertungen) und das lokale Gründernetzwerk (69,5%). Berlin bietet mit 87% englischsprachigem Umfeld und 42,3% internationalen Mitarbeitern klare Vorteile für global orientierte Startups.

Quellen: „Business Insider“, „Startuop Verband“