Tech & Trends 7 Minuten Kunstgeschichte: Warhol im Berliner Untergrund

7 Minuten Kunstgeschichte: Warhol im Berliner Untergrund

Dienstagmorgen, 8:30 Uhr, Alexanderplatz. Die Stadt läuft im Pendler-Modus, als plötzlich eine Ikone des 20. Jahrhunderts auftaucht: Andy Warhols Porträt von Marilyn Monroe. Original-Print, Marktwert 300.000 Euro, geschützt von Bodyguards, flankiert von Smartphones. Sieben Minuten lang wurde eine der berühmtesten Arbeiten der Pop-Art in eine alltägliche Transit-Zone versetzt – dann verschwand sie wieder.

Die Aktion stammt vom Berliner Start-up JMES World, das den Kunstmarkt neu definieren will. Ihr Konzept: Fractional Ownership. Ab fünf Euro können Menschen Anteile an Kunstwerken erwerben. Kein geschlossenes System mehr, kein Zutritt nur für Galerien und Millionäre – sondern eine Plattform, die Teilhabe verspricht.

Die Symbolik der Aktion ist stark: Kunst wird nicht länger im White Cube versteckt, sondern in die Mitte des Alltags gestellt. Für sieben Minuten wurde Warhols Werk zu dem, was es in den 60ern bereits war – ein Kommentar zur Öffentlichkeit, zur Reproduktion, zum Kult des Sichtbaren. Diesmal aber nicht als Museumsobjekt, sondern als Investmentmodell für Communities.

Kritiker werden Parallelen zum NFT-Hype ziehen: auch dort versprach man Demokratisierung, endete aber oft bei Spekulation. Der Unterschied: Hier geht es nicht um Dateien, sondern um physische Werke mit Geschichte und Wert. Doch auch Fractional Ownership muss sich beweisen: Ist es ein Zugang zur Kunst – oder ein neues Finanzprodukt mit kulturellem Anstrich?

Unabhängig von der Antwort bleibt der Moment am Alexanderplatz ein Statement. Sieben Minuten, die gezeigt haben, was möglich ist, wenn Kunst ihre Räume verlässt und neue Wege geht. Warhols Idee der „15 Minutes of Fame“ ist im Berliner Untergrund neu aufgeladen worden – reduziert auf sieben, verdichtet auf ein Experiment.

Vielleicht ist es genau das, was JMES World will: nicht nur ein Geschäftsmodell, sondern ein neuer Zugang zu Kultur.

JMES WORLD