Tech & Trends Alphabet kurz vor 4 Billionen: Jetzt jagt Google sogar Nvidia im KI-Chip-Markt

Alphabet kurz vor 4 Billionen: Jetzt jagt Google sogar Nvidia im KI-Chip-Markt

Alphabet nähert sich der 4-Billionen-Dollar-Marke und fordert Nvidia heraus: Mit eigenen KI-Chips und dem erfolgreichen Gemini-Modell zeigt Google, dass im Tech-Wettrüsten noch lange nichts entschieden ist.

Totgesagte leben länger – und manchmal werden sie sogar zum Marktführer. Während Analysten Google nach dem ChatGPT-Hype bereits abgeschrieben hatten, hat der Suchmaschinen-Riese still und heimlich seine KI-Strategie perfektioniert.

Mit einem Börsenwert von 3,9 Billionen Dollar steht Alphabet kurz davor, in den exklusiven Club der 4-Billionen-Dollar-Unternehmen einzutreten. Nur Apple und Nvidia haben diese Schwelle bisher überschritten. Gleichzeitig wandelt sich der Konzern vom reinen KI-Anwender zum Chip-Lieferanten.

Der Gemini-Effekt

Die neue Version des KI-Modells Gemini 3 übertrifft OpenAIs ChatGPT in entscheidenden Benchmarks, wie „n-tv.de“ berichtet. Besonders bei der Analyse von Bildschirminhalten – einer Schlüsselfunktion für persönliche KI-Assistenten – liegt Google vorn.

In den US-App-Stores hat Gemini bereits die Konkurrenten ChatGPT und Perplexity überholt und sich als Nummer eins der kostenlosen KI-Chatbots etabliert. Die Nutzerzahlen sprechen für sich: Während ChatGPT auf 800 Millionen wöchentliche User kommt, nutzen laut „Spiegel“ bereits 650 Millionen Menschen die Gemini-App. Der Vorsprung von OpenAI schmilzt zusehends.

Von der Monopol-Angst zur Börsen-Rallye

Dabei sah es für Google lange nicht rosig aus. Als Mitglied der „Glorreichen Sieben“, wie „Welt“ die wertvollsten KI-Aktien nennt, stagnierte der Kurs in den ersten neun Monaten des Jahres. Neben Zweifeln an Googles KI-Kompetenz belastete vor allem ein fünfjähriger Monopol-Prozess den Konzern.

Der entscheidende Wendepunkt kam im September: Ein Bundesrichter entschied, dass Alphabet trotz seiner 90-prozentigen Marktdominanz bei Suchmaschinen nicht zerschlagen werden muss. Die Begründung überrascht: KI-Projekte wie ChatGPT würden Googles Vormachtstellung bereits jetzt untergraben. Seit diesem Urteil hat Alphabet 1,3 Billionen Dollar an Börsenwert zugelegt – fast das Doppelte der anderen „Glorreichen Sieben“ zusammen.

Die Cash-Maschine hinter dem KI-Erfolg

Alphabets Erfolgsrezept basiert auf vier Säulen. Erstens: Geld. Mit einem Quartalsgewinn von 35 Milliarden Dollar, wie „n-tv.de“ dokumentiert, kann der Konzern problemlos 24 Milliarden in KI-Infrastruktur investieren. Zweitens: Daten. Google trainiert seine KI-Modelle mit dem gigantischen Datenschatz aus Suchmaschine, Android und YouTube.

Drittens: Forschung. Die Übernahme von DeepMind vor über zehn Jahren sicherte Google Spitzenforschung im KI-Bereich. Und viertens – vielleicht am wichtigsten: eigene Chips. Anders als die Konkurrenz ist Google nicht auf Nvidia angewiesen, sondern entwickelt seine Tensor-Prozessoren selbst.

Der Chip-Strategiewechsel

Jetzt geht Google noch einen Schritt weiter. Laut „The Information“, so berichtet „Spiegel“, will der Konzern seine bisher nur intern genutzten Tensor-Prozessoren auch an andere Unternehmen verkaufen. Meta, bisher Nvidia-Kunde, plant angeblich, in seinen neuen KI-Rechenzentren Google-Chips einzusetzen.

Google-Manager erhoffen sich dadurch Einnahmen in Höhe von zehn Prozent des Nvidia-Jahresumsatzes. Damit würde sich Alphabet als Alternative zu Nvidia im boomenden KI-Chip-Markt positionieren und gleichzeitig seine Abhängigkeit vom Werbegeschäft reduzieren. Der Cloud-Bereich macht bereits 15 Prozent des Umsatzes aus – Tendenz steigend.

Business Punk Check

Der Google-Hype verdient einen Reality-Check: Ja, Alphabet hat beeindruckende Fortschritte gemacht, aber der wahre Gewinner steht noch nicht fest. Die Nutzerzahlen von Gemini sind zwar stark, aber Quantität bedeutet nicht Qualität. Entscheidend wird sein, ob Google seine Chips tatsächlich zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten kann – Nvidia hat nicht ohne Grund eine Quasi-Monopolstellung. Zudem ist fraglich, ob Google bereit ist, seine wertvollste Technologie mit Konkurrenten zu teilen.

Der Chip-Deal mit Meta könnte ein strategischer Einzelfall bleiben, kein Geschäftsmodell. Für Unternehmen heißt das: Nicht blind auf einen Anbieter setzen. Die Tech-Landschaft bleibt volatil, und wer heute führt, kann morgen zurückfallen.

Häufig gestellte Fragen

  • Kann Google tatsächlich Nvidia im KI-Chip-Markt gefährlich werden?
    Kurzfristig nein. Nvidias Marktdominanz basiert auf jahrelanger Expertise und einem ausgereiften Ökosystem. Google müsste nicht nur technisch mithalten, sondern auch Produktionskapazitäten aufbauen und Support-Strukturen etablieren. Realistisch betrachtet wird Google zunächst Nischenanwendungen bedienen, bevor es den Mainstream-Markt angreifen kann.
  • Lohnt sich für Unternehmen jetzt der Umstieg von ChatGPT auf Gemini?
    Die Entscheidung sollte nicht überstürzt werden. Testen Sie beide Systeme mit Ihren spezifischen Anwendungsfällen. Gemini zeigt Stärken bei der Bildschirmanalyse und Integration mit Google-Diensten, während ChatGPT bei komplexen Textaufgaben oft noch die Nase vorn hat. Wichtiger als der Anbieter ist die strategische Integration in Ihre Workflows.
  • Was bedeutet Googles Chip-Strategie für die Zukunft des KI-Marktes?
    Die Vertikalisierung der Tech-Giganten wird zunehmen. Wer KI-Modelle, Chips und Cloud-Infrastruktur aus einer Hand anbieten kann, hat entscheidende Wettbewerbsvorteile. Für mittelständische Unternehmen bedeutet das: Achten Sie auf offene Standards und vermeiden Sie Vendor-Lock-ins, um flexibel zu bleiben.
  • Wie sollten Investoren auf Googles KI-Offensive reagieren?
    Statt auf kurzfristige Kurssprünge zu spekulieren, lohnt ein Blick auf die langfristige Strategie. Googles Stärke liegt in der Integration von KI in bestehende Produkte und der Monetarisierung durch Cloud-Services. Die Chip-Produktion ist eher strategisches Mittel als eigenständiger Wachstumstreiber. Diversifikation bleibt das Gebot der Stunde.

Quellen: „Spiegel“, „n-tv.de“, „Welt“