Tech & Trends Autonomes Fahren: DARUM hinkt Deutschland im KI-Rennen hinterher

Autonomes Fahren: DARUM hinkt Deutschland im KI-Rennen hinterher

Morais Ansatz: digitale Zwillinge, die reale Verkehrsszenarien virtuell abbilden – bis hin zu ganzen Städten. Diese Technologie könnte der Schlüssel sein, um den deutschen Perfektionismus mit der nötigen Geschwindigkeit zu verbinden. „Deutschland könnte Simulation viel stärker als digitale Infrastruktur betrachten, ähnlich wie beim Breitbandausbau oder dem Straßenbau“, fordert Guntschnig.

Wettlauf der Systeme

Im globalen Wettbewerb haben sich klare Vorreiter herauskristallisiert. „Wenn man auf das Thema Robotaxi und autonome Flotten blickt, dann haben Unternehmen wie Waymo oder Baidu einen Vorsprung“, so der Experte. Sie profitieren von frühem Start, Datenzugang und finanziellen Ressourcen.

Dennoch sieht Guntschnig auch europäische Stärken: „Mercedes-Benz hat mit dem Drive Pilot eindrucksvoll gezeigt, dass man technologisch sehr wohl auf Augenhöhe ist.“ Der entscheidende Hebel für die Zukunft liege in der „Kombination von regulatorischem Know-how, simulationsgestützter Validierung und offenen Plattformen.“

Zeitplan für die autonome Zukunft

Wann werden selbstfahrende Autos Alltag? Guntschnig zeichnet ein differenziertes Bild: Level-3-Systeme sind bereits Realität. Level-4-Anwendungen werden bis 2028 in spezifischen Bereichen kommen – etwa in Werksverkehren, Shuttlediensten oder logistischen Anwendungen. Für flächendeckende Robo-Taxis müssen wir uns jedoch gedulden: frühestens ab 2035.

Der Grund: „Es braucht massive Infrastrukturinvestitionen, eine flächendeckende digitale Abbildung der Verkehrsrealität – und eine enge Verzahnung von Simulation, Sensorik, KI und Gesetzgebung.“

Europas Chance im autonomen Wettlauf

Die Aufholjagd ist noch nicht verloren. Europa kann seine Stärken – Sicherheitsdenken und Standardisierung – in Wettbewerbsvorteile verwandeln. Der Schlüssel liegt in der intelligenten Verknüpfung von virtueller und realer Welt.

„Das Ziel ist, Simulation als standardisierten Bestandteil im Zulassungsprozess zu etablieren – als digitale Infrastruktur“, erklärt Guntschnig. Wenn Europa es schafft, seine regulatorische Kompetenz mit beschleunigter Innovation zu verbinden, könnte es den Rückstand aufholen und gleichzeitig neue Maßstäbe setzen.

Die Zukunft der Mobilität wird nicht nur auf der Straße, sondern auch im digitalen Zwilling entschieden. Hier könnte Deutschland seine traditionelle Ingenieurskunst mit digitaler Innovation verbinden – und im weltweiten Rennen um autonomes Fahren doch noch die Pole Position erobern.

Quelle: merkur.de

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