Tech & Trends Deutscher Donut erobert den Weltraum: Atmos Space Cargo feiert Testflug-Erfolg

Deutscher Donut erobert den Weltraum: Atmos Space Cargo feiert Testflug-Erfolg

Ein aufblasbarer Hitzeschild bringt Fracht aus dem All zurück zur Erde – und könnte Europa endlich unabhängig von SpaceX machen.

Der Himmel über dem Südatlantik war wolkenverhangen, als Sebastian Klaus in einer Cessna 208B auf das spektakuläre Schauspiel wartete. Der Mitgründer des deutschen Raumfahrt-Startups Atmos Space Cargo hatte gerade einmal anderthalb Stunden geschlafen. Sein Unternehmen aus Baden-Württemberg schickte sich an, etwas zu vollbringen, was bisher keine europäische Firma geschafft hat: eine eigenständige Rückkehr von Fracht aus dem Weltraum zur Erde.

Revolution mit aufblasbarem Hitzeschild

Was Atmos Space Cargo von anderen Raumfahrtunternehmen unterscheidet, ist ihr innovativer Ansatz beim Hitzeschutz. Statt auf schwere Keramikkacheln oder ablative Materialien zu setzen, verwendet die „Phoenix-1“-Kapsel einen aufblasbaren Hitzeschild – einen „Donut“ aus Spezialgewebe, der in Sekundenbruchteilen entfaltet wird.

„In Europa sind wir die Ersten, die so etwas kommerziell machen“, erklärt Klaus gegenüber dem „Spiegel“. Das Konzept, das bisher nur von der NASA bei unbemannten Missionen getestet wurde, bietet einen entscheidenden Vorteil: Das extrem geringe Gewicht des Hitzeschilds senkt die Transportkosten erheblich.

Härtetest mit Hindernissen

Der Testflug am Montag stellte das junge Unternehmen vor besondere Herausforderungen. Die „Phoenix-1“-Kapsel wurde zunächst mit einer Falcon-9-Rakete von SpaceX ins All befördert. Kurz vor dem Start änderte der amerikanische Raumfahrtkonzern jedoch die Flugbahn, was das Atmos-Team zu hektischen Anpassungen zwang.

Während des Wiedereintritts in die Erdatmosphäre musste die Kapsel extremen Bedingungen standhalten: Temperaturen von über 1.500 Grad – heißer als Lava – und eine minutenlange Funkstille durch das entstehende Plasma-Schild. Ob die Kapsel letztendlich unbeschadet auf der Erde ankam, konnte Klaus unmittelbar nach der Mission noch nicht bestätigen. Die Datenauswertung läuft.

„Es wird eine Zeit lang dauern, bis wir die Daten ausgewertet haben“, so Klaus. Dennoch sei klar, dass man die Kapsel und die Experimente an Bord erfolgreich aktiviert sowie Daten heruntergeladen habe. „Das ist ein Riesenschritt vorwärts für Europa.“

Europas Unabhängigkeit im Visier

Der Erfolg von Atmos könnte weitreichende Folgen für die europäische Raumfahrt haben. Bisher ist Europa für den Transport von Fracht und Astronauten zur Internationalen Raumstation und zurück auf SpaceX oder russische Sojus-Kapseln angewiesen. Die Europäische Weltraumbehörde (ESA) fördert zwar bereits Konzepte für eigene Rückkehrkapseln, doch diese sollen frühestens 2028 einsatzbereit sein.

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