Tech & Trends Die Geheimdienst-Software Palantir ist der Shootingstar an der Börse. Der Mann dahinter denkt deutsch 

Die Geheimdienst-Software Palantir ist der Shootingstar an der Börse. Der Mann dahinter denkt deutsch 

Technologie für Sicherheit und Unternehmen

Palantir kann ganz zivile Aufgaben lösen: etwa für eine Firma vorherzusehen, was sie einkaufen muss, um optimal zu produzieren. Airbus, BMW und Ferrari gehören deswegen zu den Kunden. Aber Palantir kann auch unerhört Geheimes: Etwa vohersagen, wo sich welche Hamas-Kommandant demnächst aufhalten wird, weswegen sich auch Israel für die Software interessiert. Oder chinesische Hackerringe enttarnen. Das Unternehmen hat kürzlich einen Auftrag im Wert von 36,8 Millionen Dollar vom U.S. Special Operations Command erhalten. Der erfahrene Wall-Street-Berater Stephen „Sarge“ Guilfoyle sieht die Bedeutung Palantirs in der strategischen Positionierung innerhalb der Verteidigungsindustrie. „Die Fähigkeit, komplexe Datenanalysen mit praktischen Anwendungen zu verbinden, macht Palantir zu einem wichtigen Akteur im Bereich der Sicherheits- und Verteidigungstechnologie“, sagt er. 

Und das sehen sie auch in seiner gefühlten Heimat so. Die Polizeibehörden mehrerer deutscher Bundesländer setzen Gotham hierzulande inzwischen zur Verbrecherjagd ein – und Karp ist stolz darauf, den Ansprüchen der härtesten Datenschutzgesetze der Welt zu entsprechen. Ganz störungsfrei lief die Zusammenarbeit nicht: Im April 2018 hatte die hessische Polizei die Palantir-Software zur Bekämpfung des islamischen Terrorismus und schwerer organisierter Kriminalität gekauft und ihr Personal darauf geschult. Um das Projekt nicht ganz so mysteriös klingen zu lassen, erhielt es den guten deutschen Namen Hessendata. In dem Kinderpornographie-Fall Bergisch Gldbach konnte Hessendata 2019 die Identität mehrerer Verdächtiger aufdecken. Dennoch wurde der damalige hessische Innenminister von Datenschutz-Aktivisten für den Einsatz der Palantir-Software mit dem „Big-Brother“-Award bedacht. Hessen gehe einen weiteren großen Schritt in Richtung „Kontroll- und Überwachungsstaat“, hieß es in der „Laudatio“. Egal: Zwei Jahre später wollte auch das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt Gothem unter dem Namen DAR  – System zur datenbankübergreifenden Analyse und Recherche – einsetzen.  Die Software konnte jedoch erst nach einer Änderung des Landespolizeigesetzes ab Mai 2022 zur regulären Anwendung freigegeben werden. Sie kostete insgesamt rund 39 Millionen Euro. Palantir sei teuer, sagen die Experten. Im gleichen Jahr wurde auch bekannt, dass die Polizei in Bayern Palantir einsetzen wollte, wozu aber erst das bayerische Polizeiaufgabengesetz geändert werden musste. Während der Corona-Pandemie bot Palantir Regierungen rund um den Globus die kostenlose Nutzung ihres Produkts Foundry für das Krisenmanagement in Gesundheitsbehörden an.  

Und? Bietet Karp seine Prophezeiungs-Software auch den „Bösen“ auf dieser Welt an? Russland zum Beispiel? Alex Karp, der Mann, von dem Videos im Jogginganzug mir der Betriebssportgruppe kursieren, schüttelt den Kopf: „Ich bin Patriot“, sagt er – was in diesem Fall auch gut für Deutschland ist. 

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