Tech & Trends Erst blauer Ring, jetzt Werbung im Chat: WhatsApp macht deine Daten zu Geld

Erst blauer Ring, jetzt Werbung im Chat: WhatsApp macht deine Daten zu Geld

Nach jahrelangem Widerstand beugt sich WhatsApp dem Profit-Druck: Der Messenger führt Werbung ein. Was das für Nutzer bedeutet und welche Alternativen es gibt – ein Blick hinter die Kulissen der neuen Monetarisierungsstrategie.

Es war nur eine Frage der Zeit. Was die Gründer Jan Koum und Brian Acton einst als „Teufelszeug“ bezeichneten, wird nun Realität: WhatsApp bekommt Werbung. Der Messenger mit über zwei Milliarden aktiven Nutzern weltweit soll endlich Geld in die Kassen des Mutterkonzerns Meta spülen. „Keine Spiele, keine Werbung, kein Schnickschnack“ – dieses Versprechen der Gründer landet damit endgültig auf dem Friedhof digitaler Ideale.

Vom Versprechen zum Verrat

Die Ankündigung kommt in typischer Meta-Manier daher – als vermeintliches Feature-Upgrade: „Finde auf WhatsApp mehr Kanäle und Unternehmen, die zu dir passen“, bewirbt der Konzern die Neuerung. Übersetzt bedeutet das: Der Status-Bereich, in dem bisher nur Inhalte von Kontakten erschienen, wird zum Werbeplatz umfunktioniert.

Konkret plant Meta zwei Werbeformen: Zum einen können Unternehmen bezahlte Status-Posts schalten, die mehr Menschen erreichen. Zum anderen werden in den Kanal-Empfehlungen künftig auch gesponserte Vorschläge auftauchen – Unternehmen zahlen also dafür, dass ihr Kanal in den Empfehlungen erscheint, selbst wenn man ihnen nicht folgt.

Das Geschäft mit der Aufmerksamkeit

Die Strategie ist clever. Meta weiß, dass 1,5 Milliarden Menschen täglich die Status-Funktion nutzen. Eine gewaltige Zielgruppe für Werbetreibende. Gleichzeitig betont der Konzern beschwichtigend, dass die persönlichen Chats – für die meisten das Herzstück der App – werbefrei bleiben sollen.

Ziel sei es, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das persönlichen Chats nicht störe, erklärt WhatsApp offiziell. Eine beruhigende Aussage – zumindest vorerst. Denn die Erfahrung mit Instagram und Facebook zeigt: Was als dezente Werbeeinblendung beginnt, entwickelt sich oft zu einem aggressiven Bombardement mit Anzeigen.

Datenschützer schlagen Alarm

Die Entwicklung ruft Kritiker auf den Plan. Max Schrems vom Europäischen Zentrum für digitale Rechte sieht laut „WDR“ in der Strategie einen klaren Widerspruch zu EU-Vorgaben: „Meta macht da das Gegenteil von dem, was die EU eigentlich will. Eigentlich gibt es den Digital Markets Act, der besagt, dass Großkonzerne die Dienste nur mit einer Einwilligung miteinander verknüpfen dürfen.“

Der Konzern versucht zu beschwichtigen. Meta-Managerin Nikila Srinivasan betont, persönliche Nachrichten, Anrufe und Statusmeldungen seien weiterhin Ende-zu-Ende verschlüsselt. Das bedeute, sie könnten nicht für Werbung verwendet werden. Eine Aussage, die zwar technisch korrekt sein mag, aber die Frage offenlässt, welche Metadaten dennoch für Werbezwecke genutzt werden.

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