Tech & Trends Europas letzte Wette: VW baut Batterie-Gigafabrik – mit chinesischem Werkzeug

Europas letzte Wette: VW baut Batterie-Gigafabrik – mit chinesischem Werkzeug

Während europäische Batteriehersteller reihenweise scheitern, setzt VW in Salzgitter auf die Produktion von 60.000 Zellen täglich. Ein riskantes Spiel um Technologiesouveränität mit chinesischer Hilfe.

Europas Batteriefertigung liegt am Boden. Der schwedische Hoffnungsträger Northvolt ist pleite, andere Hersteller verschieben oder streichen ihre Pläne komplett. Mitten in dieser Krise hält Volkswagen unbeirrt an seinem Batterie-Masterplan fest. In Salzgitter entsteht ein Werk, das noch 2025 mit der Serienfertigung beginnen soll. Laut „ndr.de“ will die VW-Tochter PowerCo dort künftig bis zu 60.000 Batteriezellen täglich produzieren – genug für rund 500 Elektroautos.

Europas Batterie-Hoffnung gegen Chinas Übermacht

Die Frage drängt sich auf: Warum sollte ausgerechnet VW schaffen, woran andere gescheitert sind? Der Konzern setzt auf eine Strategie der Standardisierung. Anders als Northvolt mit seinen verschiedenen Zellformaten konzentriert sich PowerCo auf die sogenannte „Einheitszelle“, die in großen Stückzahlen deutlich kostengünstiger produziert werden kann. Wie „Handelsblatt“ berichtet, profitiert der Autobauer zudem von einem konzernweiten Fachkräfte-Pool.

PowerCo-Chef Frank Blome räumt zwar ein, dass die Produktionskosten am Standort Deutschland im internationalen Vergleich hoch sind. „Trotzdem braucht man ein Leitwerk, und das muss in der Nähe des Headquarters sein“, so Blome laut „ndr.de“. Für den langfristigen Erfolg sei jedoch mehr nötig: Das Werk müsse innovativer sein als die Konkurrenz – und politische Unterstützung erhalten.

Die China-Paradoxie

Die europäische Batterie-Unabhängigkeit bleibt vorerst ein Wunschtraum. Zwar werden laut PowerCo-Chef etwa die Hälfte der Materialien „in Europa lokalisiert“, wie „ndr.de“ berichtet. Die Produktionsanlagen selbst stammen jedoch aus China und werden hauptsächlich von chinesischen Fachkräften installiert. Ein Paradox: Die europäische Batterie-Souveränität entsteht mit chinesischer Hilfe.

Automobilexperte Stefan Bratzel spricht von einer „großen Wette auf die Zukunft“, wie „ndr.de“ meldet. „Es ist ein schwieriges Unterfangen, kostenmäßig mit einer solchen Batteriezellfabrik gegen die Übermacht von CATL und BYD in China bestehen zu können“, analysiert er. Dennoch sei es aus Gründen der Unabhängigkeit und Innovation notwendig, dass deutsche Hersteller im Batteriesektor vorangehen.

Seite 1 / 2
Nächste Seite