Tech & Trends Europas letzte Wette: VW baut Batterie-Gigafabrik – mit chinesischem Werkzeug

Europas letzte Wette: VW baut Batterie-Gigafabrik – mit chinesischem Werkzeug

Die elektrische Kleinwagen-Offensive

Auf der IAA in München zeigt VW, wofür die Batterien aus Salzgitter künftig verwendet werden sollen: für eine neue elektrische „Kleinwagenfamilie“ mit vier Modellen, darunter der ID.Polo. Die Fahrzeuge versprechen Reichweiten von 450 Kilometern und Technologie aus der oberen Mittelklasse.

Laut „volkswagen-group.com“ setzt der Konzern damit ein Zeichen für nachhaltige Mobilität „made in Europe“. VW-Chef Oliver Blume hat ambitionierte Ziele: Jeder fünfte elektrische Kleinwagen in Europa soll künftig aus dem VW-Konzern kommen – sei es als VW, Škoda oder Cupra. „Dieses Segment hat ein riesiges Potential“, ist der VW-Chef laut „ndr.de“ überzeugt. Das entspricht mehreren hunderttausend Fahrzeugen jährlich.

Business Punk Check

Die Realität hinter VWs Batterie-Offensive ist komplexer als die PR-Botschaften vermuten lassen. Während der Konzern von europäischer Unabhängigkeit spricht, baut er faktisch eine chinesisch ausgestattete Fabrik mit chinesischem Know-how. Die wahre Herausforderung liegt nicht in der Produktion selbst, sondern in der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber asiatischen Herstellern, die bereits jahrelangen Vorsprung haben.

Besonders kritisch: Die Software-Kompetenz – chinesische Beobachter bewerten VWs Software als „nur okay“, während die Hardware-Qualität überzeugt. Für Zulieferer und Investoren bedeutet das: Wer auf VWs Batterie-Strategie setzt, wettet nicht nur auf Technologie, sondern auf industriepolitische Unterstützung und einen massiven Aufholprozess in der Digitalisierung.

Häufig gestellte Fragen

  • Kann VW tatsächlich gegen die chinesische Batterie-Dominanz bestehen?
    Realistisch betrachtet hat VW nur dann eine Chance, wenn drei Faktoren zusammenkommen: Skaleneffekte durch die konzernweite Einheitszelle, massive industriepolitische Unterstützung und ein deutlicher Innovationssprung bei der Batterietechnologie. Ohne diese Faktoren bleibt der Kostennachteil gegenüber asiatischen Herstellern bestehen.
  • Was bedeutet VWs Batteriestrategie für deutsche Zulieferer?
    Zulieferer sollten sich auf eine Doppelstrategie einstellen: Einerseits Partnerschaften mit PowerCo anstreben, andererseits ihre Abhängigkeit diversifizieren und parallel Geschäftsbeziehungen mit asiatischen Batterieherstellern aufbauen. Kritisch ist dabei die Entwicklung von Komponenten, die sowohl mit europäischen als auch asiatischen Batteriesystemen kompatibel sind.
  • Welche Rolle spielt die Software-Kompetenz für den Erfolg der Batteriestrategie?
    Die Software wird zum entscheidenden Differenzierungsmerkmal. Während VW bei der Hardware-Qualität punktet, muss der Konzern massiv in Batteriemanagementsysteme und Ladeoptimierung investieren. Unternehmen mit Software-Expertise für Batteriesysteme haben hier eine strategische Chance für Kooperationen.
  • Wie wirkt sich die Batteriestrategie auf den Mittelstand aus?
    Mittelständische Unternehmen sollten sich auf Nischenanwendungen und Spezialkomponenten konzentrieren, statt direkt mit asiatischen Massenherstellern zu konkurrieren. Besonders vielversprechend: Recycling-Technologien, Batteriediagnostik und spezialisierte Kühlsysteme, wo europäische Qualitätsstandards einen Wettbewerbsvorteil bieten können.

Quellen: „volkswagen-group.com“, „Handelsblatt“, „ndr.de“

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