Faul oder smart? Warum KI-Nutzer im Job heimlich diskriminiert werden
Wer künstliche Intelligenz im Berufsalltag einsetzt, wird von Kollegen oft als weniger kompetent eingestuft. Eine neue Studie zeigt, wie der vermeintliche Produktivitäts-Hack zum Karrierekiller werden kann.
Die Versuchung ist groß: Ein paar Prompts in ChatGPT eingeben, und schon erledigt die künstliche Intelligenz lästige Aufgaben im Handumdrehen. Was wie der ultimative Work-Life-Hack erscheint, könnte jedoch zum beruflichen Bumerang werden. Eine aktuelle Studie der Duke University offenbart: Wer im Job offen KI-Tools nutzt, wird von Kollegen oft als faul abgestempelt und verliert an Ansehen.
Digitaler Makel: KI-Nutzer gelten als ersetzbar
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. In vier Online-Experimenten mit 4.400 Teilnehmern untersuchten die Forscher Richard Larrick, Jack Soll und Jessica Reif, wie KI-Nutzung am Arbeitsplatz wahrgenommen wird. Das Ergebnis ist ernüchternd: Wer KI-Werkzeuge einsetzt, gilt nicht als effizienter Performer, sondern als weniger kompetent, unselbständig und – besonders brisant – als leichter ersetzbar.
Diese negative Wahrnehmung zieht sich durch alle Hierarchieebenen. Im dritten Experiment der Studie zeigten sich Manager deutlich weniger bereit, Bewerber einzustellen, die offen zugaben, KI-Tools für ihre Arbeit zu nutzen. Nur eine Gruppe urteilte milder: Führungskräfte, die selbst auf künstliche Intelligenz setzen.
Die Doppelmoral der digitalen Transformation
Die Ergebnisse offenbaren eine paradoxe Situation. Einerseits investieren Unternehmen Milliardenbeträge in KI-Technologien, andererseits werden jene Mitarbeiter stigmatisiert, die diese Tools tatsächlich nutzen. Diese Diskrepanz erinnert an frühere technologische Umbrüche: Auch der Taschenrechner oder die Rechtschreibprüfung galten anfangs als „Krücken“ für intellektuell Schwächere.
Wer zugibt, KI am Arbeitsplatz zu nutzen, wird als weniger vertrauenswürdig angesehen, bestätigen auch Forscher der University of Arizona in einer separaten Studie. Die soziale Dynamik hinter dieser Abwertung ist komplex: Während Unternehmen Innovation predigen, herrscht in Teams oft die unausgesprochene Erwartung, Aufgaben „aus eigener Kraft“ zu bewältigen.