Tech & Trends Google straft Qualitätsmedien bei Gutscheinen ab – die wehren sich

Google straft Qualitätsmedien bei Gutscheinen ab – die wehren sich

Denn kommerzielle Inhalte, darauf weist die “Global Savings Group” (GSG) hin, die Partnerschaften mit international renommierten Häusern besitzt (darunter Burda), gehören seit Menschengedenken zum Zeitungsgeschäft. Kaum ein Presseerzeugnis, das nicht Sonderangebote publizierte und Coupons zum Ausschneiden – es war und ist ein organischer Bestandteil der Medienwelt. So hat zum Beispiel RTL Group schon seit Jahren immer mal wieder Unternehmen aus der Welt der Partnerwerbung übernommen, schon vor gut zehn Jahren etwa “Gutscheine.de” oder “sparwelt.de”. Vermittler wie GSG rühmen sich, Anbieter solcher kommerzieller Vorteilswelten äußerst gründlich unter die Lupe zu nehmen, teils über Jahre, ehe man sie als seriös den Verlegern und Herausgebern für eine Partnerschaft anbietet. Was Google pauschal als Spam einstuft, gehört also oft zum etablierten Angebot der Medienhäuser. Und zur wichtigen Erlösquelle, denn Onlinewerbung stößt an ihre Grenzen: “advertisement fatigue” beim Nutzer verringert die Wirkung.

Nun hat Google mit der rigorosen Anwendung seiner Richtlinie (“der Google-Hammer schlägt wieder zu”, so “nucleus links”) im Rest Europas für Aufruhr in der Onlinewelt gesorgt. Vor allem die zwangsläufig damit einhergehende inhaltliche Bewertung durch ein Privatunternehmen, was ansonsten durchaus als Zensur gelten könnte, stößt den Verlegern sauer auf. Denn was zu ihrem Geschäftskonzept passt und was nicht, wollen sie schon selbst bestimmen. “Googles harte Sanktionen gegen diese Expansionen sind vergleichbar mit dem Verbot für Heineken, alkoholfreie Getränke anzubieten, oder für Apple, Autos zu entwickeln”, so eine Stellungnahme. Das Vorgehen Googles bei der inhaltlichen Bewertung von Verlagsprodukten “zeigt eine Unfähigkeit Googles, Content-Qualität effektiv zu bewerten, und führt zu einer ungerechten Bestrafung seriöserMedienhäuser”, so die Verlagsstellungnahme weiter. Innovation werde damit behindert.

Während es durchaus Verständnis gibt für das Vorgehen gegen “Parasiten-Webseiten”, die sich auf seriösen Portalen einkaufen, bleibt das teils wenig nachvollziehbare Vorgehen Googles sicherlich auch in Zukunft ein Streitpunkt. Und es geht um viel Geld. Dreh- und Angelpunkt ist wieder einmal die Welt der Algorithmen und der sogenannten Künstlichen Intelligenz. Wie private Nutzer beim Aufrufen “intelligenter” Internetdienste, bei Fragebögen und bei den Bots der Hilfeseiten von Dienstleistern immer wieder feststellen, ist es mit der Klugheit der Services oft nicht weit her; nicht einmal simple Logik scheint mitunter zu herrschen, eigentlich die Domäne der Computerwelt. Dass Google mithilfe solcher unbedarfter Bots und unflexibler Rechenvorgänge glaubt, die Feinheiten journalistischer Inhalte oder die Seriosität von Verlagskonzepten erkennen und bewerten zu können, sollte den Medienverantwortlichen den Angstschweiß auf die Stirn treiben.

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