Tech & Trends Kampfdrohnen made in Germany? Der Milliardenkampf um Europas militärische Souveränität

Kampfdrohnen made in Germany? Der Milliardenkampf um Europas militärische Souveränität

Die drei Industrie-Allianzen im Wettbewerb

Im Rennen um den lukrativen Auftrag haben sich drei strategische Partnerschaften gebildet: Airbus Defence aus Bremen kooperiert mit dem US-Startup Kratos. Die Amerikaner bringen wertvolle Erfahrung mit, da ihre Valkyrie-Kampfdrohne laut „nd-aktuell.de“ bereits bei der US-Luftwaffe im Einsatz ist und dort F-35-Kampfjets begleitet.

Die Allianz setzt auf bewährte Technologie mit europäischer Produktionsbasis. Rheinmetall hat sich mit dem kalifornischen Drohnenspezialisten Anduril zusammengetan – laut „finanznachrichten.de“ das wertvollste wagniskapitalfinanzierte Rüstungsunternehmen weltweit. Anduril entwickelt bereits Drohnen für die US-Luftwaffe und für die Ukraine.

Zusätzlich arbeitet Rheinmetall mit dem US-Startup Auterion an Betriebssystemen für unbemannte Systeme. Das Münchner KI-Startup Helsing verfolgt einen anderen Ansatz: Mit dem kürzlich übernommenen Flugzeughersteller Grob plant das Unternehmen eine komplett neue deutsche Kampfdrohne. Wie „aero.de“ berichtet, arbeiten die Beteiligten an „konkreten Konzepten“ für das Angriffssystem. Helsing bringt fortschrittliche KI-Technologie ein – ihr System „Centaur“ soll bei einem Testflug bereits die vollständige Kontrolle über einen schwedischen Jet übernommen haben.

Europäische Dimension des Projekts

Die Beschaffung ist Teil eines größeren europäischen Vorhabens. Im Projekt „European Long Range Strike Approach“ (ELSA) wollen Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Polen und Schweden gemeinsam ihre Fähigkeitslücken bei Langstreckenangriffen schließen, wie „aero.de“ dokumentiert.

Verteidigungsminister Boris Pistorius strebt dabei eine deutsche Führungsrolle an. Die Bundesregierung hat kürzlich einen Gesetzesentwurf für die beschleunigte Umsetzung von Rüstungsprojekten beschlossen. Obwohl das Verteidigungsministerium nicht bestätigen will, ob dieser auch die Deep-Strike-Drohnen betrifft, gab es bereits „erste Informationsgespräche“, so „nd-aktuell.de“.

Business Punk Check

Der Milliardenpoker um die Kampfdrohnen ist mehr als ein simples Rüstungsgeschäft – hier werden die Weichen für die künftige Machtverteilung in Europas Verteidigungsindustrie gestellt. Besonders brisant: Während Airbus und Rheinmetall auf US-Technologie setzen, versucht Helsing einen eigenständigen europäischen Weg zu gehen. Für die deutsche Wirtschaft steht dabei mehr auf dem Spiel als nur Auftragsvolumen.

Wer den Zuschlag erhält, definiert künftige technologische Standards und sichert sich langfristige Folgeaufträge. Die wahre Disruption liegt in der Frage, ob Europa bei kritischer Verteidigungstechnologie eigenständig bleiben kann oder in US-Abhängigkeit gerät. Für Tech-Investoren bedeutet das: Wer auf die richtigen Rüstungs-Tech-Allianzen setzt, positioniert sich für den nächsten großen Industriezyklus.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche wirtschaftlichen Folgen hat die Entscheidung für die deutsche Rüstungsindustrie?
    Der Gewinner des Auftrags sichert sich nicht nur Milliardenumsätze, sondern etabliert auch technologische Standards für künftige Entwicklungen. Besonders für Zulieferer und Technologiepartner entstehen langfristige Geschäftschancen durch Wartung, Updates und Weiterentwicklungen über Jahrzehnte.
  • Wie können mittelständische Unternehmen vom Drohnen-Programm profitieren?
    Zulieferer sollten frühzeitig Kontakt zu allen drei Konsortien aufnehmen und ihre Expertise in Schlüsseltechnologien wie Sensorik, Materialwissenschaften oder Kommunikationssystemen positionieren. Auch Querschnittstechnologien wie KI-Anwendungen oder Cybersecurity bieten Einstiegschancen für spezialisierte Mittelständler.
  • Welche Technologie-Transfers sind zwischen ziviler und militärischer Drohnenentwicklung zu erwarten?
    Die Entwicklungen werden mittelfristig in zivile Anwendungen übertragen – besonders in den Bereichen autonome Navigation, Kollisionsvermeidung und Fernsteuerung über große Distanzen. Unternehmen mit Dual-Use-Expertise können hier strategische Brücken zwischen beiden Märkten schlagen.
  • Wie verändert die Entscheidung die europäische Verteidigungsindustrie?
    Die Auftragsvergabe wird entscheiden, ob Europa bei kritischen Verteidigungstechnologien eigenständiger wird oder in technologische Abhängigkeit von US-Unternehmen gerät. Für Investoren bedeutet dies, dass sie die geopolitischen Implikationen in ihre Anlageentscheidungen einbeziehen sollten.

Quellen: „aero.de“, „nd-aktuell.de“, „finanznachrichten.de“

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