Tech & Trends KI-Cops in Hamburg: Deutscher Testlauf im Schatten von Chinas Überwachungsstaat

KI-Cops in Hamburg: Deutscher Testlauf im Schatten von Chinas Überwachungsstaat

Hamburg testet ab 1. September KI-gestützte Videoüberwachung am Hauptbahnhof. Die Technologie wandelt Menschen in Strichmännchen um und erkennt verdächtige Bewegungsmuster. Datenschützer und CCC warnen vor Fehlalarmen und Grundrechtsproblemen.

September bekommt Hamburg digitale Augen mit künstlicher Intelligenz. Die Hansestadt startet ein Pilotprojekt, bei dem KI-Systeme die Videoüberwachung rund um den Hauptbahnhof übernehmen.

Das vom Fraunhofer Institut entwickelte System „IVBeo“ soll verdächtige Bewegungsmuster erkennen und die Polizei alarmieren – noch bevor ein Verbrechen geschieht. Die Technik wandelt Menschen in anonymisierte Strichmännchen um und analysiert deren Bewegungen auf potenzielle Gefahrensituationen. Laut „futurezone.at“ ist dies der erste längerfristige Einsatz von KI-Überwachungssoftware im öffentlichen Raum Hamburgs.

Wie die KI-Überwachung funktioniert

Die Technologie arbeitet mit einem verblüffend einfachen Prinzip: Kameras filmen den öffentlichen Raum, während die KI die Aufnahmen in Echtzeit analysiert. „Die Technologie rechnet Körper in Vektoren um, in Strichmännchen sozusagen. Und dann schätzt sie, ob deren Bewegungen bestimmten vordefinierten Bewegungsmustern entsprechen“, erklärt Forscher Philipp Knopp laut „futurezone.at“. Die Software sucht nach auffälligen Bewegungen wie Schlagen, Treten oder Stürzen.

Die Überwachung findet zu festgelegten Zeiten statt: montags bis donnerstags vom Nachmittag bis zum nächsten Morgen und von Freitag bis Sonntag durchgehend von 9 bis 6 Uhr, wie „taz.de“ berichtet. Bei verdächtigen Mustern schlägt das System Alarm und informiert die Beamten auf der Wache. Der Hansaplatz und der Hachmannplatz am Hauptbahnhof werden bereits seit 2019 mit insgesamt 43 Kameras überwacht – die KI soll diese Überwachung nun effizienter machen.

Datenschutzbedenken und rechtliche Grauzonen

Während die Polizei Hamburg und Innensenator Andy Grote (SPD) das System als Erfolg feiern, äußern Datenschützer erhebliche Bedenken. Hamburgs Datenschutzbeauftragter Thomas Fuchs wartet laut „taz.de“ seit Monaten vergeblich auf Antworten zu kritischen Fragen: Wer hat Zugang zu den Daten? Wie lange werden Aufnahmen gespeichert? Wie wird die Datenweitergabe ans Fraunhofer-Institut geregelt?

Besonders problematisch: Die Polizei will die Aufnahmen nicht wie vorgeschrieben löschen, sondern als Trainingsdaten für die KI nutzen. „Hamburg hat ja extra ein Gesetz geschaffen, mit dem die Überwachungsdaten auch als Entwicklungsdaten genutzt werden können. Und wenn der Aufwand zu groß ist, die zu anonymisieren, dürfen diese Daten auch unanonymisiert weitergegeben werden“, kritisiert Knopp laut „futurezone.at“.

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