Tech & Trends Vom Sushi Ninja zur KI Lösung: Wie ein Kölner Startup das Lohnchaos angeht

Vom Sushi Ninja zur KI Lösung: Wie ein Kölner Startup das Lohnchaos angeht

Über 100 Millionen Menschen in Europa arbeiten in Jobs ohne Schreibtisch, in Gastro, Pflege, Handel. Doch während Büros längst digital planen und abrechnen, läuft hier vieles noch über Papier, Excel und WhatsApp. Das sorgt für Lohnfehler, Stress und hohe Kosten. Der Markt für digitale Lösungen in diesem Bereich liegt bei über 20 Milliarden Euro und ist bis heute kaum erschlossen. Ein Kölner Gründer will das ändern.

Von Sushi Ninja zur KI-Lösung

David Keuenhof kennt die Gastronomie von der Pike auf. In seinen drei Kölner Sushi-Ninja-Filialen jonglierte er täglich mit Dienstplänen, Krankmeldungen und Lohnabrechnungen für 125 Mitarbeitende. Dabei wurde ihm klar: Es muss doch auch anders gehen.

Er entscheidet sich, die Lösung selbst in die Hand zu nehmen und gründet Ordio, um endlich dort zu digitalisieren, wo seit Jahrzehnten analog gearbeitet wird: In den sogenannten „deskless“-Jobs von Gastronomie, Arztpraxen und Einzelhandel. Dort, wo klassische HR-Software versagt.

„In der Gastronomie geht es jeden Tag darum, das Unplanbare zu managen: Ausfälle im Team, kurzfristige Änderungen, komplexe Abrechnungen. Viele Betriebe kämpfen dabei mit veralteten Systemen, die nicht an die komplexen Anforderungen der Schichtarbeit angepasst sind. Ordio automatisiert diese Prozesse, damit Betreiber effizienter arbeiten, Freiraum gewinnen und sich einen echten Wettbewerbsvorteil sichern“, sagt Keuenhof, Gründer & CEO von Ordio.

Vom Frust zur Lösung

Europaweit arbeiten über 100 Millionen Menschen in „deskless“-Jobs, vom Pflegepersonal bis zum Lageristen. Bürosoftware boomt, aber in der Gastronomie oder in der Pflege herrschen noch Zettelchaos, Insellösungen und manuelle Prozesse. Digitalisierung? Fehlanzeige.

Ordio bündelt nun alles in einem modularen System: Onboarding, Schichtplanung, digitale Zeiterfassung und mit Payroll Plus erstmals komplette Nettoabrechnung inklusive Zuschlägen und Steuern in Echtzeit. Mitarbeitende können Schichten tauschen, ihre Arbeitszeiten einsehen und ihren Lohn nachvollziehen, alles KI-gestützt.

Weniger Chaos, mehr Zeit & Geld

Wer schon mal in einem „deskless-job“ gearbeitet hat, kennt es: WhatsApp-Gruppen für die Personalplanung, Excel-Tabellen für die Lohnplanung oder sogar Good-Old Stift-und-Papier-Planung. Durch KI sparen Betriebe 40 % Zeit in der Personalplanung, weil nun alles digital über ein Dashboard abgewickelt wird. Wer zusätzlich die integrierte Nettolohnabrechnung nutzt, spart mehrere tausend Euro pro Monat.

„Mit Ordio plane ich unser gesamtes Team in nur noch 1 bis 1,5 Stunden pro Monat. Alles andere läuft automatisch. Echte Flexibilität für alle. Wir sind nicht mehr von Ort und Zeit abhängig und die Kommunikation läuft endlich einfach und transparent,“ sagt ein Manager von Madame Croissant, Kunde von Ordio.

12 Millionen Euro für die KI-Revolution

2025 sammelte Ordio eine 12-Millionen-Euro-Finanzierung ein, um den Ausbau von Payroll Plus, der ersten vollautomatisierten Lohnabrechnung für Branchen ohne Schreibtisch, weiterzuführen. Zu den Investoren gehören der Wiener Tech-Investor 3VC, Wecken & Cie., Capnamic und Simon Capital.

„Was früher Wochen dauerte, passiert künftig in Minuten, ohne menschliches Zutun. Das ist der größte Automatisierungsschritt im Lohnbereich seit Jahrzehnten,“ sagt Keuenhof.