Tech & Trends KI mit viel menschlichem Push

KI mit viel menschlichem Push

Könnte Künstliche Intelligenz weiter sein, wenn mehr Frauen integriert wären? Schaut man auf die Statistik könnte dieser Eindruck entstehen, denn nur zwei Prozent des Risikokapitals fließen in Teams, die von Frauen geführt werden. „Im Studium war man als Frau doch recht allein“, erinnert sich Louisa Desel, Mitgründerin von Osphim. Sie trägt die Verantwortung für die strategische Ausrichtung des Unternehmens, die Geschäftsentwicklung sowie die Pflege und Erweiterung von Partnerschaften und Kundenbeziehungen. Das Unternehmen nutzt KI, um Werkzeuge für Spritzgussprodukte neu einzurichten. Dabei entstehen Erzeugnisse wie Deckel für Flaschen oder Teile für die Autoindustrie. Mit der Technologie von Osphim werden Parameter wie Granulat, Temperatur oder Druck mit Hilfe der KI so optimiert, dass die Maschine wesentlich schneller eingerichtet werden kann. „Wir schaffen eine Zeitersparnis von 70 Prozent“, sagt Desel.

In dem eigenen Unternehmen ist die Belegschaft überwiegend männlich, weil Frauen zu selten solche Tätigkeiten aufnehmen. Das hat einerseits mit der Schwierigkeit zu tun, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Es kommt aber auch hinzu, dass die große – geschlechtsübergreifende – Mehrheit die Chancen von KI noch nicht kennt und somit auch nicht anwendet. „Wir müssen vor allem in mittelständischen Unternehmen noch viel Aufklärungsarbeit leisten“, unterstreicht Desel.

Bei der Versicherungskammer Bayern hat man bereits erkannt, dass gemischte Teams wesentlich erfolgreicher sind. Entsprechend wurden die Arbeitszeitmodelle angepasst, um solche Voraussetzungen zu schaffen. „So haben wir auch Teams, die sich mit KI und Robotik beschäftigen“, berichtet Isabel Martorell Naßl, im Vorstand für das Kundengeschäft zuständig. Im nächsten Schritt werde dann untersucht, welche dieser Lösungen tatsächlich auch umgesetzt werden können. Das hänge einerseits vom Budget ab. „Aber auch die Kunden müssen das wollen, was entwickelt wurde.“

Die Business Punk 2025 im Rahmen des Ludwig Erhard Gipfels in Gmund am Tegernsee, Foto Credit: Stellan Gottschalk

Der Verantwortungsbereich von Martorell wurde kürzlich erweitert. Integriert wurde Bereich Schaden, um neue Technologien, wie Automatisierung und Digitalisierung in Betriebs- und Schadenprozessen zu nutzen. Hier wird KI eingesetzt, um ein das Kundenmanagement effizienter zu gestalten. Der erfolgreiche Einsatz der KI baue auf möglichst diverse Teams. Das gehe über unterschiedliche Geschlechter weit hinaus. „Wir haben über 60 verschiedene Nationalitäten. Auch das verstehen wir unter Diversität.“

Für eine optimale und möglichst diskriminierungsfreie Integration von Beschäftigten hat Annika von Mutius das HR-Tech-Start-up Empion mitgegründet. Zuvor hat sie im Silicon Valley für eine Neugründung im Bereich Robotik gearbeitet. KI kann Personen ohne Vorurteile aussuchen. Die Einschränkungen kämen von den Menschen, die entsprechende Vorgaben machen, sagt von Mutius, die auch Vorstandsmitglied im KI-Bundesverband ist. Die Kunst bestehe darin, die KI mit ausreichenden Inforationen zu füttern, damit nicht nur ein auf Statistik aufgebaute Auswahl vorgenommen wird.

Die KI-Expertin sieht gerade in Europa große Entwicklungsmöglichkeiten, weil man im Gegensatz zu den USA weniger Geld zur Verfügung hat. „Wir haben die Chance aus kleinen Modellen sehr wettbewerbsfähige Ansätze zu entwickeln.“ Entsprechend sei es sehr attraktiv, sich hier zu engagieren – gerade die Frauen.

„Frauen haben in den vergangenen Jahren viel für die Weiterentwicklung gerade in den Medien beigetragen“, sagt Andreas Kaiser, Moderatorin bei ProSiebenSat1. Die weibliche Herangehensweise bringe zusätzlich Elemente ein. Das erlebe sie beispielsweise bei Gesprächen mit Sportlern. Ob die KI diesen menschlichen Faktor ganz ersetzen kann, bezweifelt sie. „Die Mischung macht’s. So können Moderatoren dank KI in einer anderen Sprache kommunizieren“, sagt Kaiser. Die nötige Empathie in den Gesprächen bleibe aber wohl dem Menschen vorbehalten. Technik mit persönlichem Touch also – egal ob männlich oder weiblich.