Tech & Trends Longevity-Hacking: Wie Braineffect-CEO Fabian Foelsch den Alterungsprozess austricksen will

Longevity-Hacking: Wie Braineffect-CEO Fabian Foelsch den Alterungsprozess austricksen will

Experimentelle Ansätze: Vom Diabetesmedikament zur Abnehmspritze

Die dritte Stufe seines Protokolls umfasst experimentellere Methoden. Foelsch testete bereits Metformin, ein Diabetesmedikament, das in der Longevity-Szene für seine potenziell lebensverlängernde Wirkung geschätzt wird. Auch die gehypte Abnehmspritze probierte er in Mikrodosierung, setzte sie jedoch wieder ab, als sein Puls anstieg.

Besonders ungewöhnlich: Sein Experiment mit dem „Superman-Sleep“ – einem Schlafrhythmus mit mehreren kurzen Schlafphasen von 30-60 Minuten über den Tag verteilt. „Das ist sozial null kompatibel, fühlt sich aber sehr gut an“, resümiert er.

Vom Leistungssportler zum Supplement-Unternehmer

Der Weg zum Longevity-Enthusiasten begann für Foelsch im Leistungssport. Nach seinem BWL-Studium und einer Station bei der Boston Consulting Group gründete er 2016 Braineffect. Es gab kein Lifestyle-Unternehmen für diesen Bereich, erinnert er sich. Anfangs importierte er Nahrungsergänzungsmittel aus den USA – nicht ohne Komplikationen: „Ein Mal hat mich die Security am Münchner Flughafen kontrolliert und mich rausgezogen, weil ich so viel weißes Pulver dabei hatte. Dann wurde ich behandelt wie ein Drogendealer.“

Kürzlich verkündete Braineffect seinen Exit: Die Schwabe Group übernimmt die Mehrheit, die Bewertung liegt nach eigenen Angaben im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Foelsch will noch vier Jahre im Unternehmen bleiben.

Die Grenzen des Biohackings

Im Gegensatz zu radikalen Biohackern wie Bryan Johnson, der für seine extreme Selbstoptimierung bekannt ist, zieht Foelsch klare Grenzen: „Alles, was irreversibel ist, da bin ich vorsichtiger.“ Bluttherapien und DNA-Modifikationen gehen ihm zu weit.

„Wenn ich das sage, klingt das immer so logisch, und Menschen wünschten sich, ich hätte etwas von Eigenblut-Therapie oder Stammzellen-Therapie erzählt“, sagt Foelsch. „Das ist alles cool und machbar, aber das ist das Biohacking, um von 85 Prozent auf 90 Prozent zu kommen. Die meisten Leute scheitern schon an den 85 Prozent. An den Basics. Es gibt nicht die Pille, die alles verändert. Longevity ist harte Arbeit.“

Die Zukunft der Langlebigkeit

Die Longevity-Bewegung steht erst am Anfang ihrer Entwicklung. Mit fortschreitender Forschung und KI-gestützter Medizin könnten einige der heute noch experimentellen Ansätze zum Mainstream werden. Personalisierte Alterungstherapien auf Basis individueller genetischer Profile dürften den nächsten großen Sprung darstellen.

Während die breite Bevölkerung noch skeptisch auf Eiswannen und Blutzuckermessungen blickt, etablieren sich bereits erste Longevity-Kliniken für zahlungskräftige Kunden. Die wahre Revolution könnte jedoch in der Demokratisierung dieser Technologien liegen – wenn die Erkenntnisse der Selbstoptimierer in alltagstaugliche Lösungen für alle übersetzt werden.

Für Foelsch bleibt die Balance entscheidend: maximale Lebensspanne bei voller gesellschaftlicher Teilhabe. Sein pragmatischer Ansatz könnte zum Vorbild für eine ganze Generation werden, die nicht nur länger, sondern vor allem besser leben will.

Quelle: Business Insider

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