Tech & Trends Meta baut jetzt Terminator-Helme für die US-Armee

Meta baut jetzt Terminator-Helme für die US-Armee

Oculus-Gründer Palmer Luckey und sein Ex-Arbeitgeber Meta entwickeln KI-gestützte Mixed-Reality-Helme für US-Soldaten. Das „EagleEye“-System soll Kämpfer mit „übermenschlichen Fähigkeiten“ ausstatten.

Silicon Valley rüstet auf – und zwar wortwörtlich. Das Verteidigungsunternehmen Anduril Industries hat mit „EagleEye“ ein KI-gestütztes Mixed-Reality-System vorgestellt, das Soldaten in technologisch aufgerüstete Kampfmaschinen verwandeln soll.

Besonders brisant: Hinter dem Projekt steht Palmer Luckey, Gründer der VR-Pionier-Firma Oculus, die 2014 von Meta (damals noch Facebook) übernommen wurde. Ausgerechnet mit seinem ehemaligen Arbeitgeber entwickelt Luckey nun militärische Hightech-Helme.

Supersoldaten mit KI-Unterstützung

Das EagleEye-System ist laut „TechCrunch“ als modulare Technologie-Familie konzipiert, die auf Andurils Lattice-Software basiert. Die Technik projiziert Kommando- und Kontrollfunktionen, Sensordaten und KI-Analysen direkt ins Sichtfeld der Soldaten. Konkret bedeutet das: Echtzeit-Videofeeds, 360-Grad-Sensoren zur Gefahrenerkennung und permanentes Tracking der eigenen Teammitglieder.

Die Hardware wird in verschiedenen Varianten angeboten – als Helm, Visier oder Brille. „Wir wollen Soldaten kein neues Werkzeug geben – wir geben ihnen einen neuen Teamkollegen“, erklärt Luckey, wie „The Verge“ berichtet. „Die Idee eines KI-Partners, der in dein Display eingebettet ist, wurde seit Jahrzehnten imaginiert. EagleEye macht das zum ersten Mal real.“.

Millionenschwere Militäraufträge

Der Zeitpunkt der Produktvorstellung ist kein Zufall. Die US-Armee sucht aktiv nach neuen Anbietern für Mixed-Reality-Ausrüstung, nachdem das bisherige Programm mit Microsoft – das sogenannte Integrated Visual Augmentation System (IVAS) – trotz eines Volumens von 22 Milliarden Dollar jahrelang mit Problemen kämpfte. Im Februar 2024 übernahm Anduril die Kontrolle über diesen Vertrag.

Der Erfolg des Unternehmens ging noch weiter: Im September erhielt Anduril einen 159-Millionen-Dollar-Auftrag zur Entwicklung eines neuen Mixed-Reality-Systems für Soldaten. Laut „The Verge“ bezeichnet das Unternehmen diesen Auftrag als „größtes Projekt seiner Art“, mit dem Ziel, „jeden Soldaten mit übermenschlicher Wahrnehmung und Entscheidungsfähigkeiten auszustatten“.

Überraschende Wiedervereinigung mit Meta

Besonders pikant: Anfang 2024 kündigte Anduril eine Partnerschaft mit Meta an, um gemeinsam Extended-Reality-Geräte (XR) für das Militär zu entwickeln. Dies markiert eine überraschende Wiederannäherung zwischen Luckey und seinem früheren Arbeitgeber. Meta hatte den Oculus-Gründer 2017 entlassen – drei Jahre nach der Übernahme seines Unternehmens. „Ich freue mich, wieder mit Meta zusammenzuarbeiten“, erklärte Luckey in einem Blogpost, wie „TechCrunch“ berichtet.

„Meine Mission war es schon lange, Kämpfer in ‚Technomancers‘ zu verwandeln, und die Produkte, die wir mit Meta bauen, tun genau das.“ Die Idee für EagleEye ist dabei nicht neu. Das Konzept taucht bereits im ersten Pitch-Deck von Anduril auf. Damals überzeugten Investoren das Startup-Team jedoch, sich zunächst auf Software wie Lattice zu konzentrieren. „Ein direkter Wettbewerb mit Microsoft und Magic Leap wäre wie demoralisierendes Windmühlen-Kippen, getrieben von magischem Denken gewesen“, schrieb Luckey im Februar auf X. „Jetzt ist alles anders. Die Welt ist bereit, und Anduril auch.“.

Business Punk Check

Die Tech-Giganten haben das Militärgeschäft entdeckt – und das ist kein Zufall. Während der klassische Consumer-Tech-Markt gesättigt ist, winken im Verteidigungssektor Milliarden-Deals mit stabilen Margen. Die Fusion von KI und Mixed Reality schafft dabei ein gefährliches Momentum: Technologie, die Soldaten übermenschliche Fähigkeiten verleihen soll, klingt nach Science-Fiction, ist aber bittere Realität. Die ethischen Fragen bleiben dabei auf der Strecke. Wer kontrolliert die KI, die Kampfentscheidungen beeinflusst?

Welche Daten sammeln Meta und Anduril dabei? Und wie weit ist der Schritt vom augmentierten Soldaten zum autonomen Kampfsystem? Silicon Valley verkauft Militärtechnologie als Innovation – doch der wahre Preis dieser Entwicklung könnte höher sein als jeder Rüstungsvertrag.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche konkreten militärischen Vorteile bietet das EagleEye-System?
    Das System integriert Echtzeit-Videofeeds, 360-Grad-Sensoren zur Gefahrenerkennung und permanentes Tracking von Teammitgliedern. Es ermöglicht Soldaten, Drohnen und Roboter zu steuern, während KI-Analysen direkt ins Sichtfeld projiziert werden. Die tatsächliche Kampfwertsteigerung bleibt jedoch umstritten, da komplexe Technik in Extremsituationen auch zum Risikofaktor werden kann.
  • Wie positionieren sich andere Tech-Giganten im Militärgeschäft?
    Microsoft hat mit seinem 22-Milliarden-Dollar IVAS-Programm bereits einen großen Militärvertrag, kämpft jedoch mit technischen Problemen. Google zog sich nach Mitarbeiterprotesten aus dem Project Maven zurück, während Amazon und Oracle aggressiv um Cloud-Verträge mit dem Pentagon konkurrieren. Die Grenze zwischen ziviler und militärischer Technologieentwicklung verschwimmt zunehmend.
  • Welche ethischen Bedenken wirft die KI-gestützte Kriegsführung auf?
    Die Integration von KI in Kampfentscheidungen schafft gefährliche Grauzonen bei der Verantwortlichkeit. Wenn Algorithmen Bedrohungen identifizieren und Handlungsoptionen vorschlagen, stellt sich die Frage, wer bei Fehlentscheidungen haftet. Zudem fehlen internationale Regelwerke für KI-gestützte Waffensysteme, was ein gefährliches Wettrüsten befeuert.
  • Wie realistisch ist die Vision vom „augmentierten Soldaten“?
    Die praktische Umsetzung steht vor enormen Herausforderungen: Batterielaufzeit, Robustheit unter Extrembedingungen und kognitive Überlastung der Soldaten durch Informationsflut. Bisherige Feldtests zeigten, dass Mixed-Reality-Systeme oft an banalen Problemen wie Blendeffekten oder Gewicht scheitern. Der Weg vom Prototyp zum einsatzfähigen System ist länger als die Marketing-Versprechen suggerieren.
  • Was bedeutet der Einstieg von Meta ins Militärgeschäft für die Zukunft des Unternehmens?
    Für Meta eröffnet der Militärsektor neue Umsatzquellen jenseits des gesättigten Social-Media-Marktes. Gleichzeitig riskiert das Unternehmen Konflikte mit der eigenen Belegschaft und Imageschäden bei jüngeren Nutzern, die militärische Anwendungen kritisch sehen. Die Partnerschaft mit Anduril könnte zudem signalisieren, dass Meta sein Metaverse-Konzept zunehmend in Richtung profitablerer B2B- und Regierungsanwendungen verschiebt.

Quellen: TechCrunch, The Verge