Tech & Trends Millionen für heiße Luft: KI-Sängerin kassiert, Spotify löscht Millionen Fake-Songs

Millionen für heiße Luft: KI-Sängerin kassiert, Spotify löscht Millionen Fake-Songs

Eine KI-Musikerin erhält einen Millionenvertrag, während Spotify gegen KI-Betrug aufrüstet. Die Musikindustrie steht vor einem rechtlichen Vakuum – wem gehört Kunst, wenn Maschinen sie erschaffen?

Drei Millionen Dollar für eine Künstlerin, die es gar nicht gibt. Die R&B-Musikerin Xania Monet hat einen millionenschweren Plattenvertrag mit Hallwood Media unterschrieben und über eine Million Streams auf Spotify gesammelt. Der Clou: Sowohl ihre Stimme als auch ihr Erscheinungsbild stammen komplett aus dem KI-Labor. Hinter dem Projekt steht die Texterin Telisha Jones aus Mississippi, die damit unbeabsichtigt ein juristisches Minenfeld betritt.

Die rechtliche Leere

Was genau hat Hallwood Media für die Millionensumme eigentlich gekauft? Erschreckend wenig, wie sich herausstellt. Laut „t3n“ erwerben die Labelmanager vor allem ein Produkt mit minimalem Rechtsschutz. Sowohl das US Copyright Office als auch das deutsche Urheberrecht sind sich einig: Nur menschliche Schöpfungen genießen vollen Schutz.

Die von Jones verfassten Songtexte sind urheberrechtlich geschützt – die KI-generierte Musik selbst jedoch nicht. Kevin Madigan von der US Copyright Alliance bringt es auf den Punkt: „Warum bezahle ich Sie dafür, wenn Sie keinen Anspruch auf das Urheberrecht haben?“ Theoretisch könnte jeder die Musik von Xania Monet kommerziell nutzen, ohne rechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen.

Spotify kämpft gegen die KI-Flut

Parallel zum Fall Xania Monet kämpft Spotify gegen eine Welle von KI-generierten Inhalten. Wie „ifun“ berichtet, hat der Streaming-Riese in den vergangenen zwölf Monaten 75 Millionen Songs mit problematischen oder betrügerischen KI-Inhalten von der Plattform entfernt.

Bei einem Ausschüttungsvolumen von 10 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 – zehnmal mehr als noch 2014 – lockt die Plattform zunehmend Betrüger an. Die Schweden reagieren mit neuen Schutzmaßnahmen. Künftig dürfen KI-Stimmklone nur noch mit Zustimmung der nachgeahmten Künstler veröffentlicht werden. Zudem verbessert Spotify den Schutz vor Identitätsdiebstahl und entwickelt ein System zur Erkennung von Musikspam.

Transparenz als Lösung?

Für mehr Klarheit soll ein neuer Branchenstandard sorgen. Laut „t3n“ unterstützt Spotify die Einführung spezieller Credits, die über Labels und Distributoren eingepflegt werden. Hörer können dann erkennen, ob KI-Stimmen, generierte Instrumente oder automatisierte Nachbearbeitung zum Einsatz kamen.

Der Fall Xania Monet zeigt, wie die Musikindustrie nach neuen Geschäftsmodellen im KI-Zeitalter sucht. Hallwood Media kauft vermutlich nicht primär Musikrechte, sondern die Marke und Geschichte hinter der digitalen Künstlerin – ein Testballon für die Branche, während die Gesetzgebung der technologischen Entwicklung hinterherhinkt.

Business Punk Check

Der Hype um KI-Künstler verschleiert eine unbequeme Wahrheit: Die Musikindustrie investiert Millionen in rechtlich wertlose Assets. Während Labels wie Hallwood Media auf virtuelle Stars setzen, bleibt die Frage nach dem tatsächlichen Wert unbeantwortet. Die wahre Innovation liegt nicht in der KI-Musik selbst – die ist rechtlich wertlos – sondern im Geschäftsmodell dahinter.

Wer heute in KI-Künstler investiert, kauft keine Rechte, sondern Aufmerksamkeit und Marketingpotenzial. Für Early Adopters heißt das: Nicht auf die Technologie, sondern auf die Vermarktungsstrategie kommt es an. Während Spotify mit Transparenz-Initiativen gegensteuert, sollten Investoren genau prüfen, was sie eigentlich kaufen: rechtlich geschützte Inhalte oder nur heiße Luft mit KI-Label?

Häufig gestellte Fragen

  • Sind KI-generierte Songs rechtlich geschützt?
    Nein. Nach aktuellem Recht in den USA und Deutschland genießen nur menschliche Schöpfungen urheberrechtlichen Schutz. KI-generierte Musik ohne menschlichen Kreativanteil ist praktisch gemeinfrei und kann von jedem genutzt werden.
  • Wie erkennt man KI-generierte Musik auf Streaming-Plattformen?
    Aktuell ist dies schwierig. Spotify arbeitet jedoch an einem neuen Branchenstandard für transparente Credits, die KI-Elemente wie generierte Stimmen oder Instrumente kennzeichnen sollen. Bis zur vollständigen Implementierung bleibt die Erkennung für Hörer herausfordernd.
  • Lohnen sich Investitionen in KI-Musikprojekte trotz rechtlicher Unsicherheiten?
    Investitionen sollten auf das Markenrecht und die Vermarktungsstrategie abzielen, nicht auf die Musikrechte selbst. Der Wert liegt im Aufbau einer digitalen Persönlichkeit und der dazugehörigen Community – nicht in den rechtlich fragwürdigen KI-generierten Inhalten.
  • Wie schützt Spotify echte Künstler vor KI-Imitationen?
    Spotify hat neue Regeln eingeführt, wonach KI-Stimmklone nur mit Zustimmung der nachgeahmten Künstler veröffentlicht werden dürfen. Zudem werden Beschwerden über falsch zugeordnete Musik schneller bearbeitet und ein System zur Erkennung von Musikspam entwickelt.

Quellen: „t3n.de“, „ifun.de“