Tech & Trends Wie Pennylane den deutschen Buchhaltungsalltag neu erfindet

Wie Pennylane den deutschen Buchhaltungsalltag neu erfindet

In Deutschland geht es bei Buchhaltung selten um Visionen. Man arbeitet mit dem, was da ist: DATEV, Excel, Pendelordner, Papierbelege. Das System funktioniert, – irgendwie, aber es ist langsam, fragmentiert und in Zeiten von E-Rechnungspflicht und Echtzeitdaten spürbar an seine Grenzen gekommen. Genau hier setzt Pennylane an. Das französische Fintech Unicorn, das in seiner Heimat bereits über 600.000 kleine und mittlere Unternehmen sowie 6.000 Steuerberatungen betreut, bringt seine All-in-One-Plattform nun offiziell nach Deutschland. Und das mit dem klaren Ziel, die Zusammenarbeit zwischen Steuerberatungen und KMU ganz neu aufzustellen.


Vom Pendelordner zur Echtzeit-Transparenz


Pennylane wurde 2020 in Paris gegründet, mitten in einer Zeit, in der viele kleine Unternehmen versuchten, ihre Finanzen selbst zu digitalisieren und Steuerberatungen mit der Flut an Tools überfordert waren. Das Gründerteam hatte damals eine einfache, aber radikale Idee: Eine gemeinsame Plattform, auf der Buchhaltung, Finanzmanagement und Kommunikation zwischen Steuerberater:innen und Kund:innen in Echtzeit stattfinden. Heute beschäftigt das Unternehmen über 900 Mitarbeitende, davon fast die Hälfte in Tech, Data und Produkt. In Deutschland hat Pennylane gerade ein Büro in München eröffnet und will 2026 mehr als 100 neue Stellen schaffen.


„Deutschland zählt zu den komplexesten Buchhaltungsmärkten der Welt und gleichzeitig zu den herausforderndsten, wenn es um digitale Transformation geht. Nach dem starken Wachstum in Frankreich, wollen wir mit einer benutzerfreundlichen, offenen und sicheren Finanzplattform die Digitalisierung in Deutschland weiter vorantreiben und die Zusammenarbeit zwischen Steuerberatungen und KMU neu definieren“, sagt Tobias Janiesch, Managing Director Germany bei Pennylane.


Pennylane vereint Buchhaltung, Belegmanagement, Geschäftskonto, E-Rechnungsstellung und Finanzreporting auf einer einzigen Cloud-Plattform. Unternehmen und Steuerkanzleien greifen auf dieselben Daten zu, können Belege gemeinsam verarbeiten, Zahlungen abgleichen und Berichte in Echtzeit erstellen. Statt Belege manuell zu verschicken oder CSV-Dateien zu exportieren, laufen alle Prozesse automatisiert und synchronisiert.


KI im Hintergrund, Vertrauen im Vordergrund


Herzstück der Plattform ist eine KI-gestützte Automatisierungsschicht, die Belege erkennt, Buchungen kategorisiert und Konten abgleicht. Das reduziert Routinearbeit und schafft Raum für Beratung – und zwar auf beiden Seiten. Das Unternehmen sieht sich also nicht als Disruptor, der das Steuerwesen auf den Kopf stellt, sondern schafft für Steuerberatungen den Raum, sich stärker auf Beratung konzentrieren zu können.
Dass dieser Ansatz funktioniert, hat Pennylane in Frankreich bereits gezeigt. Dort nutzen unter anderem BDO, Forvis Mazars und Rydge (ehemals KPMG) die Plattform.
Das Fintech wächst rasant, unterstützt von Investoren wie Sequoia Capital. Partnerin Luciana Lixandru sagt: „Wir investieren in Teams, die skalierbare Lösungen entwickeln. Pennylane hat mit seiner KI-gestützten All-in-one-Plattform in Frankreich eine große Lücke in der Zusammenarbeit zwischen KMU und ihren Steuerberater:innen geschlossen und nutzt dieses Momentum, um nach Deutschland zu expandieren. Wir unterstützen die langfristige Vision des Unternehmens, Steuerberater:innen zu strategischen Partnern für KMU zu machen.“


Der Zeitpunkt ist günstig. Ab 2026 wird die E-Rechnung in Deutschland verpflichtend, viele Kanzleien stehen vor einem Digitalisierungsschub. Gleichzeitig herrscht Fachkräftemangel, und die Mandant:innen erwarten schnellere, transparentere Abläufe.


Um Vertrauen aufzubauen, hat das Unternehmen die „Zehn Verpflichtungen für den Berufsstand der Steuerberater:innen“ veröffentlicht – eine Art Ethik-Charta, die garantieren soll, dass Pennylane selbst niemals Buchhaltungsdienstleistungen anbietet oder Kundendaten zu Werbezwecken nutzt. Der Kodex ist notariell beglaubigt, ergänzt durch ISO-27001-zertifizierte Datensicherheit und klare Regeln für den verantwortungsvollen Einsatz von KI. In einem Markt, in dem Vertrauen alles ist, ist das ein starkes Signal.


Mehr Partner als Disruptor


Was Pennylane also mitbringt, ist nicht nur Technologie, sondern ein neues Selbstverständnis. Buchhaltung soll vielmehr ein partnerschaftlicher, transparenter Prozess sein, nicht als Last. Der Schritt nach Deutschland ist dabei mehr als eine Expansion. Er ist ein Test für ein System, das in Frankreich bereits zum Alltag wird, in Deutschland aber noch nach Zukunft klingt.


Wenn es gelingt, wird Pennylane mehr sein als eine weitere Cloud-Lösung. Es könnte die Branche in Bewegung bringen, Steuerberatung neu definieren und dem deutschen Mittelstand etwas zurückgeben, das er dringend braucht: Kontrolle, Klarheit und ein bisschen Leichtigkeit im Umgang mit Finanzen.