Simon und die Zukunft
Simon Sack will es im Siegerland wissen. Der Chef der KI-Firma Neurologiq zeigt, was mit KI so alles möglich ist. Wir habe darüber mit ihm gesprochen.
Lieber Simon, du hast deine Firma 2018 gegründet. Was macht ihr denn da im Siegerland so den lieben langen Tag ?
Was wir hier machen? Wir zeigen der Industrie, dass KI nicht Hype ist – sondern Werkzeug.Als ich 2018 NEUROLOGIQ gegründet hab, dachten viele noch, Künstliche Intelligenz sei was für Forschungsprojekte oder Konzerne mit zu viel Budget. Ich komm aus dem Siegerland – da ist man bodenständig, direkt, pragmatisch. Also hab ich gesagt: Lasst uns nicht drüber reden. Lasst uns’s machen.Heute ist NEUROLOGIQ mehr als eine Idee. Wir sind ein Team aus 20 Leuten, und wir wachsen weiter. Mathematiker, Informatiker, Elektrotechniker – alle mit einem Ziel: KI bei produzierenden Unternehmen umsetzen. Wir sind die, die Maschinen sehen, hören und denken beibringen. Die, die aus Daten echte Entscheidungen ermöglichen.Und ja – wir kommen aus dem Siegerland. Und wir sind stolz drauf. Weil wir wissen, wie die Industrie tickt. Weil wir dort groß geworden sind, wo Arbeiten kein Statussymbol ist, sondern Haltung.Aber wir spielen längst nicht mehr nur hier. Unsere KI-Systeme laufen inzwischen in Produktionslinien in ganz Deutschland, in Österreich, in der Schweiz – und sogar in Großbritannien. Vom Familienunternehmen mit 150 Mitarbeitenden bis zu Global Playern wie thyssenkrupp.Kein Tech-Glamour, möglichst wenig KI-Jargon. Sondern Lösungen, die laufen. Made in Werkhalle. Made for Germany.Und wenn uns jemand fragt, was wir eigentlich machen, sag ich: Wir bauen der Industrie den verdammten Zukunftspfad – Stein für Stein. Mit KI. Und mit Verstand.
Und jetzt bitte mal ganz anders: Erkläre es mir doch mal bitte so, als wäre ich Deine Oma.
Ach Oma… weißt du noch, wie du früher beim Stricken immer gesagt hast: „Wenn du eine Masche verlierst, musst du genau hinschauen, sonst reißt dir das ganze Muster auf“?
Genau das mach ich. Nur nicht mit Wolle, sondern mit Maschinen.
Wir schauen bei Firmen ganz genau hin – und merken, wenn sich irgendwo was „verheddert“. Dann können die das sofort reparieren, bevor’s teuer wird oder alles stillsteht.
Wir bringen Maschinen eine Art “künstliches Gehirn”, das mit- und vordenkt. Wir helfen entschieden damit, mehr zu sehen, schneller zu reagieren, weniger Fehler zu machen.
Und das Schöne? Wir tun das nicht irgendwo im Silicon Valley, sondern direkt hier bei uns – da, wo die Firmen sind, die wirklich was herstellen.
Und ja, wir arbeiten inzwischen auch mit richtig großen Unternehmen – aber angefangen hat’s mit ganz normalen mittelständischen Betrieben, so wie du früher im Laden gearbeitet hast: überschaubar, aber wichtig für die Leute.Aber mal genug zur Oma. Unsere Kunden sind gestandene Geschäftsführer, die ganz genau wissen, dass sich etwas verändern muss, um am wettbewerbsfähig zu produzieren.
Wie und wo kam dir die Idee?
Die Idee kam nicht aus ’nem Businessplan. Die kam aus meinem Alltag.
Ich war damals noch im Informatik-Studium – klar, Tech hat mich schon immer gereizt. Aber Theorie allein war nie mein Ding. Ich wollte wissen, wie Dinge wirklich funktionieren, nicht nur, wie man sie simuliert.
Also hatte ich zwei Jobs:
Mein Day Job war bei ZF – als Freelancer in der produktionsnahe IT. Ich hab gesehen, wie die Industrie läuft. Oder besser: wo sie hakt. Da standen High-End-Maschinen, aber keiner wusste so richtig, was die Daten ihnen eigentlich sagen wollen.
Und mein Night Job? Ich hab Lichtshows für Punkbands programmiert.
Kein Witz – ich war mit denen auf Tour, in stickigen Clubs und auf Open-Air-Bühnen. MIDI, DMX, Chaos. Alles live, alles unter Strom. Und genau dazwischen – zwischen Fertigungsstraße und Festivalbühne – ist die Idee für NEUROLOGIQ entstanden. Ich hab gesehen: In beiden Welten braucht’s Systeme, die mitdenken. Technik, die präzise reagiert. Und Leute, die das Ganze zusammenbringen können.
Ich war der mit dem Laptop in der Werkhalle – und dem Lichtpult hinter der Bühne.
Und irgendwann dachte ich mir: Warum bauen wir nicht ein Unternehmen, das genau diese Denkweise in die Industrie bringt? Heute nennen mich manche „Tech Punk“. Passt ganz gut. Weil ich glaube: Wenn du was wirklich verändern willst, musst du die Regeln kennen – und dann dein eigenes Spiel draus machen.Genau das machen wir mit KI. Klar. Direkt. Wirksam.
Sag mal bitte, was macht die Firma denn besonders? Was ist euer Superskill?
Unser Superskill? Wir sprechen zwei Sprachen fließend: Industrie und KI. Und das können verdammt wenige. Die meisten, die heute mit Künstlicher Intelligenz rumfuchteln, kommen entweder aus der Forschung oder aus der Beratung. Viel Theorie, viele Slides, wenig Wirkung.
Das braucht es aus meiner Sicht, um den deutschen Mittelstand und die Konzerne wieder an die Weltspitze zu führen.
Was uns besonders macht, ist dieser Mix:
- Wir kennen die Maschinen. Wir wissen, wie eine SPS tickt, was ein Greifarm kann, wie der Alltag in der Fertigung aussieht.
- Wir beherrschen die Algorithmen. Von Deep Learning bis zu neuronalen Netzen, von Vision-Stacks bis hin zur Sensorfusion – das ist unser tägliches Brot.
- Und wir bauen Brücken. Zwischen Mensch und Maschine. Zwischen analog und digital. Zwischen Problem und funktionierender Lösung.
Wir holen unsere Kunden da ab, wo sie wirklich stehen – überfordert, unsicher, manchmal auch frustriert – und führen sie Schritt für Schritt in eine produktive KI-Welt. Selbst technische Leiter staunen, wenn und sagen dann: “Guck mal – das läuft jetzt.”
Und ja, das funktioniert. Zum Beispiel bei thyssenkrupp.
Dort optimieren wir mit unserer Technologie den Feuerverzinkungsprozess – mit KI-Entscheidungen in unter 100 Millisekunden. Echtzeitfähig. Präzise. Wirtschaftlich messbar.
Wir konnten zeigen, dass unser System einen sechsstelligen Betrag an Ausschusskosten einsparen kann. So eine Erkenntnis ändert die Kalkulation spürbar. Das ist nicht Zukunftsmusik – das ist Realität. Jeden Tag. Im Werk.
Unser Superskill ist Klarheit in der Komplexität.
Wir können Technologie runterbrechen, sodass sie nutzbar wird. Greifbar. Wertschöpfend.
Wenn wir wollen, dass „Made in Germany“ auch in 10 Jahren noch ein Qualitätssiegel ist, müssen wir dafür sorgen, dass unsere Industrie digital mitwächst. Und das geht nur, wenn wir KI dort einsetzen, wo Wertschöpfung passiert – in den Werkshallen. Deshalb besteht unser Team aus Mathematikern, Informatikern, Elektrotechnikern, die sich reinhängen. Die nicht nur den Code kennen, sondern auch die Schraube daneben.Das ist unser Superskill. Und genau deshalb funktionieren wir.