Tech & Trends Spotify: Wie viel von deinem Abo-Geld landet bei den Artists?

Spotify: Wie viel von deinem Abo-Geld landet bei den Artists?

Aktuell funktioniert die Vergütung bei Spotify so, dass alles Geld in einen großen Topf wandert. Wer einen bestimmten Anteil an allen Streams hat, bekommt auch den gleichen Anteil an den Ausschüttungen. Dieses System heißt „pro rata“.

Richtig. Das machen alle Dienste derzeit so.

Kritiker:innen sagen, dass es Nischenkünstlerinnen und Newcomer benachteiligt. Denn die großen Namen laufen viel im Hintergrund, bekommen so viele Streams. Wer ein Spotify-Abo ausschließlich nutzt, um unbekannte Künstler:innen zu unterstützen, bezahlt damit trotzdem vor allem Stars wie Billie Eilish oder BTS.

Das Modell ist erst mal so entstanden. Wir sind prinzipiell total offen für eine Anpassung. Auch für das userzentrierte Ausschüttungsmodell. Dabei bekommen nur diejenigen Artists Geld, die die Abonnenten tatsächlich gehört haben. Es müssen aber auch alle beim Umstieg mitmachen. Wir sprechen ja über viele Beteiligte: große und kleine Labels, Verlage, Verwertungsgesellschaften wie die Gema. Es gibt Studien, etwa vom Centre nationale de la musique, die zeigen, dass sich im Endeffekt bei den Auszahlungen gar nicht so viel ändert. Dass bestimmte Musik viel häufiger gestreamt wird, daran ändert sich ja durch die Vergütungsmethode nichts.

Die Studie sagt, dass es zwar Verschiebungen gäbe, was die Anteile der Genres angeht. Für die meisten Künstler aber keine viel höheren Einnahmen anfielen. Trotzdem setzen sich viele für das userzentrierte Modell ein.

Wenn die Lizenzgeber sich darauf einigen würden, sind wir auch dabei. Wir blockieren es nicht. Es ist aber schlicht eine logistische Herausforderung. Allein wegen der verschiedenen Vertragslaufzeiten. Es hängt also an den Plattenfirmen? Es ist ein komplexes Zusammenspiel von allen, und da möchte ich den Lizenzgebern keinen Vorwurf machen. Die sind auch begrenzt darin, wie sie sich abstimmen können. Für uns ist wichtig, dass alle gemeinsam umsteigen. Die Summe der Ausschüttungen muss ja am Ende aufgehen. Und gerade die kleineren Plattenfirmen sind teilweise weniger technisch versiert, das dauert einfach seine Zeit.

Künstler:innen forderten zuletzt 1 US-Cent pro Stream. Berichten zufolge ist es derzeit weniger als die Hälfte.

Man muss wissen, dass es diesen festen Betrag pro Stream nicht gibt. Wir haben keine Verträge mit den Kreativen selbst, sondern immer mit den Rechteinhabern. Wie die Verträge mit den Künstler:innen sind, wissen wir gar nicht. Ich finde nachvollziehbar, dass man die Einnahmen durch die Zahl der Streams teilt. Aber unser Modell ist ein anderes. Die Rechnung lässt außer Acht, wie viel wir insgesamt ausschütten. Allein in den USA waren es im letzten Jahr 5 Mrd. Dollar. Eine Plattform, auf der fast niemand Musik hört, die würde pro Stream sehr viel ausschütten. Aber davon hätten die Künstler auch nichts.

Trotzdem sagt etwa die Künstlerin Balbina mit über 13 000 monatlichen Hörern, dass sie sich von ihren Spotify-Einnahmen nicht mal ein Eis kaufen kann.

Im Einzelfall klingt das sehr hart. Auch unser Gründer Daniel Ek betont, dass möglichst viele Künstler:innen von ihrer Musik leben können sollen. Dazu können wir als Streamingdienst nur einen Teil beitragen. Es gibt schon über 550 000 Kreative, die auf Spotify über eine Million Streams generiert und damit relevante Einnahmen erzielt haben.

Dass die Menschen möglichst viel Musik hören und lange auf der Plattform bleiben, ist im Interesse Ihres Unternehmens.

Dieses Interesse ist vor allem darin begründet, dass die Kundin, wenn sie viel streamt, den Wert ihres Abonnements höher einschätzt. Wenn ich 1 000 Lieder im Monat höre, morgens „Daily Drive“, abends noch meine Podcasts, dann werde ich das Abo nicht als Erstes streichen, wenn ich mal meine Finanzen aufbessern möchte.

Warum kann man auf Spotify Musik nicht selbst hochladen wie Videos auf Youtube? Dazu braucht man erst einmal einen Vertrieb.

Das hat drei Gründe: Wenn man Künstler:innen direkt unter Vertrag nimmt, möchte man sich idealerweise auch um sie kümmern und sie weiterentwickeln. Dabei ginge uns der Fokus für unsere eigentliche Mission verloren: Kund:innen zu gewinnen und diese mit den Künstler:innen zu verbinden. Zweitens erscheint es unüberwindbar, was die finanziellen Prozesse betrifft.

Wenn wir mit den einzelnen Kreativen Verträge machen und sie einzeln ausbezahlen würden, wäre das eine Mammutaufgabe. Und drittens wären wir dann ja nicht mehr komplett neutral. Wie würden unsere Musikredaktionen dann Playlists managen? Es gäbe ja einen Anreiz, diejenigen zu bevorzugen, die bei uns unter Vertrag stehen. Aus all den genannten Gründen kann Musik nicht direkt auf Spotify hochgeladen werden.

Das ist eine Kernfrage für alle wichtigen Plattformbetreiber: die Neutralität.

Weil wir drauf optimieren, dass am Ende die Nutzerinnen eben die Musik finden, die ihnen gefällt. Und das ist sowieso schon eine sehr schwierige Aufgabe. Wir haben ja über 70 Millionen Songs. Es gibt 2,6 Millionen Podcasts. Da ist es ein Luxusgut, Empfehlungen zu haben. Das schaffen wir nur mithilfe der künstlichen Intelligenz. Die schaut, was wie von wem gestreamt wird.

Zurück ins Analoge: Spielen Sie selbst ein Instrument?

Schlagzeug. Wir haben gerade eine neue Pop-Punk-Band gegründet. Das war in Corona-Zeiten natürlich alles eingeschränkt. Aber jetzt geht es hoffentlich bald los.

Seite 4 / 4
Vorherige Seite Zur Startseite