Tech & Trends Teslas Full-Self-Driving-Offensive: Marketing im Turbo, Realität im Schneckentempo

Teslas Full-Self-Driving-Offensive: Marketing im Turbo, Realität im Schneckentempo

Tesla bringt „Full Self-Driving (Supervised)“ nach Europa – mit Demo-Tour ab Dezember 2025. Doch die Realität hinter dem Hype zeigt: Zwischen Zulassungsversprechen und Behörden-Dementi liegen Welten.

Tesla macht den nächsten Schritt in Richtung autonomes Fahren in Europa. Ab Dezember 2025 können Interessierte in deutschen Stores erstmals als Beifahrer erleben, wie das „Full Self-Driving (Supervised)“-System im Realverkehr funktioniert. Die Tour durch neun Städte markiert den Startschuss für Teslas Autonomie-Offensive auf dem streng regulierten europäischen Markt. Doch während Tesla bereits von einer baldigen Zulassung spricht, bremsen die Behörden den Elektropionier deutlich aus.

Zwischen Versprechen und Dementi

Die Kommunikation rund um die europäische FSD-Einführung entwickelt sich zum Paradebeispiel für Teslas typische Strategie aus Ankündigungen und Realitätsanpassungen. Kürzlich verkündete das Unternehmen über seinen X-Account, die niederländische Zulassungsbehörde RDW habe eine nationale Freigabe für Februar 2026 zugesagt, wie „Golem“ berichtet.

Die Behörde reagierte prompt mit einem energischen Dementi: Tesla dürfe im Februar lediglich das System präsentieren – von einer Zulassung sei keine Rede. Besonders pikant: Tesla hatte seine Follower aufgefordert, sich bei der Behörde für die angebliche Genehmigung zu bedanken. Ein ungewöhnlicher Schachzug, der bei der RDW für Irritationen sorgte. Die Behörde stellte klar, dass sie sich bei der Prüfung von Assistenzsystemen nicht beeinflussen lasse, so „Auto-motor-und-sport“.

Was kann das System wirklich?

Technisch baut „Full Self-Driving (Supervised)“ auf dem bekannten Autopiloten auf, geht aber deutlich weiter. Das System soll komplexe Verkehrssituationen meistern – von Stadtverkehr über Kreuzungen bis zu Autobahnfahrten mit Spurwechseln. Die Basis bildet eine rein visuelle Architektur, bei der Kameras und KI die Umgebung erfassen und interpretieren. Laut „Computerbild“ nutzt Tesla dafür Milliarden Videobeispiele aus seiner weltweiten Fahrzeugflotte.

Der Name verrät bereits die Grenzen: Anders als in anderen Märkten, wo das System schlicht „Full Self-Driving“ heißt, ergänzt Tesla in Europa den Zusatz „(Supervised)“. Ein entscheidender Unterschied, der klarstellt: „Full Self-Driving (Supervised) verlangt eine aktive Überwachung durch den Fahrer – ein autonomer Fahrbetrieb ist damit nicht möglich“, wie „Golem“ zitiert. Der Fahrer bleibt rechtlich verantwortlich.

Regulatorische Hürden in Europa

Die europäische Zulassung stellt Tesla vor erhebliche Herausforderungen. Während das System in Ländern wie den USA, China und Kanada bereits verfügbar ist, bedarf es in Europa „noch der regulatorischen Genehmigung“, so „Auto-motor-und-sport“.

Die Prüfung autonomer Fahrsysteme folgt in der EU strengen Protokollen, die weit über Herstellerangaben hinausgehen. Tesla argumentiert, viele Regeln seien veraltet und behinderten ein sicheres System. Doch europäische Behörden setzen auf unabhängige Nachweise und Prüfverfahren. Der Weg zur Zulassung führt über Ausnahmeregelungen nach speziellen UN-Verfahren – und diese sind keineswegs garantiert.

Business Punk Check

Teslas FSD-Offensive offenbart die zentrale Schwäche der Autonomie-Strategie: Zwischen Marketing und Realität klafft eine massive Lücke. Was in den USA als „Full Self-Driving“ verkauft wird, ist in Europa nur mit dem entlarvenden Zusatz „(Supervised)“ möglich. Fakt ist: Tesla bietet aktuell nur Level-2-Autonomie – während Mercedes und BMW bereits Level-3-Systeme auf den Straßen haben.

Der wahre Grund für Teslas Vorstoß liegt woanders: Musk braucht dringend positive Impulse für den Aktienkurs. Die Demo-Tour ab Dezember 2025 ist daher weniger technologischer Durchbruch als geschicktes Ablenkungsmanöver von den eigentlichen Problemen des Unternehmens. Für Early Adopters heißt das: Finger weg von teuren FSD-Zusatzoptionen – die versprochene Autonomie bleibt auf absehbare Zeit eine teure Illusion.

Häufig gestellte Fragen

  • Was kann Teslas „Full Self-Driving (Supervised)“ wirklich?
    Trotz des Namens bietet das System nur Level-2-Autonomie – der Fahrer muss permanent überwachen und bleibt rechtlich verantwortlich. Es kann Spurwechsel, Kreuzungen und Stadtverkehr bewältigen, erfordert aber ständige Aufmerksamkeit.
  • Lohnt sich der Aufpreis für FSD in Europa?
    Aktuell nicht. Die Funktion ist noch nicht zugelassen, und selbst nach Einführung bleibt sie ein teures Assistenzsystem mit permanenter Überwachungspflicht. Wer echte Autonomie sucht, sollte eher Mercedes‘ oder BMWs Level-3-Systeme betrachten.
  • Wann kommt echtes autonomes Fahren nach Europa?
    Realistisch nicht vor 2028-2030. Die regulatorischen Hürden sind enorm, und selbst Tesla spricht nur noch von „beaufsichtigtem“ Fahren. Die EU-Zulassungsprozesse für höhere Autonomielevel sind noch in Entwicklung.
  • Welche Alternativen gibt es zu Teslas FSD?
    Mercedes Drive Pilot und BMWs Highway Assistant bieten bereits zugelassene Level-3-Funktionen auf deutschen Autobahnen – mit klaren rechtlichen Rahmenbedingungen und ohne überzogene Versprechen.
  • Wie transparent ist Tesla bei seinen Autonomie-Versprechen?
    Die Diskrepanz zwischen US-Marketing („Full Self-Driving“) und europäischer Realität („Supervised“) zeigt die Problematik. Tesla neigt zu übertriebenen Ankündigungen, die später relativiert werden müssen – wie der aktuelle Konflikt mit der niederländischen Zulassungsbehörde beweist.

Quellen: „Computerbild“, „Golem“, „Auto-motor-und-sport“