Tech & Trends Von der Kohle zur Cloud: Lidl-Mutterkonzern baut Europas KI-Festung

Von der Kohle zur Cloud: Lidl-Mutterkonzern baut Europas KI-Festung

Elf Milliarden Euro, 100.000 KI-Chips und digitale Unabhängigkeit von US-Giganten: In Lübbenau entsteht Deutschlands größtes Rechenzentrum – ausgerechnet vom Handelsriesen hinter Lidl und Kaufland.

Auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlekraftwerks in der Lausitz nimmt ein digitaler Machtblock Gestalt an. Der Handelsriese Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) investiert elf Milliarden Euro in ein Rechenzentrum der Superlative. Laut „Bild“ sollen bis 2027 auf 13 Hektar bis zu 100.000 Hochleistungs-Grafikchips für KI-Anwendungen installiert werden – zehnmal mehr als im geplanten Telekom-Nvidia-Zentrum in München.

Digitale Souveränität statt US-Abhängigkeit

„Lübbenau ist mehr als nur ein Rechenzentrums-Standort; es ist ein zentraler Ankerpunkt für die gelebte digitale Souveränität Europas“, erklärt Rolf Schumann, Co-CEO von Schwarz Digits, wie „Spiegel“ berichtet.

Der Konzern betreibt mit STACKIT bereits vier Rechenzentren. Der Auslöser für den Aufbau eigener Cloud-Infrastruktur: Ein Vorfall im Ausland, bei dem wegen eines Verpackungsstreits Server beschlagnahmt wurden. Die Botschaft ist klar: Daten in Deutschland speichern, deutsches Recht nutzen.

Strukturwandel mit Wärmebonus

Die Transformation vom Kohlekraftwerk zum KI-Hub symbolisiert den Strukturwandel in der Lausitz. Wo bis 1996 eines der größten Dampfkraftwerke Europas stand, entsteht jetzt die digitale Zukunft. Besonders clever: Ab 2028 soll die Abwärme des Rechenzentrums ins städtische Fernwärmenetz eingespeist werden.

Bis zu 75.000 Haushalte könnten davon profitieren, wie „Bild“ dokumentiert. Die Server werden per Flüssigkeitskühlung temperiert, der Strom kommt aus erneuerbaren Quellen.

Business Punk Check

Der Discounter-Riese als Deutschlands digitaler Retter? Die Realität ist komplexer. Die Schwarz-Gruppe sichert sich strategisch gegen digitale Abhängigkeiten ab – primär für das eigene Geschäft. Die Rede von „digitaler Souveränität“ klingt gut, aber der Konzern muss beweisen, dass er technologisch mit den US-Giganten mithalten kann.

Entscheidend wird sein, ob die Infrastruktur auch für den deutschen Mittelstand zugänglich wird oder ein geschlossenes System bleibt. Für die Lausitz ist das Projekt ein Glücksfall, für Deutschlands digitale Unabhängigkeit bestenfalls ein erster Schritt. Unternehmen sollten jetzt prüfen, ob STACKIT als europäische Cloud-Alternative zu AWS, Azure und Google Cloud eine echte Option darstellt.

Häufig gestellte Fragen

  • Kann die Schwarz-Gruppe wirklich mit Tech-Giganten wie AWS oder Google konkurrieren?
    Technologisch bleibt die Schwarz-Gruppe trotz massiver Investitionen zunächst ein Herausforderer. Ihr Vorteil liegt im Datenschutz nach deutschem Recht und der kompletten Kontrolle über die Infrastruktur – ein entscheidendes Argument für sicherheitssensible Unternehmen und Behörden.
  • Welche Vorteile bietet STACKIT für den deutschen Mittelstand?
    Mittelständler sollten STACKIT als europäische Alternative zu US-Cloud-Diensten prüfen. Entscheidende Faktoren: Datensouveränität, Rechtskonformität und physische Datenspeicherung in Deutschland. Die Preisgestaltung und technische Reife werden über den Erfolg entscheiden.
  • Wie wirkt sich das Projekt auf die Wirtschaftsentwicklung der Lausitz aus?
    Die Region profitiert durch hochqualifizierte Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und den symbolischen Wandel vom Kohle- zum Digitalstandort. Entscheidend wird sein, ob sich ein Tech-Ökosystem mit Startups und Zulieferern rund um das Rechenzentrum entwickelt.
  • Welche Branchen können besonders von der neuen KI-Infrastruktur profitieren?
    Neben dem Handel selbst dürften vor allem produzierende Unternehmen, Logistiker und datenintensive Dienstleister von der lokalen KI-Rechenleistung profitieren – vorausgesetzt, die Schwarz-Gruppe öffnet ihre Infrastruktur zu wettbewerbsfähigen Konditionen.

Quellen: „Bild“, „Spiegel“