Tech & Trends Warum es so umständlich ist, internationale Bahntickets zu kaufen

Warum es so umständlich ist, internationale Bahntickets zu kaufen

Auch in Spanien läuft es gut: Auf der Strecke Barcelona–Madrid machen sich jetzt die französische SNCF und die spanische Bahn Renfe Konkurrenz. Weil sie auf ihren jeweiligen Plattformen nur die eigenen Tickets verkaufen, konnte Trainline hier dreimal so viele Transaktionen melden wie zwei Jahre zuvor. Und besonders günstige Preise. „Fantastische News für den Kunden“, findet Magesh.

Die privatisierte Strecke in Spanien bietet ähnliche Bedingungen, wie sie das Unternehmen hervorgebracht haben: Trainline entstand in Großbritannien, weil die ehemalige Staatsbahn National Rail dort viel radikaler privatisiert wurde als in Deutschland. Alle, die schon mal einen der heruntergekommenen Bahnhöfe in England gesehen haben, werden das nicht als Vorbild nehmen wollen. Zwar gibt es mehr Wettbewerb, aber damit auch massenweise Ticketanbieter. Trainline sorgt für Überblick.

Startup gegen Schnecke

Oder eben Omio. Das Startup hat ein großes Büro in Berlin, sitzt aber offiziell in der US-Steueroase Delaware. Omio hieß bis 2019 noch GoEuro, schluckte damals auch den australischen Konkurrenten Rome2Rio und wurde bald mit einer Milliardenbewertung zum Unicorn. 2020 gab es noch mal eine Finanzierung über 100 Mio. Dollar, darunter auch eine Beteiligung von Goldman Sachs.

Gründer Naren Shaam stammt aus Indien, entschied sich aber nach einem Harvard-Studium fürs Gründen in Berlin. „Die DB wird im Schneckentempo digital“, sagt er, „sie setzt aber den Wettbewerb beim Ticketverkauf komplett außer Kraft. Und das mit einem unrentablen Geschäftsmodell auf dem Rücken der Steuerzahler.“

Als Monopolist habe man „alle Macht der Welt, den Vertrag mit Partnern wie Omio so zu gestalten, dass der kein wirtschaftlich interessantes Angebot aufbauen kann. Die DB ist aber für das Angebot von Omio und für unsere Kunden unerlässlich, ähnlich wie die anderen staatsgeführten Eisenbahnunternehmen in der EU“.

Zugauslastung? Sagen wir nicht!

Dabei geht es nicht nur um die Provisionen. Omio und Trainline sind auch unzufrieden, weil die Bahn interne Daten zur Auslastung der Züge unter Verschluss hält. Dabei waren gerade in der Pandemie diese Daten vielen Bahnfahrenden besonders wichtig.

Es war nicht nur unkomfortabel, in vollen Zügen zu sitzen, sondern wurde auch zum Gesundheitsrisiko. Gerade internationale Verbindungen könne man ohne Informationen etwa zu Verspätungen schlecht anbieten, sagt Shaam und stimmt damit dem zu, was Worth als Voraussetzung definiert hat: gute Daten für alle.

Die DB hat allerdings kein grundsätzliches Problem damit, solche Daten zu teilen. Nur bekommt sie eben nicht Omio, sondern etwa Google. Der US-Techkonzern kann deshalb etwa im Kartendienst Maps anzeigen, ob Züge sich verspäten oder ob sie besonders voll sind. „Echtzeit- und Prognosedaten werden wir aber nicht selbstverständlich und ohne jede Gegenleistung Plattformen zur Verfügung stellen, die damit einzig und allein ihre Investoren glücklich machen wollen“, heißt es bei der Bahn – mit einer offensichtlichen Spitze gegen Omio.

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