Tech & Trends Warum es so umständlich ist, internationale Bahntickets zu kaufen

Warum es so umständlich ist, internationale Bahntickets zu kaufen

Ob die Bahn beim Ticketverkauf die Regeln des Wettbewerbs bricht, untersucht gerade das Kartellamt. Es teilte im November 2019 mit, prüfen zu wollen, „ob die Deutsche Bahn AG die Auffindbarkeit und Attraktivität von Mobilitätsplattformen für Verbraucher zu Unrecht einschränkt“.

Omio und Trainline beschweren sich nämlich noch über einen anderen Nachteil: Unternehmen, die mit der Bahn einen Vertrag haben, müssen sich beim Marketing einschränken. Onlinewerbung mit dem Suchbegriff „ICE“ etwa – das erlauben die Verträge nicht. Das sei „branchenüblich und ein wichtiges Instrument zur Steuerung von Onlinemarketing-Aktivitäten“, erklärt die Bahn-Sprecherin.

Kartellamt ermittelt

Omio und Trainline aber meinen, darin den nächsten Monopoly-Move zu erkennen. Jedenfalls wollen die Wettbewerbswächter ihr Urteil bald verkünden: „Wir haben die Ermittlungen weitgehend abgeschlossen“, sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt im Sommer.

Beim Monopoly gerät das Spiel irgendwann an den Punkt, wo ein Spieler so viele Straßen besitzt, dass die anderen nur noch aufs Verlieren warten und sich abkassieren lassen. Spätestens dann ist der große Spaß daran vorbei. Doch wenn es um den Markt mit internationalen Tickets geht, sollte der Spaß eigentlich gerade erst anfangen. Die DB hat einen großen Vorteil: Der DB Navigator ist beliebt. Die Bahn könnte den Wettbewerb mit Trainline oder Omio als sportliche Herausforderung annehmen. Bisher behandelt sie die Konkurrenz beim Ticketverkauf allerdings wie störende Eindringlinge.

Dabei wäre doch eigentlich die neue Relevanz des Zugverkehrs der perfekte Anreiz, den DB Navigator so auszubauen, dass er auch international zum besten Anlaufpunkt für Bahnkarten wird. Sodass die Menschen in Wladiwostok oder in Lissabon demnächst an die rot-weiße App denken, wenn sie mal eine Fahrkarte brauchen. Mehr Wettbewerb muss ja nicht heißen, dass die DB aussteigt.

Schließlich ist ihr Angebot nachweislich beliebt und erfolgreich. Derzeit dürfte es aber in der portugiesischen Hauptstadt ebenso unbekannt sein wie das türkisfarbene Trainline-Herz. Noch haben nämlich auch die Briten keine portugiesischen Tickets im Angebot. Noch, das ist das entscheidende Wort, wenn es nach Magesh geht. Denn die Verhandlungen mit der dortigen Bahn, Comboios de Portugal, laufen bereits.

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