Tech & Trends Waymo erobert London: Google setzt Europa unter autonomen Druck

Waymo erobert London: Google setzt Europa unter autonomen Druck

Die Alphabet-Tochter Waymo bringt ihre fahrerlosen Taxis nach Europa. Ab 2026 sollen die autonomen Elektro-Jaguars durch London fahren – ein Markt mit hohem Wettbewerb und strengen Regulierungen.

Die ikonischen schwarzen Londoner Taxis bekommen smarte Konkurrenz: Waymo, die Tochter des Google-Mutterkonzerns Alphabet, startet 2026 mit autonomen Taxis in der britischen Hauptstadt. Der Markteintritt markiert den ersten europäischen Standort des Unternehmens und könnte die Mobilitätslandschaft Europas grundlegend verändern. Während in den USA bereits Millionen Menschen die fahrerlosen Fahrzeuge nutzen, stellt der Sprung über den Atlantik Waymo vor neue regulatorische und kulturelle Herausforderungen.

Europas Tor zum autonomen Fahren

Die Expansion nach London ist kein Zufall. Großbritannien hat 2023 seine Gesetzgebung angepasst und erlaubt nun vollautonome Fahrzeuge ohne Sicherheitsfahrer – eine entscheidende Voraussetzung für Waymos Geschäftsmodell. Laut „heise.de“ verhandelt das Unternehmen derzeit mit dem britischen Verkehrsministerium über die nötigen Genehmigungen.

Die Behörden planen, ab Frühjahr 2026 einen Testbetrieb zu erlauben, bevor der Dienst 2027 landesweit ausgerollt werden könnte. Für den Markteintritt kooperiert Waymo mit dem Mobilitätsdienstleister Moove, wie „n-tv.de“ berichtet. Diese Partnerschaft besteht bereits in den USA und soll nun auf den europäischen Markt übertragen werden. Waymo betreibt bereits Entwicklungszentren in London und Oxford, wo Technologien für autonomes Fahren weiterentwickelt werden.

Millionen Meilen Erfahrung

Die weißen Elektro-Jaguars I-Pace, die künftig durch London fahren sollen, haben sich in den USA bereits bewährt. In San Francisco, Los Angeles, Phoenix, Austin und Atlanta sind die Robotaxis längst Teil des Stadtbilds. „Mehr als 100 Millionen Meilen voll autonom auf öffentlichen Straßen gefahren“, so „heise.de“ über die beeindruckende Bilanz der Waymo-Flotte.

Wöchentlich absolvieren die Fahrzeuge rund 250.000 bezahlte Fahrten, insgesamt wurden bereits mehr als zehn Millionen Fahrten durchgeführt. Die Nutzung ist denkbar einfach: Kunden bestellen das Fahrzeug per App und steigen dann auf dem Beifahrersitz oder hinten ein. Das Lenkrad bleibt unberührt – es ist sogar verboten, es anzufassen, wie „Bild.de“ berichtet. Die Unfallstatistik spricht für die Technologie: Im Durchschnitt verursachen die autonomen Fahrzeuge deutlich weniger Unfälle als menschliche Fahrer.

Wettlauf der Technologien

Der Markt für autonome Mobilität wird zunehmend umkämpft. Elon Musks Tesla arbeitet ebenfalls an Robotaxis, verfolgt jedoch einen grundlegend anderen technologischen Ansatz. Während Waymo auf eine Kombination aus Kameras und teuren Laser-Sensoren setzt, verwendet Tesla ausschließlich Kamerasysteme. Dies macht Teslas Lösung kostengünstiger, wirft jedoch Fragen bezüglich der Sicherheit auf.

In London selbst trifft Waymo auf etablierte Wettbewerber. Wie „Bild.de“ berichtet, kooperiert Uber dort bereits mit dem Unternehmen Wayve, das ebenfalls an Technologien für selbstfahrende Autos arbeitet. Auch der amerikanische Fahrtenvermittler Lyft plant laut „n-tv.de“, im kommenden Jahr Robotaxis nach Europa zu bringen – in Kooperation mit dem chinesischen Tech-Konzern Baidu unter der Marke Apollo Go.

Business Punk Check

Der Hype um autonome Taxis verdeckt die harten wirtschaftspolitischen Realitäten: Europa hinkt bei der Regulierung autonomer Mobilität massiv hinterher. Während die USA und China bereits Millionen autonome Fahrkilometer sammeln, blockieren europäische Behörden mit fragmentierten Zulassungsverfahren Innovation. Waymos Londoner Experiment ist kein Zufall – Großbritannien nutzt den Brexit für regulatorische Flexibilität, während die EU in Brüssel noch diskutiert.

Für deutsche Autobauer bedeutet das: Sie verlieren wertvolle Entwicklungszeit auf ihrem Heimatmarkt. VWs Moia-Projekt in Hamburg bleibt ein isolierter Testfall, während die globale Konkurrenz bereits Marktanteile sichert. Die Wahrheit ist unbequem: Wer die Datenhoheit über autonome Mobilität gewinnt, dominiert den Transportmarkt der Zukunft – und momentan sind das nicht europäische Unternehmen.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche Auswirkungen hat Waymos Markteintritt auf europäische Mobilitätsanbieter?
    Europäische Taxi- und Ridesharing-Dienste müssen mit erheblichen Kostenvorteilen autonomer Flotten konkurrieren. Etablierte Anbieter sollten entweder in eigene autonome Technologien investieren oder strategische Partnerschaften mit Technologieanbietern eingehen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
  • Wie können deutsche Autohersteller auf die beschleunigte Markteinführung autonomer Taxis reagieren?
    Deutsche Hersteller müssen ihre Testaktivitäten internationalisieren und in Märkten mit progressiver Regulierung wie Großbritannien oder bestimmten US-Bundesstaaten Erfahrungen sammeln. Gleichzeitig sollten sie politischen Druck für harmonisierte EU-Zulassungsverfahren ausüben, um nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten.
  • Welche regulatorischen Hürden müssen in der EU noch überwunden werden?
    Die EU muss dringend einen einheitlichen Zulassungsrahmen für autonome Fahrzeuge schaffen, der Haftungsfragen klar regelt und gleichzeitig technologische Innovation ermöglicht. Derzeit blockieren unterschiedliche nationale Anforderungen und ungeklärte Versicherungsfragen den Markthochlauf.
  • Was bedeutet der Einstieg von Tech-Konzernen in den Mobilitätsmarkt für traditionelle Verkehrskonzepte?
    Städte und Kommunen müssen ihre Verkehrsplanung grundlegend überdenken. Autonome Flotten könnten den ÖPNV ergänzen oder teilweise ersetzen, was neue Konzepte für Parkraum, Ladestationen und Verkehrssteuerung erfordert. Wer jetzt nicht plant, wird von der Entwicklung überrollt.

Quellen: „heise.de“, „bild.de“, „n-tv.de“