Tech & Trends Wem gehören eigentlich die Einhörner Deutschlands?

Wem gehören eigentlich die Einhörner Deutschlands?

Deutschlands wertvollste Startups werden längst nicht mehr nur von Großinvestoren aus den USA oder Asien unterstützt. Eine Analyse zeigt, dass auch deutsche VCs ein gutes Gespür für vielversprechende Investitionen haben.

Aktuell gibt es in Deutschland 32 Einhörner – nicht börsennotierte Unternehmen mit einer Bewertung von über einer Milliarde Dollar. Um diese Bewertung zu erreichen, arbeiten die meisten jahrelang an ihrem Produkt und sprechen mit zahlreichen Investorinnen und Investoren – mit Ausnahme des Berliner Schnell-Lieferdienstes Gorillas. Das von Kagan Sümer gegründete und Ende 2022 an den türkischen Wettbewerber Getir verkaufte Startup erreichte die Milliardenbewertung in nur neun Monaten nach der ersten Auslieferung.

Natürlich muss nicht jede Gründerin und jeder Gründer das Ziel haben, ein Milliardenunternehmen aufzubauen. Doch um international erfolgreich zu sein, kann schnelles Wachstum hilfreich sein – und dafür benötigt man meist das Kapital von Investorinnen und Investoren. Aber welcher VC-Investor hat bisher die meisten Einhörner unterstützt? Die folgende Auswertung von Gründerszene, basierend auf öffentlichen Informationen, Handelsregistereinträgen und Angaben der VCs, gibt Aufschluss.

Die Top-Investoren in Deutschlands Einhörnern

Die Ergebnisse der Recherche sind bemerkenswert: Obwohl oft behauptet wird, Deutschland sei zu abhängig von großen internationalen Investorinnen und Investoren, stammen vier der fünf führenden Unicorn-Macherinnen und -Macher aus dem deutschen Raum. Dazu gehören Target Global mit sechs Investments sowie HV Capital, Lakestar und Cherry Ventures mit jeweils fünf Beteiligungen. Diese VCs haben insgesamt in 15 der derzeit 32 deutschen Einhörner investiert. Der japanische Geldgeber Softbank ist der einzige ausländische Investor unter den Top fünf und hält Anteile an fünf deutschen Einhörnern.

Täuscht also der Eindruck der großen Abhängigkeit von ausländischem Kapital? Leider nicht. Ab Platz sechs wird deutlich, dass ohne internationale Investorinnen und Investoren wenig läuft. VCs wie Northzone aus London, Schweden und den Niederlanden, Accel Partners aus London und San Francisco, G Squared aus Chicago, der Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi oder Tencent aus Shenzhen mögen zahlenmäßig knapp hinter den deutschen VCs liegen. Doch ihr Kapital ermöglicht es deutschen Startups, vor allem in späteren Unternehmensphasen, weiterhin auf Wachstum zu setzen. Denn die Beträge, die sie bereitstellen, übersteigen deutlich die Möglichkeiten der meisten heimischen Wagniskapitalgeberinnen und -gebern.

Die Rolle deutscher Seed-Investoren

Die Bedeutung deutscher Seed-Investorinnen und Investoren darf nicht unterschätzt werden. Mit ihrem Kapital haben es deutsche Startups überhaupt erst geschafft, eine Größe zu erreichen, die sie auf den Radar internationaler Investorinnen und Investoren brachte. Es ist also das Zusammenspiel beider Investorengruppen, das den Erfolg ausmacht.

Die Top 5 VCs mit den meisten deutschen Unicorns

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Platz 1: Target Global
Target Global hat seine Wurzeln in Russland, ist mittlerweile jedoch in Berlin ansässig. Der VC hat durch Beteiligungen an sechs deutschen Einhörnern, darunter Choco, Flink, Wefox, Sennder, Omio und Grover, ein gutes Händchen für lukrative Investments bewiesen. Laut Crunchbase hat Target Global bisher über 190 Investments getätigt, aktuell sind es 106. Der VC geriet jedoch in die Kritik wegen vermuteter Finanzierung durch Oligarchen, die Putins Krieg gegen die Ukraine unterstützen. Alexander Frolov, der Gründer, trat daher im Mai 2022 zurück, um den Ruf des Fonds zu schützen.