Tech & Trends Wenn die Butter mit dem China-Express kommt: Temu greift jetzt den Lebensmittelmarkt an

Wenn die Butter mit dem China-Express kommt: Temu greift jetzt den Lebensmittelmarkt an

Der chinesische Online-Gigant Temu will sein Geschäftsmodell in Europa auf Lebensmittel, Getränke und Drogerieprodukte ausweiten. Ein strategischer Schachzug, der etablierte Händler unter Druck setzen könnte.

Der asiatische Billig-Marktplatz Temu hat offenbar Appetit auf mehr. Nach der rasanten Expansion im Non-Food-Bereich nimmt der chinesische E-Commerce-Riese nun den lukrativen Lebensmittelmarkt ins Visier. Wie die Lebensmittelzeitung berichtet, wirbt das Unternehmen bereits aktiv um deutsche und europäische Lieferanten für Getränke, Süßwaren und andere Nahrungsmittel. Ein spezialisiertes Team soll seit Mai daran arbeiten, lokale Anbieter für die Plattform zu gewinnen.

Gespaltene Reaktionen der Lieferanten

Die Anfragen aus China stoßen bei potenziellen Partnern auf unterschiedliche Resonanz. Während einige Unternehmen die Chance auf neue Absatzwege wittern, stehen andere dem Vorstoß kritisch gegenüber. Marlena Hien, Co-Gründerin der Nahrungsergänzungsmittelmarke Bears with Benefits, lehnt eine Zusammenarbeit kategorisch ab. „Temu mag für viele Marken eine schnelle Reichweite und Absatz bringen – für uns steht das aber im direkten Widerspruch zu allem, wofür unsere Brand steht: undurchsichtige Lieferketten, aggressive Plattform-Strategien, Wegwerf-Mentalität statt Markenaufbau“, erklärt sie in einem LinkedIn-Post.

Auf der anderen Seite berichtet der bayerische Hersteller Wurstbaron von positiven Erfahrungen. Das Unternehmen verzeichnet nach eigenen Angaben seit Monaten „starke Verkaufszahlen“ über die Plattform und zeigt sich mit der Partnerschaft zufrieden – lediglich bei der Produktpräsentation in der App gebe es „Luft nach oben“.

Strategisches Kalkül hinter der Expansion

Der Vorstoß in den Lebensmittelsektor folgt einer klaren Strategie. „Lebensmittel und FMCG-Produkte führen zu regelmäßigen Bestellungen, fördern die Kundenbindung und führen zu hohen Wiederkaufraten“, erläutert Prof. Christoph Tripp, Experte für Distributions- und Handelslogistik, in der „DVZ“. Damit nähere sich die Plattform schrittweise dem Konsumverhalten europäischer Verbraucher an – eine Vorgehensweise, die an die Anfänge von Amazon in Europa erinnere.

Der Online-Lebensmittelhandel gilt als Wachstumsmarkt. Laut Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (BEVH) stiegen die Umsätze mit Lebensmitteln im vergangenen Jahr um 5,5 Prozent, bei Medikamenten sogar um 6,3 Prozent. Kein Wunder also, dass Temu in diesem Segment mitmischen will.

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