Wie ein Ex-Autozulieferer die Kurve kriegt
So wurde, nicht zum ersten Mal, Ende vergangenen Jahres eine Fälscherwerkstatt in China ausgehoben. Kunden war eine ungewohnt schwache Qualität bei Lüftern aufgefallen. Die Detektivarbeit der Papst-Leute ermittelte einen bereits zuvor aufgefallenen, aber damals geflüchteten Fälscher, der eine angebliche EBM-Papst-Niederlassung im chinesischen Fushan betrieb. Mit gebraucht gekauften Originalventilatoren betrieb er nach Neuetikettierung einen schwunghaften Handel – bis er nun aufflog. „Gefälschte Produkte können minderwertige Materialien enthalten und nicht den strengen Qualitäts- und Sicherheitsstandards entsprechen, die wir für unsere Originalprodukte gewährleisten” sagt Ralf Duckeck, verantwortlich für Markenrechte und geistiges Eigentum bei EBM-Papst, in einem Hörfunk-Interview. Er setzt auf neuartige Methoden, um Fälschern das Handwerk immer mehr zu erschweren. Immerhin einige hunderttausend Euro kosten solche Produktverfälschungen das Unternehmen jährlich. Aber auch in China sei man inzwischen problembewusster geworden und verfolge die Täter entschlossener als früher.
Derweil scheint es wie ein trotziges Signal, dass EBM-Papst vor wenig mehr als einer Woche am Stammsitz in Mulfingen sein neues „Technikum” in Betrieb genommen hat. Konzernchef Klaus Geißdörfer wertet das Forschungszentrum für Highspeed-Kompressoren und deren Weiterentwicklung als „wichtigen Baustein der Kernsegmente Luft- und Heiztechnik, Digitalisierung und Nachhaltigkeit”. Das Forschungs- und Anwendungsgebiet war dem Unternehmen seit 2015 runde 60 Millionen Euro an Investitionen wert, ein Viertel davon ist in das Gebäude und seine Ausstattung geflossen, sechzig neue Arbeitsplätze brachte es mit sich. Als alleinstehende Zahl mag dies verblassen gegenüber dem Fluss von Schreckensnachrichten aus der Großindustrie, was den Arbeitsplatzabbau angeht. Es bestätigt sich allerdings, was oft nur in Sonntagsreden über die Bedeutung und Beschäftigungssicherung von Familienunternehmen zu hören ist. Immerhin sind diese auch in Wirklichkeit das Rückgrat der deutschen Wirtschaft.
Dass EBM-Papst sowohl mit Startups als auch Weltfirmen zu beiderseitigem Nutzen zusammenarbeitet, bestätigt sich gerade in diesen Tagen. Da wäre zum einen Hyting, ein junges Unternehmen, das ein patentreifes Verfahren entwickelt hat, mit Sauerstoff und Wasserstoff aus der Luft ein Heizsystem zu speisen – die Zusammenarbeit soll wassertoffbetriebene Wärmegeneratoren entwickeln. Und dann ist da Siemens. Mit dem Weltkonzern will EBM-Papst die Digitalisierung der internationalen Standorte vorantreiben und deren Vernetzung fördern. Spätestens hier wird die Künstliche Intelligenz eine Schlüsselrolle einnehmen. Der Abschied von der Autoindustrie ist damit fast schon Geschichte, und bei EBM-Papst sieht man es, firmentypisch, ganz cool.