Tech & Trends Wie nützlich ist KI in der Diagnostik?

Wie nützlich ist KI in der Diagnostik?

Künstliche Intelligenz kann die Gesundheitsversorgung verbessern, Kosten senken und die Versorgung ausweiten, indem sie Effizienz, Präzision und Vorhersagbarkeit steigert. Kathrin Palder von Siemens Healthineers im Gespräch mit dem Business Punk.

Was können wir noch erwarten?

Der digitale Zwilling wäre ein Beispiel: ein virtuelles Abbild eines Menschen, das Daten aus Bildgebung, Laborwerten, Vitalparametern und KI-Analysen zusammenführt, um Krankheitsverläufe und Therapieerfolge zu simulieren.
Heute gibt es bereits erste digitale Zwillinge von Organen, etwa vom Herzen oder der Leber, die für personalisierte Diagnostik und Therapieplanung genutzt werden. In Zukunft könnte ein vollständiger Patientinnen-Zwilling die gesamte Versorgung begleiten – von Prävention über Diagnose bis zur Nachsorge – und Ärztinnen dabei unterstützen, Behandlungsentscheidungen individueller und vorausschauender zu treffen. Der digitale Zwilling könnte helfen, frühzeitig zu erkennen, bevor Symptome auftreten.

Wie sieht das in der Praxisanwendung tatsächlich aus?

Eines der drängendsten Probleme in der heutigen Radiologie ist das exponentielle Wachstum der Daten und der Mangel an medizinischem Personal, um die komplexen und ständig wachsenden Informationsmengen zu bewältigen. Intelligente Lösungen unterstützen Radiologen dabei, fundiertere klinische Entscheidungen zu treffen und einen Mehrwert entlang der Patient Journey zu schaffen.

Wo liegt der Vorteil, außer dem Teil des finanziellen Parts?

Wann immer es zu schwierig, zu zeitaufwändig oder einfach nicht effizient ist, umfangreiche Datenanalysen selbst durchzuführen, bietet die künstliche Intelligenz eine wertvolle Entlastung. So können Kliniker sich voll auf ihre Patienten konzentrieren und ihre eigene Expertise noch gezielter einsetzen. Mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Arbeitshilfen stellen aussagekräftige Beziehungen zwischen ungeordneten Daten her, leiten wichtige Erkenntnisse daraus ab und wenden das Gelernte auf neue Krankheitsfälle an. Indem sie Ärzten hilft, fundiertere klinische Entscheidungen zu treffen, hat sich künstliche Intelligenz inzwischen als unentbehrliches Werkzeug in allen Bereichen des Gesundheitswesens etabliert. Sie bereichert die Entwicklung neuer Medikamente, verbessert die Patientenbetreuung und erleichtert operative Entscheidungen.


Was kostet die KI in der Diagnostik?

Eine pauschale Zahl lässt sich nicht geben, da die Kosten stark von der jeweiligen Lösung und ihrer Einbettung in bestehende Systeme abhängen.

Ist dies eine Unterstützung für den Arzt oder bedroht es ihn, so wie es medial ab und zu kolportiert wird?

KI verstärkt die Arbeitsabläufe im Gesundheitswesen– insbesondere in den Bereichen Bildgebung, Vitalparameter und Labordaten – aber wird niemals das Klinikpersonal ersetzen. KI dient als leistungsstarkes Entscheidungshilfeinstrument, das sich wiederholende oder datenintensive Aufgaben erledigt. Ärzte bleiben die letzten Entscheidungsträger, insbesondere in Bezug auf Ethik und Patientenversorgung

Wo gibt es Nutzungsbeispiele, zum Beispiel bei der Mammografie, oder bei der Identifizierung von …?

KI kann auch Leseunterstützung bieten und als zusätzliches Augenpaar bei der Interpretation medizinischer Bilder und der quantitativen Analyse von Tumoren dienen. Auch Zufallsbefunde sind möglich, da die KI das ganze vorhandene Bild analysiert, ohne sich auf ein bestimmtes Areal und eine bestimmte Fragestellung zu konzentrieren. Dies ist besonders wichtig, wenn es um Screening-Programme geht, zum Beispiel bei Brust- und Lungenkrebs, die riesige Mengen an Bildgebungsdaten erzeugen, die interpretiert werden müssen, und bei der Priorisierung von Fällen helfen.